Hermann Heinisch wurde am 16. November 1921 in Deutsch-Liebau, in der Nähe von Mährisch-Schönberg, geboren. Er stammte aus einer Textilarbeiterfamilie. Nach dem Besuch der Volksschule in Böhmisch-Liebau und der Bürgerschule in Deutsch-Liebau absolvierte er eine Ausbildung zum Schneider.
Am 13. Oktober 1940 wurde Heinisch zum Reichsarbeitsdienst nach Müglitz einberufen und nach Deutschland und Frankreich geschickt. Er kehrte Ende Januar 1941 zurück, aber schon im Februar bekam er den Einberufungsbescheid zur Wehrmacht und am 15. Februar wurde er nach Görlitz eingezogen. Von Kindheit an litt Heinisch an Mandelentzündungen und am 13. Juni 1941 mussten seine Mandeln schließlich entfernt werden. Er tat an der Front seinen Dienst als Hornist und Spielmann und bildete sogar weitere Flötenspieler aus. Am 31. Dezember 1941, als Heinisch Silvester feierte, fiel sein Bruder Oskar an der Front südwestlich von Moskau (Heinisch erfuhr das erst am 1. Mai 1942). Im März erhielt Heinisch einen Marschbefehl an die eisige Ostfront nach Russland, aber bereits im Mai wurde er krankgeschrieben (Verdacht von Tuberkulose) und in ein Lazarett geschickt.
Im Juli 1942 kam Heinisch wieder nach Görlitz und kurz auch nach Hause zurück. In Görlitz wirkte er eineinhalb Jahr beim Regiments-Musikcorps. Im Herbst 1943 wurde er kurz nach Troppau verlegt. Von hier wurde er im Februar 1944 nach Russland geschickt - dort sollte er nicht mehr "musizieren", sondern zum Artillerie-Regiment eingesetzt werden. An der Kriegsfront verbrachte er aber nur ein paar Monate und schon im Mai begab er sich auf eine Konzertreise mit einer Musikkapelle. Die Kapelle, die von Mai bis November 1944 in Leignitz stationiert war, veranstaltete mehrere Konzerte in Deutschland, Polen und in der Nähe der deutsch-polnisch-tschechischen Grenzen - z. B. in Glogau, Peterswaldau, Görlitz und Schneekoppe im Riesengebirge. Nach der Auflösung der Kapelle kam es zum letzten Fronteinsatz - im Januar 1945 begann die russische Winteroffensive. Noch bevor Heinisch nach Russland geschickt wurde, begann er als Ordonanz bei einem Major zu arbeiten. Kurz vor dem Kriegsende befand sich Heinisch in Berlin, wo er verwundet und fast erschossen wurde. Am 2. Mai geriet er in russische Gefangenschaft, in der er bis zum 13. September 1945 blieb - er wurde wegen Unterernährung und eines "Herzklappenfehlers" entlassen. Die vermeintliche Freiheit hatte jedoch ein rasches Ende, denn schon am 17. September wurde Heinisch in Grottau verhaftet und drei Tage später nach Reichenberg verlegt, wo er bis zum 22. Mai 1946 in der tschechischen Gefangenschaft blieb.
Am 16. August 1946 wurde er mit seiner Familie aus seiner Heimatgemeinde (Böhmisch Liebau) vertrieben und im hessischen Lager Sandbach, das als die Endstation für die Vertriebenen diente, entschied sich die Familie nach Mörfelden (auch in Hessen) zu gehen. Am Anfang war die Aufnahme durch die hiesigen Bewohner nicht besonders warmherzig, was sich aber zum Glück für die vertriebene Familie bald änderte. Heinisch absolvierte einen englischen Sprachkurs und nahm im nahen Walldorf bei dem Musiklehrer Siewers Klavierunterricht. Im Juli 1947 ertrank er fast bei einem Ausflug ans Wasser und nur wenige Augenblicke trennten ihn vom Tode. Von 1956 bis 1964 saß er in der Gemeindevertretung Mörfelden, dann wirkte er als Stadtverordneter (1968-1972).
1968 erhielt er die Erlaubnis Kommunion zu spenden. Von 1968 bis 1970 absolvierte er eine Ausbildung in Mainz (Theresianum), um die kleine Missio canonica zu erlangen. Daraufhin folgte ein religionspädagogischer Aufbaukurs in Mammolshain (Königstein im Taunus), mit abschließender Erweiterung der Missio canonica für den Unterricht der Religion an den Grund- und Hauptschulen. 1972 wurde die Missio Canonica noch um die Realschulen erweitert. Von Januar bis Oktober 1972 machte er einen theologischen Fernsehkurs in Würzburg. Vom 20. Oktober 1972 bis zum 1. Juni 1973 bekam er eine Diakon-Ausbildung im Priesterseminar in Mainz. Am 28. März 1973 wurde ihm die bronzene Ehrenplakette der Stadt Mörfelden verliehen. Vom 1. bis zum 30. September 1973 absolvierte er ein Seelsorgepraktikum in der Kirche St. Christophorus in Rüsselsheim. Am 10. November 1973 wurde er im Mainzer Dom offiziell zum Diakon durch den Bischof Josef Maria Reuß geweiht. Seitdem wirkte er als hauptberuflicher Diakon in Mörfelden-Walldorf in der Pfarrei St. Marien. Dort blieb Hermann Heinisch bis 1989 - am 1. Januar 1990 ging er in die Rente, trotzdem nahm er weiter an den Aktivitäten der Pfarrgemeinde teil. Am 30. Juli 1991 wurde er als Delegierter in die Konferenz des Sudetendeutschen Priesterwerkes durch Weihbischof Gerhard Pieschl einberufen.
1990 wurde ein Buch Deutsch-Liebau - Was ein Dorf zu erzählen weiß publiziert, das eine Menge von Ergänzungen zum Heimatbuch 1935 über Deutsch-Liebau beinhaltet. Neben zwei Gedichten von Heinisch (siehe Dokumente) findet man darin zwei kurze Texte von ihm - Eine interessante Bilanz und Prof. Hans Bischko - Wer hätte das gedacht?
Im Jahre 1997 erschien eine Sammlung von Erinnerungen und Gedichten Dort auch bist ja Du mir nahe, überall und jederzeit, in der Heinisch die Schicksalsjahre 1940-1948 reflektierte. Vorwiegend in Form eines Tagebuches erzählt er von dieser schweren Zeit, wobei seine Erinnerungen durch eine Menge von Gedichten, die er innerhalb dieser Jahre verfasste, und reiches Bildmaterial ergänzt werden. Die Gedichte spiegeln vor allem die erlebten Ereignisse an der Front, bei den Reisen, im Krankenhaus, bei der Verhaftung und Vertreibung wider; manche werden auch konkreten Personen (Mutter, Bruder) gewidmet. 2004 wurde eine Chronik zum fünfzigjährigen Weihejubiläum der Pfarrgemeinde St. Marien in Mörfelden veröffentlicht, die von Heinisch und Leonhard Peez (einem seit 1965 in Mörfelden ansässigen Professor) verfasst wurde. Die Chronik behandelt sowohl die Vorgeschichte, als auch die eigentliche Geschichte und weitere Entwicklung der Pfarrgemeinde in Mörfelden in den letzten fünf Jahrzehnten. Der informative Bericht wird von vielen Bildern, Dokumenten, Zeitungsartikeln, Briefen usw. begleitet.
Hermann Heinisch - Schneider, Spielmann, Dichter und Diakon in einer Person - verstarb am 26. August 2005 mit 83 Jahren in Mörfelden. Einige Jahre nach seinem Tod erschien im Polygon-Verlag die Novelle Walter und Maria, die Heinisch in Reichenberg als Gefangener der Tschechen niedergeschrieben hatte.