Ferdinand von Saar


Ferdinand von Saar wurde in Wien geboren. Er stammte aus einer Familie hoher Beamter. Als Soldat diente er in mehreren böhmischen und mährischen Städten (Brünn, Iglau, Prag). Von 1849 bis 1851 verweilte er als Kadett des 16. venezianischen Infanterieregi­ments in Olmütz. Später wirkte er als freier Schriftsteller in Wien. Er wurde oft von adeligen Mäzenen unterstützt und hielt sich auch auf deren Gütern in Mähren auf (Blansko, Raitz). Un­heilbar krank, beging er im Jahre 1906 Selbstmord.

Saar ist Autor eines umfang- und facettenreichen Werkes. Seine Leserschaft fand Gefallen an seinen Erzählungen und Novellen, die oft in Mähren oder Wien spielen (Novellen aus Österreich, 1877; Doktor Trojan, 1896) und sich an der Grenze zwischen Realismus, Naturalismus (Die Steinklopfer, 1874) und Dekadenz bewegen. In seinen Texten befasste er sich oft mit nationalen Problemen (Epos Hermann und Dorothea, 1902). Saar schrieb auch Lyrik (Wiener Elegien, 1893) und Dramen (die zweiteilige Tragödie Heinrich IV., 1863).

Werke

Jahr der Publikation
Der Borromäer 1860
Kaiser Heinrich IV. 1865
Innocens 1866
Marianne 1873
Die Geigerin 1873
Die Steinklopfer 1874
Die beiden De Witt 1875
Novellen aus Österreich 1877
Das Haus Reichegg 1877
Vae victis! 1878
Der Exezellenzherr 1880
Tambi 1881
Tempesta 1881
Thassilo 1886
Eine Wohlthat 1887
Wiener Elegien 1893
Schloß Kostenitz 1893
Herr Fridolin und sein Glück 1894
Doktor Trojan 1896
Herbstreigen 1897
Die Pincelliade 1897
Nachklänge 1899
Der Brauer von Habrovan 1900
Camera obscura 1901
Hermann und Dorothea 1902
Österreichische Festdichtungen 1903
Mährische Novellen 2015

Forschungsliteratur

Motyčka, Lukáš/Opletalová, Veronika (Hgg.): Literární procházky německou Olomoucí/Literarische Wanderungen durch das deutsche Olmütz. Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2012.
Motyčka, Lukáš/Veselá, Barbora (Hgg.): Anthologie der deutschmährischen Literatur. Universita Palackého v Olomouci, Olomouc 2014.
Bruckmüller, Ernst (Hg.): Personen Lexikon Österreich. Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, Wien 2001.
Österreichisches Biographisches Lexikon. Hrsg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. o.V., Wien 1988.
Boehringer, Michael (Hg.): Ferdinand von Saar. Richtungen der Forschung / Directions in Research. Gedenkschrift zum 100. Todestag. Praesens, Wien 2006.
Egit, Kasim: Ferdinand von Saar. Thematik und Erzählstrukturen seiner Novellen. Agora, Berlin 1981.
Hanisch, Oda: Die Turgenev-Rezeption im Prosaschaffen Ferdinand von Saars. Dissertation. Pädagogische Hochschule Magdeburg, Magdeburg 1987.
Heydemann, Klaus: Umgang mit Dichtern. Zu Ferdinand von Saars Gedichten „Kontraste“, „Grillparzer“ und „Das Grab in Weidling“. In: Tomiczek, Eugeniusz (Hg.): Vita pro litteris. Festschrift für Anna Stroka. Wydawnictwo Naukowe PWN, Warszawa u. a. 1993.
Hoffmann, Werner: Ferdinand von Saars „Tambi“ als Kontrafaktur von Franz Grillparzers Novelle „Der arme Spielmann“. In: Laufhütte, Hartmut (Hg.): Literaturgeschichte als Profession. Festschrift für Dietrich Jöns. Mannheimer Beiträge zur Sprach- und Literaturwissenschaft. Band 24. o.V., Tübingen 1993, S. 248–270.
Kindermann, Heinz (Hg.): Briefwechsel zwischen Ferdinand von Saar und Marie von Ebner-Eschenbach. Jahresgabe der Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, Band 1957. Wiener Bibliophilen-Gesellschaft, Wien 1957.
Klauser, Herbert: Ein Poet aus Österreich. Ferdinand von Saar. Leben und Werk. Zweite erweiterte Auflage. Literas, Wien 1995.
Kobau, Ernst: Rastlos zieht die Flucht der Jahre …: Josephine und Franziska von Wertheimstein – Ferdinand von Saar. Böhlau, Wien 1997.
Kretzschmar, Hadwig: Ferdinand von Saar. Eine Zusammenstellung der seit seinem Tode erschienenen Ausgaben seiner Schriften und der Literatur über ihn und sein Werk. Bibliographische Hefte, Band 4. Greven, Köln 1965.
Lukas, Marianne: Ferdinand von Saar. Leben und Werk. Kleine Humboldt-Bibliothek, Band 204. Humboldt, Wien 1947.
Polheim, Karl Konrad (Hg.): Ferdinand von Saar. Ein Wegbereiter der literarischen Moderne. Festschrift zum 150. Geburtstag, mit den Vorträgen der Bonner Matinee und des Londoner Symposions sowie weiteren Beiträgen. Bouvier, Bonn 1985.
Socher, Anne: „Du bist mir verfallen mit Leib und Seele!“ Darstellungen des Betrugs und der gescheiterten Liebe in Ferdinand von Saars Novellen „Die Geigerin“, „Das Haus Reichegg“ und „Ginevra“. [Anm. 3] Lehrerbildungszentrum (LBZ) der Ludwig-Maximilians-Universität München, München 2007.
Wagner, Giselheid: Harmoniezwang und Verstörung. Voyeurismus, Weiblichkeit und Stadt bei Ferdinand von Saar. Studien und Texte zur Sozialgeschichte der Literatur, Band 109. Niemeyer, Tübingen 2005.
Wagner, Karl: Saar, Ferdinand Ludwig Adam von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 22. Duncker & Humblot, Berlin 2005, S. 315 f.
Wenske, Martin: Ferdinand von Saars „Wiener Elegien“. Perspektiven zu einem Verständnis. Europäische Hochschulschriften, Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur, Band 1457. Peter Lang, Frankfurt u. a. 1994.
Fiala-Fürst, Ingeborg: Jüdische Figuren und das Thema der jüdischen Assimilation bei Marie von Ebner-Eschenbach, Ferdinand von Saar und Jakob Julius David. In: Andrea Hohmeyer aj. (Hg.): Spurensuche in Sprach- und Geschichtslandschaften. Festschrift für Ernst Erich Metzner. Münster aj.: LIT 2003, S. 123–134.