Hugo Sonnenschein


Hugo Sonnenschein stammte aus Gaya und war der jüngste Sohn einer jüdischen Händlerfamilie. Seine ersten Publikationen, die er in Wien verfasste, wurden „k.k. konfisziert“ und Sonnenschein wurde von der Polizeidirektion in Wien überwacht und als Anarchist amtlich registriert. Im Jahr 1915 erschienen seine explizit gegen den Krieg gerichteten Gedichte, die sein starkes politisches Engagement beweisen. Nach dem Ersten Weltkrieg führte er ein stürmisches Leben und für seine kommunistischen Aktivitäten und Meinungen wurde er oft verhaftet und in den Jahren 1921 und 1934 aus Österreich vertrieben. Während des Zweiten Weltkrieges widersetzte sich Sonnenschein der Pflicht zum Tragen des Judensterns. Anfang 1943 wurde er zusammen mit seiner zweiten Frau Rozsi nach Auschwitz deportiert. Rozsi wurde am 10.12.1943 in der Gaskammer ermordet. Sonnenschein erlebte die Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee. Nach der Rückkehr nach Prag wurde er am 30.6.1945 vom tschechoslowakischen Staatssicherheitsdienst wegen angeblicher Tätigkeit als Vertrauensmann der Gestapo verhaftet und zu zwanzig Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt. Die Freiheitsstrafe verbüßte er zunächst in Pilsen und ab 1949 in Mürau, wo er am 20.7.1953 starb.

Werke

Jahr der Publikation
ad solem 1907
Närrisches Büchel 1910
Ichgott, Massenrausch und Ohnmacht 1910
Geuse Einsam von Unterwegs 1912
Mein Becher wider die Schwere der Welt 1914
Slovakische Lieder 1919
Der neue Daimon 1919
Erde auf Erden 1920
Die Legende vom weltverkommenen Sonka 1920
Slovakische Heimat 1920
Kraus oder die Kunst der Gesinnung 1920
Moskva a Praha/Moskau und Prag 1920
War ein Anarchist 1921
Aufruhr und Macht zur Freiheit 1921
Die goldenen Ritter der Freiheit oder tschechoslovakische Demokratie 1921
Kuttenberger Tagebuchblätter 1921
Oč nám běželo 1921
Krise či rozklad v Kominterně 1929
Der Schriftsteller in Österreich 1929
Die Organisation der Schriftsteller 1929
Der Bruder Sonka und die allgemeine Sache oder das Wort gegen die Ordnung 1930
Mein Rechenschaftsbericht über den Pen-Klub-Kongreß in Ragusa 1933
Verleumdung Tollers 1933
Meine slowakische Fibel 1935
Nichts als Brot und Freiheit 1935
Zeitgeister 1935
Für Recht und Wahrheit 1936
Nesmíme mlčet 1936
Der Bruder wandert nach Kalkutta 1937
Cesta k svobodě 1937
Schritte des Todes 1964
Die Fesseln meiner Brüder 1984
Terrhan oder Der Traum von meiner Erde 1988

Forschungsliteratur

Gauß, Karl-Markus: Karl Kraus und seine „kosmischen Schlieferln“. Zur Rehabilitation von Albert Ehrenstein, Hugo Sonnenschein und Georg Kulka. In: Zeitgeschichte 2 (1982), S. 43-59.
Haslinger, Josef: Einleitender Bericht über einen besiegten Autor. In: Wespennest 52 (1983), S. 2-11.
Gauß, Karl-Markus: Der „weltverkommene Bruder Sonka“. Leben und Werk des vergessenen Dichters Hugo Sonnenschein. In: Österreich in Geschichte und Literatur 4 (1984), S. 251-263.
Serke, Jürgen: Hugo Sonnenschein: Der Jude, der Auschwitz überlebte, aber nicht den Mordanschlag seiner Genossen. In: Ders.: Böhmische Dörfer. Wanderungen durch eine verlassene literarische Landschaft. Wien/Hamburg 1987, S. 345-375.
Früh, Eckart: Sonka, Serke, Wehle und ich. In: Medien & Zeit 4 (1988), S. 30-33.
Maierbrugger, Arno: Das Wort gegen die Ordnung. Wien 1992.
Raul, Wolf: Vorschein und Nachwehen. Hugo Sonnenschein. Ein Dichter gerät in die Politik. In: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit 12 (1992), S. 131-139.
Hall, Murray G.: Der Paul Zsolnay Verlag. Von der Gründung bis zur Rückkehr aus dem Exil. Tübingen 1994, S. 236-240.
Wichner, Ernest/Wiesner, Herbert: „Verraten, verkauft und geopfert“. In: Dies. (Hg.): Prager deutsche Literatur vom Expressionismus bis zu Exil und Verfolgung. Berlin 1995, S. 137-158.
Wilde, Dieter: Der Aspekt des Politischen in der frühen Lyrik Hugo Sonnenscheins. Frankfurt a. M./Berlin/Bern/Bruxelles/New York/Oxford/Wien 2002.
Kamen, Jiří: Hugo. Nejkrásnější voják rakousko-uherské armády, dobrodruh, tulák... skutečnost a fikce v románovém příběhu. Praha: Prostor, 2004.

Links

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Alena Klementová: Dva románové portréty jedné osobnosti (Hugo Sonnenschein zvaný Sonka v románech I. Olbrachta Podivné přátelství herce Jesenia a J. Kamene Hugo)