Ottilie Breiner: Im Zeitenlauf

7 Bilder aus der Geschichte Znaims
Unvollendet
Jahr der Publikation
1923
Publikationsort
Znaim
Gattung
Drama
Bibliographische Daten
Breiner, Ottilie: Im Zeitenlauf. 7 Bilder aus der Geschichte Znaims. Znaim 1923.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Wie bereits der Titel und insbesondere der Untertitel (7 Bilder aus der Geschichte Znaims) verraten, handelt es sich um ein Stück, das geschichtliche Ereignisse zum Gegenstand hat. Die Darstellung der Geschichte ist allerdings nicht das Hauptanliegen O. Breiners literarischen Bemühens; vielmehr macht sie sich jene zum Mittel, um die Heimat bzw. das Deutschtum zu besingen, hervorzuheben, und dem deutschnationalgesinnten Teil des Publikums, ggf. der Leserschaft, Glaube an die Kraft, Einzigartigkeit und Privilegiertheit der Deutschen einzuflößen. Demungeachtet zeugt dieses Werk von einer relativ detaillierten Beschäftigung der Autorin mit der Vergangenheit, wobei aber manchmal auch Ungenauigkeiten auftreten.

Bei den sieben Teilen - „Bildern", aus denen Im Zeitenlauf besteht, handelt es sich jeweils um einen kurzen Einakter mit teilweise dramatischem Aufbau. Strukturell wie inhaltlich bedeutend ist die Rolle des Chors, der sowohl das ganze Werk einleitet, als auch für eine Art Schlussfolgerung und Abschluss jedes der sieben Bilder sorgt. Durch den Chor brachte die Autorin manche explizite Formulierung nationalistischer, häufig kämpferisch gefärbter Gedanken ans Licht. Die personifizierte Heimat nimmt zweifellos die wichtigste Stelle ein: Obwohl „Die Heimat" als Person nur zweimal auftritt (S. 3, 31), steht sie im Mittelpunkt des Interesses. Im Vorspiel ersucht der Chor (= die Landeseinwohner) die Heimat um die Verkündigung ihres Leides, worauf sie Bilder aus der Vergangenheit hervorruft mit der Mahnung, ihre Einwohner sollen den Grund neu „bebau'n" (S. 3). „Die Heimat" steht hier als gepeinigte Mutter und Göttin, an welcher Unrecht begangen worden ist. Anhand der einzelnen Geschichtsausschnitte soll ihr Schicksal so skizziert werden, um Mitleid mit ihr zu erwecken, die Erkenntnis der zugefügten Ungerechtigkeit zu veranlassen, und somit den Nährboden für eine mutige nationalistische Denkweise zu schaffen. Das Ergebnis solchen Denkens sollte v. a. die Bereitschaft sein, für die Befreiung der Heimat, die hier mit Nation gleichzusetzen ist, zu kämpfen.

Die zentrale Rolle der Heimat, deren Schätzen als höchstes Wesen („Mutter“, „Göttin“ – S. 3) und höchstes Gut sowie die zahlreichen das Deutschtum begünstigenden, z. T. eher wortgewaltigen Äußerungen dürften dazu berechtigen, das Stück Im Zeitenlauf der Heimatdichtung zuzuordnen, innerhalb derer dann jenem Strom, welcher an der Wegbereitung der sogenannten Blut-und-Boden-Dichtung teilnahm.