Joseph Franz Krones


Wie seine berühmte Schwester → Therese Krones kam Joseph Krones schon als Kind zum Schauspielerberuf. Nach ersten kleinen Rollen am Freudenthaler Schlosstheater zog er ab 1806 mit der Wandertruppe seines Vaters Joseph (25. Februar 1766 – 7. November 1839) durch Mähren, Österreich und Ungarn (bis nach Temesvár), wo die Familie in Dörfern und auf Märkten anspruchslose kleine Piecen zur Aufführung brachte, und nur selten scheint diese Wanderschaft von vorübergehenden kleineren Engagements auf Provinzbühnen und wenigen Gastspielen auf den berühmten Wiener Vorstadtbühnen unterbrochen gewesen zu sein. Erst für 1817 ist ein fixes Engagement Joseph Krones’ in Ödenburg/Sopron zu belegen. 1819 folgt er Therese an das Agramer Stadttheater, wo er komische und Intrigantenrollen übernimmt. In Agram/Zagreb bringt seine aus Tirol stammende Frau Antonie 1820 das erste ihrer vier Kinder zur Welt, Albertine, der erklärte Liebling Therese Krones’. Vermutlich ist es auch der inzwischen zum Bühnenstar avancierten Schwester zu verdanken, dass Joseph Krones im Mai 1827 an das Leopoldstädter Theater engagiert wird, wo er bereits im Jahr zuvor, am 27. Mai 1826, in Karl Meisls „Die Fee aus Frankreich“ als ‚Spindelbein’ gastierte, eine Paraderolle des Publikumslieblings Ferdinand Raimund. Um das Interesse der Zuschauer sicherzustellen, spielte Therese an Josephs Seite die Fee Rosa, die sonst von Katharina Ennöckl gegeben wurde. Den endgültigen Durchbruch zum Ensemblemitglied ersten Ranges schafft Joseph Krones allerdings im Gegensatz zu seiner Schwester nicht; zu übermächtig war wohl die Konkurrenz der Stars Raimund, Ignaz Schuster und Friedrich Joseph Korntheuer. Als Komiker der zweiten Reihe feierte allerdings auch er mehr als bloß Achtungserfolge, so etwa in Adolf Bäuerles Lustspiel „Die Giraffe in Wien“ als Geiger Fidelberger, vor allem aber als einfältiger, materialistischer und sinnenfreudiger Gerichtsdiener Cyprian Scheermaus, einer typischen Figur in der Hanswurstnachfolge, im Zauberspiel Sylphide, das See-Fräulein.

Als Verfasserin dieses Stücks wurde in den Zeitungen bereits Wochen vor der Premiere seine Schwester Therese genannt, zu deren Benefiz am 15. Februar 1828 es auch uraufgeführt wurde; doch schon zu dieser Zeit hielt sich das Gerücht, es stamme von Joseph Krones, wurde aber, um die immense Popularität der Schwester zu nutzen, unter ihrem Namen aufgeführt. Ein Vierteljahrhundert später bestätigt Bäuerle in seinem Roman „Therese Krones“ (1854) diese Vermutung, wenn er der Krones unterstellt, sie hätte bei den Proben vor der Uraufführung nur ihre eigene Rolle gekannt; Bäuerle hatte diese Information wohl aus erster Hand, immerhin war er seit 1829 mit der ersten Sylphide-Darstellerin Katharina Ennöckl verheiratet. Allerdings nimmt es der einflussreiche Theaterautor und -publizist in anderen Bereichen seiner fiktionalen Gestaltung nicht allzu genau mit der historischen Wahrheit, sodass ihm die Forschung nicht uneingeschränkt Glauben schenken konnte. So wurde das Stück, das als gefälliges Potpourri des theatralen Zeitgeschmacks – darin den meisten Arbeiten der ‚großen Drei’ (Bäuerle, Gleich, Meisl) durchaus ebenbürtig – geschickt das illusorische Spektakel des Märchenspiels mit der treffsicheren satirischen Gestaltung kleinbürgerlichen Lebens vereint, weiterhin Therese Krones zugeschrieben und schließlich auch 1947 von Michael Maria Rabenlechner für die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft unter ihrem Namen erstmals veröffentlicht. Eine neuerliche Überprüfung des vorhandenen Materials für die vorliegende Studie wirft nun allerdings ein neues Licht auf die Verfasserfrage. Nicht die als Druckvorlage gewählte Textfassung der Sylphide unter der Signatur H.I.N. 38891 der Wiener Stadt- und Landesbibliothek ist die älteste erhaltene Niederschrift, sondern das bislang in der Forschung nicht beachtete Manuskript H.I.N. 148961 derselben Bibliothek, denn dessen umfangreiche, zumeist mit Rötel durchgeführte Streichungen und Änderungen (z.T. von fremder Hand) sind bereits in den anderen erhaltenen Textfassungen der Wiener Stadt- und Landesbibliothek sowie des Österreichischen Theatermuseums berücksichtigt. Schreiber dieser vermutlich ersten Fassung, die in dieser Form wohl auch den Verantwortlichen der Leopoldstädter Bühne vorgelegt wurde (die Inszenierung des Stücks übernahm Raimund), ist – wie sich über Schriftvergleiche eindeutig feststellen lässt – Joseph Krones. Dass dieser nur als Kopist für seine Schwester tätig war, scheint eher unwahrscheinlich, zumal auch das Stück selbst gestalterische Ähnlichkeiten aufweist mit seinem eigenen Lustspiel Die Zauberhöhle (1832). Vermutlich entschlossen sich die Geschwister zur Aufführung unter dem Namen Thereses, da ein Stück des Publikumslieblings eine weitaus bessere Aufnahme zu erhoffen hatte als das Debütwerk eines weniger populären Komikers. Der Erfolg sollte ihnen recht geben, denn noch im selben Jahr kam das Stück 66-mal, insgesamt bis 1844 124-mal auf die Leopoldstädter Bühne und konnte auch in anderen Städten des deutschsprachigen Raums gefallen.

Eine solide Mischung aus wohligem Gruseln und Lachen versprach dieses parodistische Zauberspiel mit musikalischen Einlagen von Joseph Drechsler, das die Erfolgsgaranten des Leopoldstädter Ensembles perfekt zu inszenieren wusste. In der Verwandlungsrolle der Fee Sylphide, die helfend die Handlung vorantreibt, konnte Ennöckl ihr nuancenreiches Spiel zeigen. Sie unterstützt August und seine witzig-kluge Schwester Nettchen – eine Bravourrolle für Therese Krones – Augusts Verlobte Jetta aus den Händen eines Magiers zu befreien. Wesentlichen Anteil daran hat der von Raimund verkörperte gutmütig-ängstliche, in Nettchen verliebte Verwalter Wolferl, der sich als blinder Harfenist mit Nettchen Einlass in des Zauberers Schloss verschafft und im Durcheinander des turbulenten Schlusses den Magier überwältigt. Aufgewertet wird diese doch etwas simple Fabel durch ein reizvolles Sammelsurium komischer Handlungen und Dialoge im parallel montierten, satirisch gezeichneten Kleinbürgermilieu, in dem vor allem der alte Johann Sartory als Dorfrichter und Korntheuer als Schulmeister brillierten. Die maßgeblichen Rezensenten in Bäuerles „Theaterzeitung“ und im „Sammler“ überbieten sich in ihrer Begeisterung über das „außerordentlich komisch[e]“ Zauberspiel; schon lange habe die Leopoldstädter Bühne „kein so passendes, kein so allgemein befriedigendes Stück gebracht“ und man sagte ihm eine große Zukunft auf den deutschsprachigen Bühnen voraus. Freilich ist dieses überschwängliche Urteil immer auch verknüpft mit der Bewunderung für das Doppeltalent der Verfasserin; der Wert ihres dramatischen Erstlings zeige sich derart „in dem zweifachen Strahlenlichte der Darstellung und der Schöpfung“. Durchaus realistisch nennt der Rezensent der „Dresdener Abendzeitung“ fünf Wochen nach der Uraufführung drei Gründe für den anhaltenden Erfolg der Sylphide: „Erstens weil es wirklich viel Spass enthält, zweitens weil jeder der komischen Darsteller der Leopoldstädter Bühne ganz auf seinem Platze steht und drittens weil man der Beneficantin selbst wohl will.“ Selbst Wechsel in der Stammbesetzung schadeten dem Zuschauererfolg nicht; so reüssierte etwa in späteren Aufführungen auch Ignaz Schuster als Wolferl (ein Spielmanuskript zu dieser Besetzung hat sich im Österreichischen Theatermuseum erhalten).

Weitaus weniger Anklang bei Publikum und Kritik als dieses Stück, das zu einem der größten Erfolge der Leopoldstädter Bühne wurde, fanden die beiden weiteren Lustspiele, die unter dem Namen Therese Krones’ aufgeführt wurden, „Der Nebelgeist und der Branntweinbrenner“ (das vermutlich von Joseph Krones senior stammt) und „Kleopatra“, zu dem sich kein Text erhalten hat, um die Verfasserfrage zu klären. Nach andauernden Querelen mit dem despotischen und in seinem Amt unfähigen Direktor Rudolf Steinkeller verlässt Joseph Krones am 23. Jänner 1830 mit seiner Schwester Therese das Leopoldstädter Theater und ist schon drei Tage später im Personalstand des Theaters an der Wien unter der Leitung Carl Carls verzeichnet, wo er auch regelmäßig bei den Gastspielen seiner Schwester auftritt, ehe diese aufgrund ihrer schweren Erkrankung beendet werden müssen. Schon 1828/29 war Therese Krones krankheitsbedingt gezwungen gewesen, beinah 10 Monate von der Bühne fernzubleiben; bei ihrer umjubelten Rückkehr am 18. Februar 1829 im Quodlibet Die beiden Spadifankerln legte sie als erste Szene eine kleine Allegorie über ihre Krankheit ein, die ihr Bruder für sie verfasst hatte. 1830 sollte es keine Genesung mehr geben; der Tod der geliebten Schwester am 28. Dezember bedeutete einen wichtigen Einschnitt im Leben Joseph Krones’. Auf sich allein gestellt, ohne die Protektion Thereses, gelang es ihm in der kurzen Zeit, die ihm noch blieb, sich sowohl als Schauspieler als auch als Bühnenautor zu profilieren. Am Theater an der Wien zählte er bald neben dem großen Publikumsliebling Wenzel Scholz, neben Johann Nestroy und → Friedrich Hopp zu den Stützen des Ensembles, die erfolgreiche Aufführungen und gefüllte Theatersäle garantieren konnten. Sie alle waren – wie auch ihr Direktor Carl – zugleich schriftstellerisch tätig. Seine Bühnenwerke brachte Krones nun allerdings unter eigenem Namen auf die Bühne.

Das Zauberspiel Der blaue Zwerg (die Vorankündigung in der „Theaterzeitung“ nennt es ausführlicher ‚Der blaue Zwerg oder Cajetan und Urschel’), dessen Hauptrolle für Ignaz Schuster geschrieben worden war und zu dessen Benefiz am 1. Dezember 1831 es auch in der Leopoldstadt uraufgeführt wurde, erfreute sich laut Urteil der „Theaterzeitung“ vom 6. Dezember trotz „große[r] Längen“ und „verbrauchte[r] Hebel“ durchaus einer „günstigen Aufnahme“, da das (wieder von Drechsler vertonte) Stück „gute Gedanken“ und „viel Erheiterndes“ aufweisen konnte und die Rollen perfekt auf die Schauspieler abstimmte. „Hr. Ignaz Schuster, Madame Rohrbek und der Dichter wurden am Schluße einstimmig gerufen“, endet der Bericht. Etwas kritischer sieht ein weiterer Rezensent vier Tage später die erste Aufführung und verbindet die Kritik mit dramaturgischen Verbesserungsvorschlägen, die gleichwohl die Wertschätzung für den jungen Autor verraten:

 

[D]er ‚blaue Zwerg’ erfreute sich eines ziemlich großen Beyfalls. Dieser würde noch erfolgreicher, und die Zauberposse ein bleibendes Repertoirestück geworden seyn, wenn es ihm nicht gar so sehr an aller fortschreitenden Handlung gebräche. Im ersten Akte geschieht beynahe nichts, bis zum Schluß, wo die beyden Mädchen, durch die Geister geraubt werden, und man ihre Treue, wie dieß auf der Bühne schon hundert Mahl geschehen ist, in dem Feenpalaste erproben will. Eben so leer an zusammenhängender Intrigue ist der zweyte Aufzug gleichfalls bis ans Ende, wo natürlich alle Diffikultäten gehoben seyn müssen. Der blaue Zwerg könnte eben so gut eine andere Farbe haben, und ist nur ein kindlicher Figurant im Stücke. Was hingegen die Aufführung einzelner Szenen und den Dialog betrifft, so mangelt es ihnen nicht an Witz und sie haben durch überraschenden, zum Theil glücklichen Humor fortwährend den lautesten Beyfall erweckt. Hr. Krones ist unstreitig ein talentvoller Kopf, und wenn er in Zukunft auf eine lebendigere Handlung bedacht ist, so dürften seine Erzeugnisse dem Repertoire dieses Theaters sehr willkommen seyn.

 

Überprüfen lässt sich diese Einschätzung bedauerlicherweise nicht mehr, denn von dem Stück, das immerhin 9-mal gegeben wurde, hat sich bislang noch kein Manuskript gefunden. Für die Theaterwissenschaft allerdings von Interesse ist, wie deutlich die „Allgemeine Theaterzeitung“ hervorhebt, dass Krones an den Einnahmen, die mit seinem Stück eingespielt wurden, von der Direktion des Leopoldstädter Theaters prozentuell beteiligt wurde. Offensichtlich keine Selbstverständlichkeit, denn „[e]s wäre zu wünschen“, merkt der Kommentator an, „daß diese billige Einrichtung des Honorars dauernd, und bey allen Theatern eingeführt würde.“

Gleichfalls verschollen glaubte man in der Forschung den Text des letzten Werks Joseph Krones’, doch befinden sich zwei vollständige Abschriften (von fremder Hand) sowie ein Bruchstück der Zauberposse Die Zauberhöhle oder der Hausmeister unter den Hottentotten, die am 3. Jänner 1832 als Benefizstück für Krones uraufgeführt wurde, in der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek und im Österreichischen Theatermuseum. Hauptfigur des Stücks ist der äußerst gekonnt entworfene Fabian Wamsel, ein opportunistischer, brachialer und den Leidenschaften ergebener Hausmeister, der nach fünf Jahren Dienstzeit aufgrund seiner zahlreichen Verfehlungen von seinem Brotherrn, dem ‚Kapitalisten und Hausherrn’ Bratenfett entlassen wird. Auch Wamsels Vetter Wilhelm ist verzweifelt, denn sein Dienstherr Häcklich hat ihm, da ohne finanzielle Mittel, eben die Hand seiner Tochter Caroline verweigert. Als sie nun durch Häcklichs einfältigen Diener Liborius noch erfahren, dass Caroline mit dem reichen Bratenfett verheiratet werden soll, beschließen sie, im Wienerwald eine geheimnisvolle Alte aufzusuchen, der Wamsel wenige Monate zuvor Unterkunft gewährt hat. Tatsächlich finden sie diese Unbekannte, die sich als Fee entpuppt, in einer schauerlichen Zauberhöhle und sie verspricht ihre Hilfe. Durch Zaubergeldbeutel soll ihnen unendlich viel Geld zur Verfügung stehen, doch müssen sie sich verpflichten, eine Mondphase lang allen Leidenschaften zu entsagen. Zurück in Wien, präsentiert Wilhelm Wamsel als seinen reichen Onkel Williams aus London und Häcklich, dem es weniger um das Glück seiner Tochter als um die Sanierung seiner Finanzen geht, ist bald bereit, nun seine Einwilligung zu geben. Seine ältliche Schwester Adamine dagegen bemüht sich um den flegelhaften Wamsel-Williams, der seinerseits ganz unbotmäßig dem Wein zuspricht und ein Auge auf das Stubenmädchen Lisette wirft. Als nun auch noch Bratenfett auftritt und die wahre Identität Wamsels aufdeckt, entledigt sich dieser des lästigen Widersachers mit brachialer Gewalt, macht Lisette einen Heiratsantrag und küsst sie. Damit aber hat der Zauber ein Ende und Wamsel und Wilhelm finden sich wieder bei der Fee. Wilhelms Verzweiflung rührt diese jedoch und die beiden erhalten eine weitere Chance: Gelingt es ihnen, ihr aus Afrika die Zunge eines mit Waffen nicht verwundbaren Lindwurms, der zudem von einem nur durch Wasser bezwingbaren Wächter geschützt wird, zu bringen, so können sie sich ihrer Hilfe sicher sein. Tatsächlich schaffen Wamsel und Wilhelm mithilfe des Hottentottenhäuptlings Kakalan dieses Wagestück und alles findet ein glückliches Ende, Wilhelm erhält seine Caroline, Wamsel Lisette.

Wie schon in der Sylphide überzeugen auch hier die souverän entworfenen theaterwirksamen Szenen aus althergerbachtem Material, die nun aber stärker in ein gut aufgebautes Syntagma eingebettet sind, das die reiche Kontrast- und Interferenzkomik effektvoll zur Geltung bringt. Dazu noch das sprachkomische Spiel mit fremdländischen Akzenten, burleske Prügelszenen, das exotische Ambiente des dritten Akts, die Phantastik der Geisterwelt, die vom opulenten Bühnenbild des Theaters an der Wien mithilfe von bengalischem Feuer und Lichteffekten stimmungsvoll präsentiert wurde, sowie die „prickelnd und melodiös“ komponierte Musik von Adolf Müller – dies alles zeigt in beinah idealtypischer Weise, was dem Publikum zu dieser Zeit gefiel und wofür das Wiener Volkstheater europäische Berühmtheit erlangt hatte. Von der Kritik zwar zunächst nur mit Vorbehalt aufgenommen („die Akte sind nicht miteinander verbunden, im dritten Akte fängt eine neue Geschichte an, die ebenso gut hätte fortbleiben können“), war die Begeisterung der Zuschauer schon von Beginn an groß. Den Hausmeister Wamsel verkörperte Scholz mit seinem „unwiderstehliche[n] Spiel“ (während eines krankheitsbedingten Ausfalls sprang mit „eklatante[m]“ Erfolg Hopp ein), die Soubretten Kneisel und Fehringer gaben die zentralen Frauenfiguren Lisette und die alternde Kokotte Adamine; sich selbst hatte Joseph Krones mit dem von ‚Ahnungen’ geplagten Liborius wieder eine hinreißend komische Dienerrolle auf den Leib geschrieben. Nach der zweiten der insgesamt neun Aufführungen schloss sich auch die Theaterkritik der Begeisterung des Publikums an, bescheinigt dem Stück nun „sehr komische Szenen“ und betont, wie sehr es unterhält. Selbst höchste Vertreter des Kaiserhauses (u.a. das erzherzögliche Paar Sophie und Franz Carl) ließen sich das Schauspiel nicht entgehen. 1841 wurde das Stück noch einmal am Theater in der Leopoldstadt inszeniert und auch dort erfolgreich neunmal gegeben.

Unzweifelhaft war Joseph Krones ein talentierter Theaterautor, der geschickt gängige Sujets und effektvolle Einfälle in Szene zu setzen wusste und ein Gespür für die speziellen Charakteristika und Stärken seiner Schauspielerkollegen erkennen lässt, denen er maßgeschneiderte Rollen schrieb. Vielleicht hätte er sich mit seinen dramatischen Arbeiten – wie etwa in den folgenden Jahren sein Kollege Nestroy – einen bekannteren Namen erwerben können, hätte ihn nicht früh schon der Tod ereilt. Ende Februar 1832 erkrankt Krones schwer und stirbt nur 17 Monate nach seiner Schwester am 1. Juni 1832 „an der Auszehrung im 35. Lebensjahr“; „[d]aß er ein sehr braver Schauspieler war“, resümiert die „Theaterzeitung“ in ihrer Todesanzeige, „wissen die Leser dieser Zeitung, daß er auch als Dichter komischer Stücke sehr viel Talent und Geschicklichkeit bewährte, ist ebenfalls bekannt“. Unter großer Anteilnahme wurde er zwei Tage später beigesetzt; sein Kollege Spielberger hielt die Totenrede, in der er Krones als guten Menschen, liebevollen Gatten und Vater, aufrichtigen Kunstgenossen und Freund würdigte. Auch wenn man das obligate ‚Nil nisi bene’ dieser Textsorte in Rechnung stellt, scheint dieses Urteil weitaus treffender und gerechter zu sein als jenes, das Ludwig Eisenberg aus der Ferne von sieben Jahrzehnten in seinem Biographischen Lexikon der deutschen Bühne fällt, Krones sei ein „mißgünstiger, rollenneidiger Mensch“ gewesen, „wohl Komiker am Theater, doch Intriguant im Leben.“ Ein Kondolenzbrief, den der ansonsten als knauserig und gewinnsüchtig verrufene Theaterdirektor Carl Carl am Tag nach Krones’ Tod an die Witwe sendet, wirft ein bezeichnendes Licht auf den Charakter beider:

 

Indem ich Ihnen über den Verlust Ihres Gatten mein herzliches Bedauern ausdrücke, setze ich Sie zugleich in Kenntnis, daß ich Ihnen durch die ganze Zeit, als ich die Direktion des k.k. priv. Theaters a. d. Wien führen werde, eine Pension von jährlich dreihundert Gulden Wiener Währung versichere, welche Sie in monatlichen Raten aus meiner Theater-Kassa zu beziehen haben. Obgleich ich nur kurze Zeit so glücklich war, mich der Dienste Ihres Gatten erfreuen zu können, so habe ich mich doch hinreichend von seinen vortrefflichen moralischen Eigenschaften überzeugt, – Eigenschaften, welche mir ihn auch noch im Tode wert machen und mich veranlassen, in der Ihnen nunmehr zugesicherten kleinen Unterstützung sein Andenken zu ehren. – Genehmigen Sie die Aeußerungen meiner ungeheuchelten Teilnahme, mit welcher ich verharre als Ihr bereitwilligster Carl m.p.

 

Es kam Carl sicherlich nicht ungelegen, dass sich die Witwe in der „Theaterzeitung“ öffentlich bei ihrem Wohltäter für die edle Geste bedankte und den (auch handschriftlich erhaltenen) Brief abdrucken ließ; angestrebt freilich hatte der umtriebige Theaterdirektor dies wohl nicht. Schon während der Krankheitsmonate hatte er Krones stillschweigend das volle Gehalt weiterbezahlt und dann auch die Begräbniskosten übernommen.

Im Leopoldstädter Theater wurde am 26. Juni 1832 zugunsten der Madame Krones noch einmal der Blaue Zwerg gespielt. Bald darauf aber war der talentierte Bruder Therese Krones’ vergessen.

Werke

Jahr der Publikation
Die Zauberhöhle
Blauer Zwerg