Im literarischen Sinne fast ausschließlich erzählerisch tätig war Josef Lowag, ein Sohn Österreichisch-Schlesiens. Er wurde als Sohn eines Zeugschmieds und Drahtziehers in Einsiedel geboren. „Einsiedel ist ein großes Dorf, welches sich längs der schwarzen Oppa ausbreitet und von der Stadt Würbenthal durch die vereinigte Oppa geschieden wird“, heißt es in Josef Lowags Führer für Würbenthal und Umgebung (1888). Dort, wo sich die Staatsstraße in weitem Bogen gegen Hermannstadt windet, stand als letztes ein zu Einsiedel gehörendes Gebäude, ein einsames Wohnhaus, Lowags Geburtshaus, Besitz seiner Eltern Josef und Rosalia Lowag. Sie verkauften das Gehöft und erwarben ein Haus in der Siedlung Wolfseifen der Gemeinde Buchbergsthal. Dort besuchte der kleine Josef die Volksschule und begann als Dreizehnjähriger seine berufliche Ausbildung in einem Eisenwerk. Trotz anstrengender körperlichen Arbeit, die er damals als Hüttenjunge zu leisten hatte, erlangte er beim Besuch einer betriebseigenen Bergbau- und Hüttenschule und in eifrigem Selbststudium solide montanistische Kenntnisse.
Im Jahr 1870 kauften Lowags Eltern das Haus Nr. 183 in der Koloniegasse zu Würbenthal, das der Familie (mit Josefs Geschwistern Franz, Johann, Alois und Marie, also sieben Personen) eine neue Heimstatt bieten sollte. Im Alter von 60 Jahren starb am 1. März 1885 der Vater, mit 83 Jahren am 10. November 1909, also nach Josef jun., die Mutter.
Am 6. November 1876 heiratete Josef Lowag die aus Rückers im Glatzer Ländchen stammende Albertina Hatscher, die von ihren Großeltern, den Wirtschaftsbesitzerseheleuten Streit aus Einsiedel, erzogen worden war. Die Ehe, der zwei Söhne und zwei Töchter entsprossen, war von tragischen Ereignissen überschattet. Eine Tochter starb bereits im Kindesalter. Der ältere Sohn, Josef (geb. 11.10. 1877 in Würbenthal), von Beruf Bildhauer und Maler, starb nach kurzer Erkrankung, an einer Darminfektion, 27-jährig am 4. Oktober 1904. Er hatte die k.k. Fachschule für Holzindustrie in Würbenthal besucht und genoss später als junger selbstständiger Tischler und Bildschnitzer einen ausgezeichneten Ruf. Er soll äußerst begabt gewesen sein und war in seinen Mußestunden auch literarisch tätig.
Bald nach dem Tod des älteren Sohnes erkrankte Josef Lowag an Typhus und schwebte lange in Lebensgefahr. Seine 19-jährige Tochter Anselma Marie (geb. 10.12.1885 in Würbenthal) hatte soeben erst in Wien eine Stelle als Stubenmädchen angetreten, wurde jedoch schon nach sechs Wochen in die Heimat zurückgerufen, wo sich durch den Tod des Bruders und die Erkrankung des Vaters schwierige familiäre Verhältnisse ergeben hatten. Die Tochter, ein Mädchen von auffallender Schönheit, pflegte ihren Vater aufopfernd, infizierte sich ebenfalls und fiel der Krankheit am 16. Januar 1905 zum Opfer, während Josef Lowag genesen sollte. Es mutet fast wie eine Vorahnung an, wenn die ebenfalls dichterisch begabte Selma Lowag – so nannte sie sich als Lyrikerin – ihr Gedicht Wendung beschließt mit der Strophe:
Da geht durch das blumengeschmückte Land
der Tod! Er trägt in der knöchernen Hand
von blutrotem Mohn einen großen Strauß
und legt ihn ins Fenster von Mägdeleins Haus.
Josef Lowag scheint sich von diesen und anderen Schicksalsschlägen nicht mehr ganz erholt zu haben, zumal man ihm außerdem seine eigenen literarischen Erfolge neidete und seine beruflichen (montanistischen) Unternehmungen wirtschaftliche Rückschläge mit sich brachten. Der Höhepunkt der bergbaulichen Nutzung des Altvaterlandes war bereits überschritten, doch fanden sich immer wieder Unternehmer, die einen „letzten Versuch“ wagen wollten. An solchen Versuchen war auch Josef Lowag von Berufs wegen beteiligt. Als beispielsweise Julius Saltery, ein gebürtiger Freiwaldauer, in den achtziger Jahren aus Amerika ins Altvatergebirge kam und als Vertreter eines amerikanischen Konsortiums auf der Goldkoppe bei Freiwaldau einen Goldbergbau eröffnete, wurde Lowag als Steiger eingestellt und später als Obersteiger und Betriebsleiter beschäftigt. Zeitweise leitete er den Goldbergbau in Dürrseifen und am Hohenberg bei Würbenthal sowie den Eisensteinbergbau der „Alexanderzeche“ in Neuvogelseifen. Im Auftrage großer Montangesellschaften unternahm er mehrere Reisen, um Studien zu treiben und Fachgutachten abzugeben.
Im eigentlichen Sinne literarisch tätig war Josef Lowag als Erzähler, und seine Buchveröffentlichungen weisen ihn als heimatverbundenen Sohn des Altvaterlandes aus. Er sammelte Heimatsagen, verfasste heimatgeschichtliche Darstellungen, schrieb Erzählungen aus dem harten Daseinskampf seiner Mitmenschen, beschäftigte sich mit Volkskunde und setzte sich für die Erhaltung des Volkstums ein, sodann förderte er den allmählich aufkeimenden Tourismus.
Josef Lowag starb schließlich am 14. März 1911 in Würbenthal, ohne dass er nach seiner Genesung seines Leben so richtig froh werden konnte. Er scheint unter Depressionen gelitten zu haben, die durch familiäre Umstände, sicherlich aber auch durch Neid und Missgunst unerfreulicher Zeitgenossen bedingt waren. Recht unerfreulich dürfte Josef Lowags Verhältnis zu seinem jüngeren Sohn Alois Franz Lowag (1879-1968) gewesen sein, der als Plagiator aktiv war.
Josef Walter König (Donauwörth)