Josef Schmid-Braunfels: Der Freihof
Schauspiel in vier AuszügenDas Stück spielt in einem nicht näher bestimmten Dorf in Nordmähren, in der Nähe von Olmütz. Karl, der Sohn des Bauers Dittrich, kehrt nach 4 Jahren von der Marine zurück nach Hause auf den Hof Freihof. Der Bauerhof befindet sich in schlechter finanzieller Situation und ist verschuldet. Die soziale Thematik (schwierige finanzielle Lage der Bauer) wird im Stück mit der Moral und dem Ehrengefühl konstrastiert. Vater Dittrich wünscht, dass Karl die Tochter eines reichen Bauers Hadrian, dem sie das Geld schulden, heiratet. Zwischen den Vätern wird mit diesem Eheband schon fest gerechnet, Karl ist aber in das arme Dienstmädchen Leni verliebt, das in den letzten zehn Jahren auf dem Freihof diente. Die Ehe mit der reichen Klara muss also abgesagt werden, was für die Familie Hadrians eine Beleidigung bedeutet. Dafür will sich der Bauer Hadrian revanchieren und verlangt den Schuldbetrag am nächsten Tag ausgezahlt zu bekommen. Dazu kommt auf den Hof auf die Exekution wegen nicht bezahlter Steuern.
In dieser Situation will sich Bauer Dittrich Geld vom Juden Bernstein ausleihen, wofür er mit seiner ganzen Ernte bürgt. Der einflussreiche Hadrian kümmert sich aber darum, dass ihm das Geld nicht geliehen wird. In der Gestalt des Bergers Franz taucht aber ein möglicher Ausweg auf. Berger Franz, der vor einiger Zeit seinen versicherten Hof in Brand setzte, weil er verschuldet war, rät dem Dittrich, dasselbe zu machen. Dies wird jedoch von Dittrich aus moralischen Bedenken abgelehnt. Der Freihof wird jedoch (auf Anraten von Leni) von Karl in Brand gesetzt. Berger Franz wird beschuldigt und da Karl Gewissensbisse fühlt, bekennt er dem Vater seine Schuld. Dittrich betrachtet das als eine Beleidigung und Beschmutzung seines Namens und will seinen Sohn Karl erschießen. Vor dem Mord schrickt er jedoch letzten Endes zurück und will den Sohn dem Gericht übergeben. Karl jedoch verzweifelt úber dem Gedanken, den Rest seines Lebens im Kerker zu verbringen und erschießt sich. Der Bauer Dittrich verliert am Ende also den einzigen Sohn und entscheidet sich, den Freihof mit seiner Ehefrau zu verlassen.
Ich hab dir die Geschicht´schon oft erzählt, aber weil du sie schon vier Jahr´nie gehört hast, sollst du sie heut wieder hören. Paß gut auf, daß du sie a-mal dein´Kinder und Kindeskindern weiter erzählen kannst. – Das war im siebenjährigen Krieg, Olmütz war belagert und hätt´sich schon bald ergeben müssen. Da hat mei´leibhaftiger Urgroßvater – unser Herrgott last´ ´n heilig ruhen – durch Zufall erfahren, daß a feindlicher Proviantzug, der für die Belagerer bei Olmütz gehört hat, im Anzug ies. Wenn unser Leut´den Zug abfangen täten, hat sich der Urgroßvater gedacht, dann müßt´vielleicht der Feind de Belagerung aufheben. Und der Urgroßvater, das war a Mann, der hat nie allein gedacht, der hat a zugriffen, wenn´s notwendig war. Flugs ies er in ´n Kuhstall ´gange. Hat sich dort a Kalbin ausgesucht und die hat er zuerst in Stall tüchtig geschlagen. Wie das Vieh schon recht wild war, hat er´s ausgelassen. Die Kalbin ies wie närrischt davongerannt gegen die feindlichen Vorposten zu und der Urgroßvater immer hinterdrei´und hat geschrie´n: Halt mir mei´kalbin auf. So ist er glücklich durch die feindlichen Vorposten ´komme´ und hat unseren Leuten die Nachricht gebracht. Am nächsten Tag haben se den Proviantenzug überfallen und weggenomme und die Preußen mußten die Belagerung von Olmütz aufgeben. Zum Dank dafür hat mei Urgroßvater das Bild dort geschenkt ´kriegt, der Hof aber ist steuerfrei gewesen bis zum achtundvierziger Jahr´... “ (s. 7)
„Draußen auf der Olmützer Straß´ ies er im Graben gelegen. Dort hat er sich sein Rausch ausgeschlafen und hat geschnarcht, wie wenn er´s beste Gewissen von der Welt hätt´! (S.70)