Ernst Lothar


Unvollendet
geboren als
Ernst Lothar Müller
Pseudonym
Ernst Lothar
Geburtsdaten
25.10.1890
Brünn
Sterbedaten
30.10.1974
Wien

Verbindungen
Hans Müller
Carl Zuckmayer
Max Reinhardt
Thomas Mann
Hugo Sonnenschein

Lothar wurde in einer wohlhabenden jüdischen Familie geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Brünn, dann siedelte die Familie nach Wien um. Dort studierte er Germanistik und Jura. Da Lothar sich von seinem älteren Bruder Hans Müller (später als Hans Müller-Einigen bekannt) unterscheiden wollte, wählte er seine beide Vornamen als Pseudonym. Er beteiligte sich an der Gründung der Salzburger Festspiele. Seit 1925 war er als Theaterkritiker tätig (Neue Freie Presse), in den 1930er Jahren war er Regisseur am Burgtheater, dann im Theater in der Josefstadt. Nach dem Anschluss Österreichs floh Lothar zuerst in die Schweiz, dann über Frankreich in die USA. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kehrte er nach Wien zurück, wo er als Regisseur am Burgtheater arbeitete.

Das Werk Lothars ist von seiner deutschmährischen jüdischen Herkunft und seiner Trauer über den Untergang der von ihm bewunderten Vielvölkermonarchie geprägt. In seinem Frühwerk wird der erzählerische Einfluss Schnitzlers deutlich. Einige seiner Romane wurden auch verfilmt (z. B. der Exilroman Der Engel mit der Posaune, 1946, engl. 1945). In den USA verfasste er erfolgreiche Romane in englischer Sprache (A Woman is Witness, 1941; den Roman Beneath another Sun über die neuere Geschichte Österreichs, 1943). Nach der Heimkehr wurde seine Enttäuschung über die gesellschaftliche Entwicklung in Österreich immer stärker (der politische Roman Heldenplatz, 1945; der autobiographische Roman Die Rückkehr, 1949; der Roman Das Wunder des Überlebens, 1960). Lothar ist auch Autor von essayistischen Texten und häufig vertonten Gedichten.

Werke

Jahr der Publikation
Der ruhige Hain 1911
Die Rast 1912
Die Einsamen 1912
Italien 1915
Österreichische Schriften 1916
Der Feldherr 1918
Macht über alle Menschen 1921
Ich 1921
Bekenntnisse eines Herzsklaven 1923
Triumph des Gefühls 1925
Drei Tage und eine Nacht 1927
Gottes Garten 1928
Der Hellseher 1928
Kleine Freundin 1931
Die Mühle der Gerechtigkeit oder das Recht auf den Tod 1932
Eine Frau wie viele oder das Recht in der Ehe 1934
Nähe und Ferne 1937
A Woman is Witness 1941
Beneath another Sun 1943
The Angel with the Trumpet 1945
The Prisoner 1945
The Door opens 1945
Die Rückkehr 1949
Verwandlung durch Liebe 1951
Das Weihnachtsgesschenk 1954
Die bessere Welt 1955
Das Wunder des Überlebens 1960
Macht und Ohnmacht des Theaters 1968

Forschungsliteratur

Steinhart-Loofs: Ernst Lothars „Macht über alle Menschen.“ In: Das literarische Echo. Jg. 24.
Fränkel, O.: Ernst Lothars „Der Hellseher“. In: Goetheanum. Jg. 8 (1929).
Tassie, Franz: Ernst Lothar. Aus einer Ansprache. In: das silberboot. Jg. 3 (1947), S. 147 f.
Fontana, Oskar Maurus: Ernst Lothar zum 70. Geburtstag. In: Wort in der Zeit. Jg. 6 (1960), S. 8-14.
Schreyvogel, Friedrich: Einleitung zu Ernst Lothar: Die Tür geht auf. Notizbuch der Kindheit. o.V., Graz/Wien 1963, S. 7-22. [mit fehlerhafter Bibliographie]
Zohn, Harry: Österreichische Juden in der Literatur. Olamenu, Tel Aviv 1969.
Kunisch, H. (Hg.): Handbuch der deutschen Gegenwartsliteratur. 2. Aufgabe 1969-70, Bd. 3, S. 94.
Daviau, Donald G. und Jones, Jorun B.: Ernst Lothar. In: Spalek, John und Strelka, Joseph (Hg.): Die deutschsprachige Exilliteratur nach 1933. Bd. 2. Francke, New York/Bern/München 1981. [Wieder abgedruckt in „Eine schwierige Heimakehr“]
Strelka, Joseph P.: Ernst Lothar. In: Fialová-Fürstová, Ingeborg (Hg.): Mährische deutschsprachige Literatur. o.V., Olomouc 1999, S. 202-214.
Strelka, Joseph P.: Des Odysseus Nachfahren. Österreichische Exilliteratur seit 1938. Francke, Tübingen/Basel 1999, S. 213-215.
Walder, Helmuth: Das Theater in der Josefstadt von Lothar bis Steinboeck. Diss., Wien 1949.