Peter Härtling: Nachgetragene Liebe


Unvollendet
Jahr der Publikation
1980
Verlag
Luchterhand
Publikationsort
Darmstadt-Neuwied
Bibliographische Daten
Nachgetragene Liebe. Luchterhand, Darmstadt-Neuwied 1980.
Art der Veröffentlichung
Separate Veröffentlichung

Die Geschichte ist eine Nachprüfung der prägenden Erlebnisse und Empfindungen der Olmützer Jahre, im Versuch, erinnernd den Kontakt zum toten Vater zu knüpfen, ihm seine „nachgetragene“ Liebe zu bezeugen. Die autobiographische Prosa, beruht auf dem Erinnern an kleine, von Ereignissen der Jahre 1941 – 1945 determinierte, mit  Augen des Kindes und des Erwachsenen gesehene Geschichten und an Umbruchstage, vor allem aber die Rekonstruktion des Vaterbildes viele Jahre nach dessen Tod. Das Kind registrierte vor allem die äußeren Effekte, mit denen die Nazibewegung die Jugend zu gewinnen suchte, der unheilvolle Einfluss der Schule und der Kameraden wirkte stärker als die stummen und dem Jungen unverständlichen Versuche des Vaters, ihm auch für eine andere Wirklichkeit die Augen zu öffnen. Es geht in dieser Prosa aber hauptsächlich um das Reflektieren des Vater-Sohn Verhältnisses, das erst viele Jahre nach dem Tod des Vaters, und also einseitig, mit Einsicht hergestellt wird. Die Suche nach dem Sinn der wenigen Worte des Vaters und besonders des Nicht-Ausgesprochenen lässt den Erzähler die Zwiespältigkeit dieses ihm erst heute nahen Menschen erkennen. Die innere Spannung der nach außen hin schlichten Erzählweise entsteht durch das Oszillieren zwischen den Vorwürfen dem Vater, sich nicht klarer und eindringlicher ausgedrückt zu haben, den dem Jungen adressierten Vorwürfen, den Vater nicht begriffen zu haben und damals nicht begreifen zu wollen, und dem meist nicht offen geäußerten Wunsch beider nach gegenseitiger Nähe und Annäherung.