Freudenthal
Freudenthal (tsch. Bruntál) ist institutionell höchstwahrscheinlich die älteste Stadt in der deutigen Tschechischen Republik. Sie wird erstmals in der Neustädter Urkunde des Königs Přemysl Ottokar I. aus dem Jahre 1223 erwähnt. Aus dieser Urkunde ergibt sich, dass Freudenthal gegen das Jahre 1213 als überhaupt erste Siedlung mit dem Mardeburger Stadtrecht in den Böhmischen Kronländern gegründet wurde. Diese Tatsache hatte zur Folge, dass Freundenthal eine enorm wichtige Stellung unter anderen Städten mit dem Magdeburger Rechte innehatte, es wurde zum Berufungsstuhl für alle privilegierten Städte in Nordmähren - dies hielt bis 1352 an - unter anderen auch für die königliche Stadt Olmütz oder Troppau. Die Beweggründe der Přemysliden für diese Gründung war das Bemühen, die menschenleere Gebirgsgegend mir ihrem Bodenschatz fur ihren Staat zu versichern. Bruntál wurde als eine Bergbaustadt gegründet und Abbau der Edelmetalle und später des Eisenerzes in der Umgebung der Stadt, waren die wichtigste Haupteinnahmequelle und Versicherung des Wohlhabens bis zum 17.Jahrhundert. Diese Tatsache beeinflusste auch das Stadtwappen, das schon in seiner ältesten Abbildung an der Urkunde aus dem Jahre 1287 eine Bergmanngestalt beinhaltet. Die Stadt profitierte von der günstigen Lage, wobei es als Knotenpunkt der Handelswege zwischen Mähren und Schlesien diente. Fur Ihre wirtschaftliche und politische Entwicklung hat die Stadt neben dem Stadtrecht auch mehrere Stadtprivilegien genossen, die ihr von der Königin Kunhuta im Jahre 1279 und vom troppauer Herzogen Mikuláš I. im Jahre 1305 und von seinem Sohn Mikuláš II im Jahre 1325 erteilt wurden.
Freudenthal war ursprünglich Besitz der mährischen Markgrafen und seit dem Jahre 1318 Besitz der troppauer Fürsten. Nach der Teilung des Bezirkes Troppau im Jahre 1377, gehörte Bruntál zu dem westlichen Teil des Herzogtum, aus dem sich später das jägerndorfer Fürstentum konstituierte.Mit der Ausnahme der Jahren 1384 – 1390, in welchen die Stadt dem polnischen Fürsten Vladislav gehörte, gehörte Freudenthal zum Besitz der jägerndorfer Fürsten aus dem Herrschergeschlecht Přemysliden. Nichtsdestotrotz hatten einen größeren Einfluss auf die Stadt die unmittelbaren Vertreter der Obrigkeit – Schultheißen oder Verwalter der ganzen Gegend. Zu diesen gehörte in den 30en Jahren des 15. Jahrhunderts auch Jiří z Bruntálu , in der Hälfte des 15.Jahrhunderts Bernard Bírka z Násile oder in den 70er Jahren desselben Jahrhunderts Herrschergeschlecht Stošové. Im Jahre 1474 bekam Bruntál in die Pfandhaltung ein Anhänger des ungarischen und böhmischen König Matthias Corvinus namens Ján aus Vrbno, dessen Söhne im Jahre 1506 die Stadt auch mit dem ganzen Amtsbezirk als freies Herrengut in den direkten Besitz bekommen haben. Die Mitglieder dieses Geschlechts haben bedeutende Landesämter vertreten und Hynek starší z Vrbna (1582 – 1596), der Wichtigste von ihnen, hat im Jahre 1589 des Titel des mährischen Landeshauptmanns erworben. Für die Stadt selbst bedeutete aber die Herrschaft der Familie von Vrbno ein Verlust von vielen Privilegien, ständige Beschränkung der Stadtfreiheiten und Erhöhung von Pflichten. Unzufriedenheit der freudenthaler Stadtburger resultierte im Jahre 1556 in einen Aufstand, nach dessen Unterdrückung hat Freudenthal die Mehrheit der Privilegien einer oberen Freistadt verloren. Trotzdem erlebte Freudenthal im 16.Jahrhundert eine Blütezeit. Sehr bedeutend haben sich die Zünfte und mit ihnen verbundene Herstellung entwickelt. Im Jahre 1522 entstand die Weberzunft, bedeutsam war auch der Zunft der Bäcker, zu den im Jahre 1602 noch Zunft der Schneider und im Jahre 1612 Zunft der Metzger hinzugefügt wurde. Die Lage Freudenthals an einem Kreuzungspunkt der böhmischen Kronländer mit Schlesien hat die Stadt zu einem wichtigen Handelszentrum erhoben. Im 16.Jahrhundert hat sich auch die Facette der Stadt verändert, die in einen Renaissancestil umgebaut wurde. Die Stadt wurde besser befestigt und es wurden ebenfalls neue Basteien gebaut. Jan der Ältere von Vrbno hat in der Hälfte des Jahrhunderts mit dem Umbau des freudenthaler Schlosses im Renaissancestil angefangen. Umgebaut wurde auch die Pfarrkirche, zu der im Jahre 1585 der Hynek der Ältere eine Familiengruft hingebaut hat.
In der Hälfte des 16.Jahrhunderts entstand die Neisser Vorstadt, wo im Jahre 1574 ein neues Spital gegründet wurde. In der Stadt befanden sich sowohl ein Bad als auch eine Schule, die seit dem Jahre 1560 belegt wird. In der Hälfte des 16. Jahrhundert konvertierten die Herren von Vrbno zum Lutheranismus. Am freudenthaler Schloss wurde eine protestantische Druckerei gegründet, in der die berühmte evangelische Postille des troppauer Priesters Martin Filadelf Zámrský ausgedruckt wurde.
Während der Herrschaft der Herren von Vrbno verblieben in der Stadt mehrere Herrscher: im Jahre 1515 der polnische König Sigismund, der Bruder vom böhmischen König Vladislav II, im Jahre 1577 der Kaiser Rudolf II, in Jahren 1608 und 1611 der König Matthias und im Jahre 1600 der böhmische „Winter-König“ Friedrich V. Im Jahre 1621 wurde Freudenthal Jan aus Vrbno ,seiner Teilnahme an den Aufständen gegen Habsburg wegen, beschlaggenommen und der Gutbesitz wurde dem Deutschritterorden übergegeben. Der Dreißigjährige Krieg hat Freudenthal unzählige Schaden und seinen großen Verfall verursacht. In den 1640er Jahren wurde Freudenthal mehrmals von den Schweden erobert und ausgeplündert.
Nach der Übernahme des Gutbesitzes fing der Deutschritterorden mit einer gewaltsamen Rekatholisierung an, Im Jahre 1623 wurde in Freudenthal ein katholischer Pfarrer eingeführt und seit dem Jahre 1625 wirkten hier die troppauer Jesuiten. Die neue Obrigkeit bemühte sich schon während des Krieges um eine Erneuerung der verplünderten Stadt und des Herrenguts und um die Wiederbelebung der vom Krieg zerstörten Wirtschaft. Große Aufmerksamkeit wurde der Entwicklung des Eisenhüttenwesens und der Gründung neuer Schmiedeessen gewidmet. Die wirtschaftliche Erneuerung nach dem Dreißigjährigen Krieg wiederbelebte in der Stadt auch die Bautätigkeiten und Bauwesen. Trotz der Nachkriegserneuerung von Freundenthal erreichte die Stadt nicht mehr die Stellung, Reichtum und Bedeutung, die es in der Zeit vor der Schlacht am Weisen Berg hatte. Im 18.Jahrhundert wurde die Stadt von mehreren Katastrophen betroffen, die sie in tiefen Verfall führten. Alle Kriege der Kaiserin Maria Theresia haben die Stadt beschädigt.
Das umfangreichste und bedeutendste Barockgebäude aus dieser Zeit ist das Piaristenkolleg mit einer Kirche (das piaristische Gymnasium wirkte in Freudenthal bis zum Jahre 1777). Die Barockgestalt bekamen auch die Bürgerhäuser am Stadtplatz. Das Rathaus, Häuser in nordöstlichem Teil des Stadtplatzes oder das Gebäude der heutigen Kunstschule wurden aber schon am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in klassizistischen oder empirischen Stil umbebaut. Eine interessante Episode im Stadtleben an der Jahrhundertwende des 18. und 19. Jahrhunderts war die Entstehung der Musikkapelle und des Leihentheaters , in dem auch Josef František Krones wirkte, der Vater der berühmten in Freudenthal geborenen Opernsängerin und Schauspielerin Therese Krones (1801-1830), die vor allem in Wien besonders beliebt war.
Einen neuen Aufschwung brachte in die Stadt die Entwicklung der Industrieproduktion am Ende des 18. und im 19. Jahrhundert. Freudenthal, wo eine Reihe von sich überwiegend an die Textilproduktion orientierten Fabriken entstanden sind, gehörte in der Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den wichtigsten Zentren der Flachsbearbeitungsindustrie in Österreich-Schlesien. Im Jahre 1872 wurde die Stadt an die Eisenbahnlinie Olmütz – Troppau angebunden.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Freudenthal die tschechoslowakische Staatsmacht erst am Anfang Dezember 1918 errichtet, nach der Unterdrückung des Versuches, die Stadt im Rahmen der sog. Provinz Sudetenland zu Österreich anzuschließen. Ein negatives Verhältnis der (deutschsprachigen) Bewohner von Freudenthal zur Tschechoslowakei führte in den folgenden Jahren zu einer Reihe von Unruhen, die in Jahren 1919 und 1922 auch ihre Opfern brachten. In dieser Zeit wurden in die Stadt tschechische Beamter, Soldaten und Eisenbahnangestellte berufen. Seit dem Anfang der 30. Jahren 20. Jahrhunderts unterlag die deutsche Bevölkerung dem immer deutlich stärkeren Nationalismus mit der nazistischen Ideologie, damit sie sich folgend mit der Sudetendeutschen Partei des Konrad Henlein identifizieren könnte.
Die Entwicklung hat ihren Höhepunkt in den dramatischen Tagen ende September 1938 erreicht. Die freudenthaler Deutschen bemühten sich, die Führung in der Stadt zu übernehmen. Die tschechoslowakische Armee hat zwar die Ordnung noch erneuert, aber nur noch für kurze Zeit. Nach dem Münchner Abkommen wurde Freudenthal von der Wehrmacht besetzt. In den Jahren des Zweiten Weltkrieges wurden in der Stadt Gefangenenlager gegründet und Arbeitslagern als Außenstellen der Konzentrationslagern. Im Mai 1945 wurde die Stadt von der Roten Armee befreit und während der Jahren 1945 und 1946 von tschechischen Bevölkerung besiedelt.
Der historischer Kern der Stadt ist im Jahre 1992 zum Denkmalschutzgebiet geworden, und wird zu einem immer attraktiveren Touristenziel, das dank seiner Lage gleichzeitig auch ein geeigneter Ausgangspunkt zum Kennenlernen des herrlichen Landschaften des Niederen Gesenke und des nähen Altvatergebirges dienen kann.
(Quelle: Webpages der Stadt Bruntál, http://www.mubruntal.cz, Autor des Textes: PhDr. Tomáš Niesner)
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