Ferdinand von Saar: Herr Fridolin und sein Glück
Die Novelle spielt in Mähren, in der Umgebung des Städtchen Rájec, und hat eine Rahmen- und eine Binnengeschichte. Die Rahmengeschichte handelt von dem zufriedenen, ja glücklichen „Zimmerwärter“ Friedrich „ – oder eigentlich der tschechischen Taufliste nach, Bedřich Kohout“, der es „vom barfüßigen, des Lesens und Schreibens unkundigen Lehrjungen in der Schlosstischlerei durch besondere Dienstwilligkeit und Verwendbarkeit im Lauf einiger Jahre zum Hausknecht“ und bis zum Gutsverwalter der Grafschaft zu N. brachte. Friedrich Kohout, von allen Fridolin genannt, ist glücklich verheiratet, lässt „sein rundes Gesicht beständig in unterwürfigem Frohsinn strahlen […] und erfreut sich im Schlosse allgemeinster Beliebtheit.“
In seiner Stammkneipe sitzend und seiner größten Leidenschaft, dem Trinken von frisch gezapftem Pilsener Bier, folgend, erzählt der glückliche Fridolin dem Erzähler seine in der Vergangenheit liegende Liebesgeschichte:
Fridolin lernte die schöne Milada kennen, als sie als Wäscherin in der Schlossküche arbeitete. Fridolin fühlte sich von ihr angezogen, trotzdem hielt er Abstand von ihr, da er aus rationalen Gründen keine Liebschaft mit ihr beginnen wollte. Als allerdings ein polnischer Fürst, der im Schloss zu Besuch war, seinen Friseur mitbrachte, der Milada ununterbrochen den Hof gemacht hat, warFridolin eifersüchtig und schließlich sehr enttäuscht, als er erfuhr, dass Milada sich von ihm verführen ließ. Er ließ sich seine Gefühle aber nicht anmerken und beherrschte sich. Bald danach kehrt Milada nach Hause zurück und man erfährt lange nichts mehr von ihr. Doch Fridolin konnte sie nicht vergessen. Als er einmal in die Waschküche kam, erfuhr er die erschütternde Nachricht: Milada brachte ihr eigenes Kind um, dessen Vater der polnische Friseur war, und kam für drei Jahre ins Zuchthaus.
Eines Tages erblickt Fridolin beim Spaziergang plötzlich am Ufer eines Teiches eine weibliche Gestalt. Es ist Milada. Er will umkehren und so rasch wie möglich verschwinden, doch Milada spricht ihn an und versucht ihn an seine frühere Zuneigung zu ihr zu erinnern, indem sie ihm alles sagt, was sie so lange verschwiegen hat. Es wird sichtbar, dass sie ihn schon immer liebte, wie er sie auch, und es nur nicht gezeigt hatte, also sei er eigentlich schuld an allem, was ihr passierte. Es stellt sich außerdem heraus, dass sie eigentlich ihr Kind nicht umbringen wollte, sie wollte es nur vor dem Zorn ihres Vaters verstecken: Sie verbarg es im Wald, wo es aber erfrohr. Milada verlangt von Fridolin, dass er sie nun heiratet. Fridolin lehnt das als eine Ungeheuerlichkeit, die seine Karriere kaputt machen würde, ab. Totzdem fühlt er sich mächtig hingezogen zu Milada und trifft sie am nächsten Tag wieder. Diese Treffen endet bereits in heißen Umarmungen. Fridolin ist nun bereit, seine Herrschaft zu verlassen und mit Milada nach Amerika zu fliehen, wo sie niemand kennt. Mit der Ausrede, er besuche seine Schwester nahe Wyschau, stehlt er sich aus dem Schloss und wartet am vereinbarten Ort auf Milada. Die kommt aber nicht. Nach einigen Tagen bekommt Fridolin einen Brief von ihr, in dem sie ihn benachrichtigt, dass sie den Müller aus ihrem Dorf heiraten wird.
Dies erweckt in Fridolin gemischte Gefühle: Einerseits fühlt er sich erleichtert, andererseits ist er eifersüchtig und fühlt Hass auf den Müller und Milada. Als er am nächsten Tag ins Schloss zurückkehrt, eröffnet ihm die Gräfin, dass sie gedenkt, ihn mit dem Kindermädchen Katinka zu verheiraten. Dann werde er mit der Stelle des Zimmerwärters für seine langjährigen treuen Dienste belohnt.
Einige Zeit später erfährt Fridolin, dass Milada tatsächlich den alten Müller heiratete und nach zwei Jahren Witwe wurde (böse Zungen behaupteten, sie hätte ihren Mann vergiftet, was sich aber nie bestätigte). Bald danach heiratete sie einen anderen Mann, starb aber im Wochenbett. Hiermit endet die Geschichte der großen Liebe Fridolins – und er kann sich seinem häuslichen Glück zuwenden.