Eine der bekanntesten Persönlichkeiten jüdischen Ursprungs, die mit der Stadt Iglau verbunden sind und die sich in dem Iglauer Vereinswesen stark engagierte, war Siegmund Werner, der am 5. Oktober 1867 in Wien geboren wurde. 1877 übersiedelte die Familie aus geschäftlichen Gründen nach Baden bei Wien, wo Werner das Landes-Real- und Obergymnasium besuchte. Danach studierte er Medizin an der Wiener Universität und 1896 wurde er zum Doktor promoviert. Er betrieb seit 1904 eine Zahnarztpraxis in Iglau und 1923/24 war er dort Mitglied des Gemeinderates, wo er als Vermittler zwischen den deutschen und tschechischen Parteien wirkte. (Lamm in: Gold, S. 248)
Noch als Hochschulstudent nahm er seit 1884 an der zionistischen Bewegung teil, war aktiv in dem ersten jüdisch-nationalen akademischen Verein „Kadimah“ und gründete mit seinen Freunden Berkowicz und Erbst eine ähnliche Vereinigung namens „Gamala“. Begeistert durch die Idee des Judenstaates ging er gleich nach dem Erscheinen der gleichnamigen Schrift Theodor Herzls 1896 nach Wien, wo er der persönliche Sekretär Theodor Herzls wurde; „auch an der Organisation des Pressedienstes der ersten Zionistenkongresse hat er den größten Anteil genommen“. (Lamm in: Gold, S. 249) und war bis 1903 Redakteur der Wochenschrift Die Welt (Wien/Köln; 1897-1914); seine Beiträge erschienen dort bis 1910. Dieses von Herzl begründete Blatt sollte die „Wehr und Waffe“ sein und ihre Leitung, zu der auch Paul Naschauer oder Martin Buber gehörten, setzte sich in ihrer Programmatik vom 4. Juni 1897 das Ziel, eine „völkerrechtlich gesicherte Heimstätte [zu] schaffen für diejenigen Juden, die sich an ihren jetzigen Wohnorten nicht assimiliren können oder wollen.“ 1904 zog Werner mit seiner Frau Franziska, geb. Reich, und ihren drei Kindern Theodor (später Oberarzt im Sanatorium Schweinburg in Zuckmantel), Robert (lebte in London) und Edith Ruth (später Leiterin einer Schule für Rhythmik und Gymnastik in Mährisch Ostrau) nach Iglau zurück und beteiligte sich dort an der Gründung und Organisation des zionistischen Vereines „Theodor Herzl“, der jüdischen akademischen Ferialverbindung „Hasmonäa“, dem Vereine jüdischer Pfadfinder „Techeleth“ (gegründet 1921) und vielen anderen.
Werner schrieb hauptsächlich zionistische Zeitungsbeiträge und Leitartikel über die Jugenderziehung z. B. für Die Welt oder die von Max Hickl in seinem Brünner Verlag 1900-1934 herausgegebene zionistische Zeitschrift Jüdische Volksstimme (Thesiath Tal. Ein Thaugebet am ersten Pessachtage, 25.4.1912) und 1903 gab er die Gedichtsammlung Ruth und andere moderne Gedichte heraus, die „in feiner lyrischer Formvollendung von tiefen Gedanken und warmer Liebe zum jüdischen Volkstume erfüllt sind“. (Lamm in: Gold, S. 249f.) Das Zentralgedicht Ruth, das schon 1901 in der Welt abgedruckt wurde, widmete der Verfasser seinem „lieben Freund Berthold Feiwel“. Das Buch Megillath Ruth, das Werner verehrte und dem Megillath Esther vorzog, gab ihm zu dieser Sammlung sicher den Anstoß und diente ihm als Quelle. Seine Zuneigung zu dem ersteren drückte er in dem Aufsatz Esther aus, den er in der Welt 1899 veröffentlichte. Er wollte es damit aus dem Schatten des Megillath Esther heben, das bei den Lesern beliebter war. „Aber Ruth ist wenig geliebt im Volke.“ Die dichterischen Qualitäten der Ruth sind für ihn entscheidend. „Das war ein Dichter, der dieses Buch geschrieben, der uns zeigte, wie Israels Größe aus traurigen Anfängen zur Pracht des gottes- und königstreuen Jerusalem hinanstieg. Ein Erbauungsbuch von rührender, einfacher Schönheit.“
Auch Werners Brüder haben sich aktiv an der Verbreitung der zionistischen Gedanken verdient gemacht: Prof. Dr. Julius Werner, in Bielitz lebend, und Hofrat Dr. Ludwig Werner, Gründer und Ehrenobmann des Jüdischen Turnvereines in Wien. Siegmund Werner starb kurz nach dem Tode seiner Frau am 5. Mai 1928 in Zuckmantel und wurde auf dem Iglauer jüdischen Friedhof begraben.
Petra Knápková, Olmütz
Dieser jüdische Autor wurde in Wien geboren, wo er bis zum Ende seiner Medizinstudien lebte. Als Zahnarzt eröffnete er seine Praxis in Iglau. Dort wurde er auch zum Mitglied des Gemeinderates. Als Jude war er engagiert in der zionistischen Bewegung, im ersten jüdischen akademischen Verein "Kadimah" und in der eigenen Bewegung namens "Gamala". 1896 ging er wieder nach Wien, wo er der persönliche Sekretär Theodor Herzls wurde. Bis 1903 war er Redakteur Herzls Wochenschrift Die Welt. 1904 zog er mit seiner Familie nach Iglau zurück. Hier beteiligte er sich an der Grüdung und Organisation mancher jüdischen Vereine und schrieb zahlreiche zionistische Zeitungsbeiträge. Zur Belletristik trug er mit der Gedichtsammlung Ruth und andere Gedichte bei.
Begraben ist er auf dem Iglauer jüdischen Friedhof.