Johann Nepomuk Eduard Ambrosius Nestroy wurde als Sohn des aus Komorau bei Troppau stammenden Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. iur. Johannes Nestrui (später Nestroy) und seiner Frau Maria Magdalena, geb. Constantin, geboren. Sein Vater war ein Tscheche, seine Mutter eine Wienerin.
Seine Schulzeit verbrachte Johann Nestroy in Wien. Im Jahre 1810 schloss er die Grundschule bei St. Anna in Wien ab und wechselte an das von den Piaristen geleitete Akademische Gymnasium, 1814 verließ er aber dieses Gymnasium wegen schlechter Ergebnisse und in den Jahren 1814-1816 besuchte er das Schottengymnasium. Im Jahre 1814 starb die Mutter an Lungenschwindsucht. Nestroy sollte wie sein Vater Jurist werden, deshalb immatrikulierte er 1820 an der juridischen Fakultät der Wiener Universität. Während dieser Zeit wirkte Nestroy schon als Konzertsänger und entwickelte sich zu einem Stammsänger der Gesellschaft der Musikfreunde, die die bedeutendste musikalische Vereinigung Wiens war. Seine künstlerische Begabung setzte sich schlussendlich durch – im Jahre 1822 verließ Nestroy das Rechtsstudium ohne Abschluss, um von einer Karriere als Sänger zu leben. Er debütierte an der Hofoper (Kärntnertortheater) in Wien als Sarastro in der Oper Die Zauberflöte. Nach dem Debüt erhielt er sofort einen Vertrag für zwei Jahre. Aus Angst von der großen Konkurrenz am Kärntnertortheater - es sangen hier die besten Sänger Europas - beendete Nestroy sein Engagement vorzeitig und wechselte ans Deutsche Theater in Amsterdam, wo ihm sogar eine höhere Gage angeboten wurde. Im Jahre 1822 lernte Nestroy bei Haustheaterveranstaltungen Marie Wilhelmine Philippine von Nespiesni (1804-1870) kennen, die er am 7. September 1823 heiratete. Zwei Tage nach der Hochzeit reiste das Paar nach Amsterdam. Im Amsterdamer Theater bekam Nestroy außer Auftritten in Opernrollen auch ein paar Sprechrollen. Nestroys Aufenthalt in Amsterdam endete schon im Jahre 1825, als das Deutsche Theater geschlossen wurde.
Seine nächste berufliche Station war das Nationaltheater in Brünn. Bereits am nächsten Tag nach seinem Debüt bekam er einen günstigen Vertrag. Sein Repertoire von Opernpartien umfasste u. a. Leporello (Don Giovanni), Arminius (Titus), Papageno (Die Zauberflöte) und Figaro (Barbier von Sevilla), was die Sprechrollen betrifft, könnte man z. B. Schillers Dramen (Geßler in Wilhelm Tell) oder Ifflands und Kotzebues Stücke nennen. Wegen Nestroys Verstoß gegen die Theaterzensur (d. h. sein Extemporieren auf der Bühne) und wegen Verachtung des Publikums musste Nestroy zweimal ins Gefängnis. Aufgrund dieser Probleme wurde sein Vertrag annulliert. Am 28.4.1826 trat Nestroy zum letzten Mal in Brünn auf und schon am 15. Mai unterschrieb er einen Vertrag mit Johann August Stöger, dem Theaterleiter des Preßburgers Theaters und des Ständischen Schauspielhauses in Graz.
Während Nestroys Engagements in Graz und Pressburg endete langsam seine Karriere als Opernsänger. Er spielte öfter lokale komische Rollen und begann sich selbst die komischen Rollen auf den Leib zu schreiben. In diese Zeit fällt auch Nestroys erster Versuch eines ernsten Dramas Prinz Friedrich. Dieses Stück wurde allgemein verurteilt und später als Nestroys „Jugendarbeit“ bezeichnet. Sein erster Versuch im komischen Fach war seine Bearbeitung der Rolle des Sansquartiers in der Vaudeville-Posse Zwölf Mädchen in Uniform von Louis Angely (1787-1835). Nestroy machte Sansquartier, der bei Angely nur eine Nebenrolle hatte, zur zentralen komisch-satirischen Figur. Er schrieb zu diesem Stück auch das Vorspiel unter dem Titel Der Zettelträger Papp. Noch in Graz entstand Nestroys erstes abendfüllendes Stück Dreyssig Jahre aus dem Leben eines Lumpen (1828). In seinem Privatleben gab es in dieser Zeit große Veränderungen. Nach vierjähriger Ehe verließ Wilhelmine ihn und ihr Kind wegen ihres Liebesverhältnisses mit dem Grafen Batthyany. Nestroys nächste Lebensgefährtin wurde die Schauspielerin und Sängerin Maria Antonia Cäcilia Lacher, genannt Marie Weiler (1809-1864), die er immer "die Frau" nannte. Sie lernten sich zum ersten Mal um 1827/28 in Graz kennen. Sie lebten miteinander in einer Lebensgemeinschaft (die Heirat war aber ausgeschlossen, da es zur gerichtlichen Scheidung mit Nestroys Ehefrau Wilhelmine erst im Jahre 1845 kam).
Des Weiteren war Nestroy kurz am Theater in Lemberg tätig. Seit 1831 wirkte er am Theater an der Wien und später auch am Theater in der Leopoldstadt. Der Vertrag mit Direktor Karl Carl schloss auch Marie Weiler als Schauspielerin und Sängerin mit ein, Nestroy wurde als Bühnenautor und Komiker eingestellt. Er gewann in Wien schnell Popularität - u. a. dank des besonders großen Erfolgs der Zauberposse Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (1833), die bis heute das meist verbreitete und beliebteste Stück Nestroys ist. Dem Erfolg von Lumpazivagabundus folgten die Probleme im Privatleben (1834 Tod seines Vaters, ein Jahr später starb sein Bruder) sowie im Beruf: Nach dem Misserfolg des Stückes Der Treulose (1836), mit dem Nestroy wieder ein ernstes Drama zu schaffen versuchte, geriet er in eine künstlerische Krise. Weitere größere Erfolge kamen erst mit den Stücken Der Talisman (1840), Das Mädl aus der Vorstadt (1841) und Einen Jux will er sich machen (1842), die für Rhetorik, witzige Pointen, komische Einfälle, Monologe und Dialoge sowie musikalische Einlagen (Couplets, Quodlibets) gelobt wurden. Es wiederholte sich eine Reihe der Misserfolge und ein Trio meisterhafter Stücke: Der Zerrissene (1844), Unverhofft (1845) und Der Unbedeutende (1846). Im Jahre 1847, als das Carl-Theater, das anstatt des alten Leopoldstädter Theater gebaut wurde, zur Eröffnung vorbereitet wurde, reiste Nestroy zu vielen Gastspielen: nach Prag (die Rolle Peter Spanns in Der Unbedeutende, Gottlieb Herbs in Der Schützling und des Sansquartiers), Brünn (dieselben Rollen und dazu die Rolle des Weinberl in Einen Jux will er sich machen), Graz, Berlin, Hamburg, Frankfurt am Main, Mainz und Wiesbaden. Im Revolutionsjahr 1848, das die Pressfreiheit mit sich brachte, veröffentlichte Nestroy zwei Possen Die lieben Anverwandten (1848) und Freiheit in Krähwinkel (1848), in denen er sich mehr künstlerische Freiheit erlauben konnte. Das letzte Stück Nestroys, das direkt mit den revolutionären Ereignissen verbunden ist - abgesehen von einzelnen Anspielungen in anderen Stücken und von der Travestie Judith und Holofernes - ist Der alte Mann mit der jungen Frau (entstanden 1849). In den folgenden Jahren 1850-1862 hatten nur fünf seiner Stücke größeren Erfolg – Mein Freund (1851), Kampl (1852), Umsonst (1857), Tannhäuser (1857) und Frühere Verhältnisse (1862). Nestroy schien unsicher zu sein und ließ einige seiner Stücke anonym aufführen. Marie Weiler zog sich in dieser Zeit ganz von der Bühne zurück und war für Nestroy eine familiäre und berufliche Stütze in seiner schwierigen Lebensphase. Nach dem Tod des Direktors Karl Carl im Jahre 1854 übernahm Nestroy - zu seinen Aufgaben des Bühnenautors und Schauspielers - noch die Stelle des Direktors des Carl-Theaters. Später überließ Nestroy die Verwaltung des Theaters Marie Weiler. Seine Funktion des Direktors am Carl-Theater endete im Jahre 1860.
Seine letzten Jahre verbrachte Nestroy in Graz und Bad Ischl, wo er ein Haus bzw. Sommerhaus kaufte. Nestroy trat in Wien zum letzten Mal am 4. März 1862 am Quai-Theater Karl Treumanns als Knieriem im Lumpazivagabundus auf. Sein letzter Auftritt überhaupt war am Ständischen Theater in Graz am 29. April 1862. Am 25. Mai 1862 starb er an den Folgen eines Schlaganfalls in Graz. Der Verstorbene wurde nach Wien überführt, wo er auf dem Währinger Friedhof beigesetzt wurde. Am Trauerzug, der von der Johanneskirche in der Praterstraße über den Franz-Josephs-Kai zum Währinger Friedhof führte, nahm die Wiener Bevölkerung großen Anteil. Später wurde Nestroy in ein Ehrengrab mit Marie Weiler auf dem Wiener Zentralfriedhof umgebettet.
Johann Nestroy schrieb sehr eifrig an Theaterstücken. Von 1827 bis 1854 schuf er jedes Jahr ein bis zwei, öfter auch mehr Stücke. Insgesamt zählt sein Werk mehr als 80 Stücke. Nestroy wirkte als Bühnenautor, der für den Alltagsbedarf des Volkstheaters den Schauspielern Rollen auf den Leib schrieb. Für sich selbst ließ er die führenden oder entscheidenden Rollen. Das Ziel seiner schriftstellerischen Arbeit war die Zufriedenheit des Publikums.
Seine Berufung fand er im komischen Fach. Typisch für Nestroys Stücke war ein komischer Monolog, der aus der spezifischen Handlung des Stückes heraustritt und auf allgemeine Lebenszusammenhänge verweist. Außerdem sind seine Werke zeitkritisch - charakteristisch ist die Gesellschafts- oder Individualsatire. Diese satirische Komik musste sich auf der Wiener Bühne aber erst durchsetzen. Als Nestroy beim Theater an der Wien anfing, war auf der Bühne die biedermeierliche Richtung beliebt und aktuell. Johann Nestroy war ein Vertreter einer neuen Geisteshaltung am Volkstheater. Er wandte sich von der Tradition Ferdinand Raimunds (1790-1836) ab, der damals als Vorbild am Wiener Volkstheater galt und anstatt human-ideell ausgestalteter Werke, wie Raimund sie schuf, zeigte Nestroy in seinen Satiren die Erbärmlichkeit des Menschen. Wegen seiner Satiren wurde ihm auch manchmal vorgeworfen, dass er sein Publikum moralisch verdorben hätte.
Nestroy bemühte sich auch neue Wege zu gehen und versuchte Gattungsmischungen wie das „dramatische Gemälde“, besondere Topoi und Motive zu erfinden. Er entwickelte ein eigenes dramatisches Genre: das Quodlibet, das sich sowohl auf musikalische Zusammenstellungen, als auch auf theatralische Szenenreihen beziehen konnte. Nestroy verfasste insgesamt 6 Quodlibets: Der unzusammenhängende Zusammenhang (1830); Magische Eilwagen-Reise durch die Comödienwelt (1830); Zwei Schüsseln voll Faschingskrapfen (1831); Humoristische Eilwagenreise durch die Theaterwelt (1832); Die zusammengestoppelte Komödie (1840, Bearbeitung des Vorspiels Die Fahrt mit dem Dampfwagen) und Das Quodlibet verschiedener Jahrhunderte (1843). Erfolg erlangte er aber mit seinen Zauberpossen, Zauberspielen, Parodien und lokalen Possen. Aufgrund seiner populärsten Posse Der böse Geist Lumpazivagabundus oder Das liederliche Kleeblatt (1833) wurde Nestroy als Volksdramatiker angesehen, obwohl er selbst keines seiner Werke als Volksstück bezeichnet hatte.
Nestroy war beliebt für seine unerschöpflichen komischen Einfälle, seinen Wortwitz und seine Vortragskunst. Als Schwächen seiner Werke könnten die Abhängigkeit von Vorlagen, der Mangel an eigenen Erfindungen, eine Schwäche in der Handlungsführung, eine unausgewogene Komposition, eine unausgeglichene, widersprüchliche Motivik, schlecht ausgearbeitete Liedstrophen und abrupte Enden der Werke gesehen werden. (Simona Grufíková)