Therese Krones
- Geburtsdaten
- 07.10.1801
- Freudenthal
- Sterbedaten
- 28.12.1830
- Wien
Verbindungen
Joseph Franz Krones
Franz Grillparzer
Friedrich Josef Korntheuer
Adolf Bäuerle
Ferdinand Kringsteiner
Carl Meisl
Josef Alois Gleich
Ferdinand Raimund
Moritz Gottlieb Saphir
Ignaz Schuster
Therese Krones, eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des komischen Fachs auf deutschen Bühnen, steht stellvertretend für die glanzvollste Zeit des Theaters in der Wiener Leopoldstadt, das durch die Perfektionierung des komischen Volksschauspiels in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen europäischen Ruf genoss. Ihr temperamentvolles, die Drolerie bis an die Grenzen der Schicklichkeit treibendes und doch immer anmutiges Spiel, das Zuschauer und Kritik zu begeistern wusste, ließ ‚die Krones’ nach ihrem frühen Tod rasch zum Mythos werden; Romane, Theaterstücke und Filme bearbeiteten in meist recht verzerrender Weise das kurze Leben des Publikumslieblings und auch heute ist ihr Name noch nicht zur Gänze vergessen. In ihrer unerreichten mimischen Kunst konkretisierte sich noch einmal das berühmte, später verfemte karnevalistische Element des Wiener Volkstheaters und nicht zu Unrecht sah so mancher zeitgenössische Rezensent ihre schlagfertigen Extempores in der Nähe des in der Aufklärung vom Theater scheinbar verbannten Hanswurst. Dass Krones auch als Theaterautorin tätig gewesen sein soll, ist freilich ebenso in Vergessenheit geraten wie die Mehrzahl jener zumeist belanglosen Unterhaltungsstücke, in denen sie in verschiedensten Rollen brillierte.
Zum Schauspiel war sie bereits ungewöhnlich früh gekommen. Ihr Vater Franz Joseph Krones (* 25. Februar 1766 Freudenthal, † 7. November 1839 Eisenstadt) hatte nach ersten Erfahrungen als Leiter und Bassist einer Dilettantentruppe am 1798 errichteten Freudenthaler Schlosstheater des Grafen Franz von Thürheim schließlich seinen Beruf als Kürschnermeister aufgegeben und ist ins Künstlerfach gewechselt. 1806 wird er als erster Bassist am Olmützer Theater engagiert, doch schon bald gibt er diese Anstellung auf, um mit seiner Frau Theresia (die gleichfalls schon in Freudenthal auf der Bühne stand) und seinen beiden Kindern, Joseph und Therese, eine Wandertruppe zu gründen, mit der er durch Mähren, Niederösterreich und Ungarn zieht. Mehr als kleine Stücke in Szene zu setzen war diesem Familienunternehmen freilich nicht möglich, aber schon hier zeigte sich das ausnehmende Talent Thereses. Franz Joseph Krones bemüht sich deshalb mehrfach um ein Engagement an einer der bedeutenden Wiener Vorstadtbühnen. Erst siebenjährig steht Krones am 17. April 1809 erstmals auf der Bühne des Leopoldstädter Theaters, um in der Teufelsmühle auf dem Wienerberge Karl Friedrich Henslers (des damaligen Direktors) an der Seite ihres Vaters den Schutzgeist Jeriel zu geben, eine Bravourrolle, in deren 13 Verwandlungen die Theaterelevin ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellen kann. Für eine längerfristige Aufnahme in das Ensemble reicht es allerdings vorerst nicht und so sind auch die weiteren Jahre vom unsteten Leben am Thespiskarren geprägt, unterbrochen von kleineren Engagements auf Provinzbühnen wie etwa 1811 in Brünn, wo Therese Kinderrollen übernimmt.
1814 findet sich die Krones-Truppe in Zwittau und Gaya. 1816 gelingt es ihr, am Wiener Theater in der Josefstadt engagiert zu werden, Therese debütiert abermals als Jeriel, doch vermag sie sich in dieser Rolle nach Urteil der Kritik ebenso wenig „aus der Mittelmäßigkeit zu heben“ wie als Fee Carosa in Josef Alois Gleichs Der Daum lange Hansel. Nach Auftritten in Eisenstadt und Wiener Neustadt nimmt die Krones-Familie 1817 ein Engagement in Ödenburg an, wo Therese auch schon spieltragendere Rollen anvertraut werden. 1819 löst sie allerdings den Vertrag und folgt einem Ruf an das Theater in Agram. 1820 finden wir sie als Gast am Ständischen Theater in Graz in durchaus unterschiedlichen Rollen, u. a. auf Bitte der Direktion als Donna Elvira in Mozarts Don Giovanni, eine Partie, der ihre kaum ausgebildete Stimme jedoch keineswegs gewachsen war. Nach einem Aufenthalt in Laibach versucht sich Therese Krones ein weiteres Mal mit einem Gastspiel am Leopoldstädter Theater und gefällt durch ihr „komisches Talent“ als Evakathel an der Seite Ferdinand Raimunds in Joachim Perinets Evakathel und Schnudi; wenig später wird sie für das „Fach der naiven Mädchen, Soubretten und 2. Singparthien“ verpflichtet.
Die älteste und berühmteste der Wiener Vorstadtbühnen, durch Johann Laroches beliebter Figur im Volksmund lange nur ‚Kasperltheater’ genannt, hatte zu dieser Zeit ein hochkarätiges Ensemble aufzuweisen: Neben dem umjubelten Raimund, dem Staberl-Interpreten Ignaz Schuster und Friedrich Josef Korntheuer spielten hier mit Johanna Huber, Louise Gleich-Raimund und Katharina Ennöckl auch die bedeutendsten Wiener Lokalschauspielerinnen. Dass Krones deshalb zunächst zumeist nur kleinere Rollen übertragen werden, kann nicht verwundern, doch nützt sie diese ersten Jahre, um von ihren erfahrenen Kolleginnen zu lernen und an ihrer Gesangstechnik zu arbeiten, da die ersten Kritiken bei allem Wohlwollen zumal die musikalischen Einlagen bemäkeln. Kann sie in den Soubrettenrollen durch ihre „liebenswürdige Schalkhaftigkeit“ und grazile Natürlichkeit schon bald überzeugen, fehlt ihr bei den komischen Charakterrollen zunächst noch die Kunst der „charakteristischen Nuancierung“, gerade auch im direkten Vergleich mit ihrem Vorbild Johanna Huber, die sie schon bald aufgrund deren Erkrankung substituieren darf. Dies dürfte auch der Grund sein, dass Krones nach dem Abgang Louise Gleich-Raimunds vom Leopoldstädter Theater nicht deren interessantesten Rollen übernehmen darf, sondern mit Louise Kupfer eine weitere Kraft vom Theater an der Wien verpflichtet wird. Kleinere Erfolge kann Krones zu diesem Zeitpunkt freilich bereits anführen. Schon einige Monate zuvor hatte ihr Adolf Bäuerle die Golkonderin Zaire aus seiner überaus erfolgreichen komischen Zauberoper Aline, oder Wien in einem andern Weltteile auf den Leib geschrieben, eine kleinere Rolle, in der sie ebenso ihre Vorzüge ausspielen kann wie in Carl Meisls für sie kreiertem Stubenmädchenpart im Lustspiel Die Witwe aus Ungarn. Ihre erste große Rolle in einem neuen Stück übernimmt sie in Gleichs Narrheit und Zauberey, aber auch hier trübt, wie wenig später in Meisls Der Schutzgeist guter Frauen, ihr als unzulänglich empfundener Gesang die hervorragende darstellerische Leistung. So werden ihr auch 1923 nicht allzu viele Rollen übertragen und kurz überlegt sie einen Abgang an das Ständische Theater in Graz. Das Engagement kam allerdings nicht zustande; vielleicht hielt sie auch die Hoffnung auf höhere Aufgaben zurück, nachdem der geplante Abgang Hubers für Ende des Jahres bekannt geworden war. Zwar wird auch nun die Lücke zunächst nicht mit Krones gefüllt (die Rollen, die weiter am Spielplan bleiben, werden vor allem an die vielseitige und beliebte Ennöckl vergeben), doch gelingt es ihr nun immer mehr, sich in die Herzen des Publikums zu spielen.
Für ihre Benefizvorstellung am 10. Februar 1824 wählt sie aus Bäuerles prototypischem Zauberspiel Aline die Rolle der Zilly, eine effektvolle wienerische Colombina-Variante, die im Jahr zuvor mit großem Erfolg auch von Louise Gleich-Raimund bei ihrem Abschiedsbenefiz verkörpert worden war. Freier und ausgelassener im Spiel, bei dem sie die Gesangspartien zurücknimmt, besteht Krones den Vergleich und wird für ihre deutlich eigenständige Rollengestaltung von den Zuschauern umjubelt. Dass es weniger – wie bei Huber oder Ennöckl – die kohärente, psychologisch entwickelte Gestaltung der Figuren ist, die ihr Spiel charakterisiert, sondern eine unerschöpfliche Improvisationskunst, die die jeweilige Rolle in unnachahmlicher Weise prägt, zeigt sich wenige Wochen später. Aufgrund des krankheitsbedingten Ausfalls ihrer Kollegin Kupfer muss sich Krones die Rolle der Rosamunde in Bäuerles Zauberspiel Lindane in nur zwei Tagen erarbeiten und trotz dieses Zeitdrucks gefällt sie in den parodistischen Verwandlungsszenen gerade durch die anmutige Leichtigkeit ihres Spiels, das auch im ‚Niedrig-Komischen’ nicht anstößig wurde. Nun endgültig zu einem der Publikumsmagneten des Theaters avanciert, werden Krones auch ehemalige Paraderollen Hubers und Gleich-Raimunds übertragen. Dazu kommen zahlreiche weitere Soubrettenrollen, doch kaum eines der neuen Stücke berücksichtigt die individuellen Stärken ihres Spiels. Erst Raimund schreibt ihr mit der Mariandl in seinem zweiten Stück Der Diamant des Geisterkönigs eine Rolle, in der sich die originelle Komik und Ausdruckskraft Krones’ vollständig entfalten kann; mehr noch: die recht offen angelegte Rolle gewinnt durch das Spiel erst ihr eigenes Profil, wie auch Grillparzer in seinen Erinnerungsblättern konstatiert: „niemand [würde] in dem leicht skizzierten Entwurf der Geliebten des Bedienten Florian jene Naturwahrheit und Grazie erkennen, welche die unnachahmliche Krones in diese Rolle zu legen wußte“. Ihr Partner als Florian ist in diesem Stück, das nach der Uraufführung im Dezember 1824 in den folgenden Monaten 47 Aufführungen erlebte, Raimund, mit dem sie in den folgenden Jahren das erfolgreichste Bühnenpaar am Leopoldstädter Theater bilden sollte.
Nach mehreren Rollen ähnlicher Ausrichtung erkrankt Krones im März 1825 schwer und kann mehr als zwei Monate nicht spielen. Auch in den folgenden Jahren zwingt sie vermutlich ein chronisches Darmleiden immer wieder zu oft monatelanger Bühnenabwesenheit und Kuraufenthalten in verschiedenen Heilbädern. Im Sommer 1825 feiert sie in einer Singspiel-Adaption von Ferdinand Kringsteiners Hans in Wien als 50-jährige mannstolle Jungfer Julie Eisenfeil, einer Groteskrolle, einen weiteren großen Erfolg, der dazu führt, dass nun mehrere alte Stücke des Repertoires in neuer, für Krones angefertigter Bearbeitung auf die Bühnen gelangen, in denen dem überragenden parodistischen Talent der Schauspielerin Raum gegeben wurde. Auch die Partien der Fisperl in Bäuerles Gisperl und Fisperl (1825) und der Frau Springerl in Gleichs Herr Josef und Frau Baberl (1826) sind ähnlich angelegte Forcerollen aus dem Fach der Karikaturen und Komischen Alten, die mit Blick auf den stupenden Einfalls- und Nuancierungsreichtum der komischen Kunst Therese Krones’ verfasst wurden und untrennbar mit ihrer Darstellung verbunden sind. Wie sehr sie dabei mit ihren Improvisationen und Zusätzen auch auf die ursprüngliche Textfassung Einfluss nahm, zeigt Edith Futter in ihrer bis heute maßgeblichen Arbeit am Beispiel der verschiedenen Rollenversionen zur Frau Springerl.
Ihr bleibender Ruhm aber gründet weniger auf diesen Rollen, die bald nach ihrem Tod aus dem Repertoire verschwanden, als auf der Verkörperung einer völlig anders gezeichneten Figur, die ihr Raimund in seinem bis heute populären Zaubermärchen Das Mädchen aus der Feenwelt, oder Der Bauer als Millionär (1826) auf den Leib geschrieben hat. Als ‚Jugend’ nimmt sie in einer der wirkungsvollsten Szenen des Wiener Volkstheaters mit dem berühmten Lied Brüderlein fein Abschied vom lotterhaften Bauern Fortunatus Wurzel, der mit dem ‚Alter’ zurückbleibt. Wie die anderen Hauptrollen, die bei der Uraufführung von den besten Mitgliedern des Ensembles gespielt wurden, ist auch diese vergleichsweise kleine Rolle der ‚Jugend’ auf die „Individualität der Darstellenden“ hingeschrieben. Ganz Schalkhaftigkeit und Mutwillen, besticht die ‚Jugend’ – so die zeitgenössische Kritik – durch ihren natürlichen Liebreiz und ihre Anmut, durch den Ausdruck ihrer so ähnlich gearteten Persönlichkeit. So sehr verkörperte Krones in idealtypischer Weise diese Rolle, dass sie bis heute in ihr in Erinnerung blieb. Das Bild der grazilen Schauspielerin im Rollenkostüm (Hosenanzug in Rosa und Weiß und rosengeschmückter Seidenhut) von Moritz von Schwind wurde durch den Stich Josef Kriehauers zu einer Ikone des österreichischen Biedermeier, fand sich schon zu Lebzeiten und erst recht nach ihrem frühen Tod auf Gläsern und Tassen, auf Glückwunschkarten und Gedenkkarten, als Stickerei auf Handtäschchen, Tabakbeutel, Kissen und war sogar als Ausschneidebogen für Kinder zu haben.
Der immensen Popularität, die Krones zu dieser Zeit genoss, konnte letztlich auch die Jaroszynski-Affäre nichts anhaben, die in verfälschenden späteren Darstellungen wie jener Bäuerles in seinem Roman Therese Krones (erschienen unter dem Pseudonym Otto Horn) zu einem markanten Karriereeinschnitt stilisiert wurde und dem Ansehen Krones’ sehr geschadet haben soll. Severin von Jaroszyinski (1789-1827), einer begüterten Familie aus Podolien, dem russischen Teil Polens, entstammend, war, nachdem er das väterliche Erbe durchgebracht und in seiner Funktion als Kreismarschall von Mohilov Geld unterschlagen hatte, nach Wien gereist und stürzte sich auch dort – als Graf auftretend – rasch mit seinem aufwändigen, großmannssüchtigen Lebensstil in hohe Schulden. Unter anderem bemühte er sich auch um die Gunst Krones’, die er mit generösen Geschenken zu beeindrucken suchte. Als seine Verhältnisse immer bedrängender wurden und auch die polnische Gesandtschaft ihn aufforderte, Auskunft über die Unregelmäßigkeiten in seiner Kassenführung zu geben, entschließt er sich, seinen ehemaligen Lehrer, Johann Konrad Blanck, zu ermorden. Nach der Bluttat am 13. Februar 1827 verrät ihn sein ungeschicktes Vorgehen beim Verkauf der geraubten Obligationen allerdings rasch und schon drei Tage später wird er in seiner Wohnung bei einem Diner verhaftet. Unter den Gästen war auch Krones, die deshalb vor Gericht einvernommen wird; freilich hatte sie keine Ahnung von Jaroszynskis Machenschaften. Die Fama weiß nun von einer monatelangen Bühnenabsenz der Schauspielerin zu berichten, die sich die Zuschauergunst erst langsam wieder erspielen konnte. Tatsächlich feiert sie bereits am 16. März bei ihrem Benefiz als Louise in Bäuerles Parodie Kabale und Liebe, wo sie auch als Tänzerin überzeugte, einen weiteren Triumph. Ob Krones der Hinrichtung Jaroszynskis am 30. August 1827 auf dem Richtplatz bei der Spinnerin am Kreuz, wie eine unglaubliche Menge an Schaulustigen auch, beiwohnte, ist nicht überliefert.
Zu dieser Zeit schon konnten aus dem Leopoldstädter Ensemble nur mehr Krones und Raimund ein volles Haus garantieren, doch mangelte es zusehends an zugkräftigen Stücken. Wohl auch deshalb wählt Raimund für sein Benefiz am 8. Jänner 1828 sein Original-Zauberspiel Die gefesselte Fantasie, das er schon 1826 verfasst hatte, bislang aber nicht aufgeführt worden war, weil der Autor sich nicht sicher sein konnte, ob das Publikum dessen vom Lachtheater wegführende Tendenz hin zum Bildungs- und Ideenstück goutieren würde. Die Rolle der ‚Poetischen Fantasie’ war Krones zugedacht, doch stand, wie schon ein früher Rezensent bemerkte, diese Rolle „in Opposition mit ihrer Spielmethode“ und wirklich lag Krones die Darstellung subtiler Gefühlsbereiche ebenso wenig wie Sprechweise und Gesang in dialektfreiem Deutsch. Viel präziser auf ihre Vorteile zugeschnitten ist die Rolle des Nettchen in der Zauberposse Sylphide, das Seefräulein, die sich Krones für ihr Benefiz am 15. Februar 1828 wählte. Als Verfasserin dieses bühnenwirksamen Stücks, das geschickt die spezifischen Vorteile der Ensemblemitglieder in der Figurenanlage zur Geltung bringt, gab der Theaterzettel Therese Krones an und nach der umjubelten Uraufführung urteilt das tonangebende Kritikerblatt, Bäuerles Theaterzeitung:
Endlich hat das Theater in der Leopoldstadt wieder ein Kassenstück [...] vom ersten Rang erhalten. [...] Außer dem Verdienst, daß es in jeder Szene interessiert, hat es den besonderen Vorzug, daß es außerordentlich komisch ist, und wir rufen der humoristischen Verfasserin ein herzliches Willkommen entgegen, der es gelang, das Romantische, wie es die Leopoldstädter-Bühne brauchen kann, mit dem Komischen, wie es da zu Hause ist, so geschickt zu verbinden. Dlle. Krones ist ein reich ausgestattetes Talent, dies hat das Publikum, dies haben die hiesigen Blätter schon des öfteren ausgesprochen; allein ein anderes ist es, als Schauspielerin zu glänzen; ein anders, als Dichterin, und gleich bei dem ersten Versuche so ungeheures Furore zu machen.
Tatsächlich ist das Stück ein Kaleidoskop der beliebtesten Elemente des Genres, bettet eine volkstümliche Liebesgeschichte ein in eine Feenwelt, in der Sylphide gegen die dämonische Macht eines bösen Magiers antritt, zeigt als Kontrast dazu eine recht irdische Dorfszenerie, in der die Komiker des Hauses brillieren können, und garniert dies alles mit effektvollen Dekorationswechseln, Verwandlungen und Witzeleien. In quodlibetartigen Verkleidungsrollen kommt Ennöckls Vielseitigkeit zum Tragen, Korntheuer brilliert als kauziger Schulmeister, der alte Johann Sartory als jovialer Dorfrichter und Krones’ Bruder Joseph spielt die äußerst wirksame Rolle des einfältigen und opportunistischen Gerichtsdieners Cyprian. Neben Krones hatte vor allem auch Raimund als Gutsverwalter Wolferl Anteil am überragenden Erfolg des Stücks, das im selben Jahr 66-mal gegeben wurde und bis 1844 124-mal auf die Bühne in der Leopoldstadt kam. Bereits bei Erscheinen des Stücks wurde allerdings schon die Autorschaft zur Diskussion gestellt; als eigentlicher Verfasser wurde Thereses Bruder vermutet. Eine Vermutung, die auch Bäuerle als Zeitzeuge in seinem Krones-Roman unterstützt, in dem behauptet wird, dass die beliebte Volksschauspielerin bei der Probe nur ihre eigene Rolle kannte. Bäuerle, der 1829 die Sylphide-Darstellerin Ennöckl heiratete, nahm es freilich in seiner fiktionalen Bearbeitung mit der Wahrheit in einigen anderen Punkten nachweisbar nicht allzu genau, sodass sich die Forschung nicht auf sein Urteil verlassen konnte.
In den folgenden beiden Jahren kommen noch zwei weitere Stücke unter dem Namen Therese Krones’ auf die Bühne: Das Zauberspiel Der Nebelgeist und der Branntweinbrenner um die Befreiung der vom Geisterkönig Nubius entführten Hyazinthe führt in deutlicher Anlehnung an Werke Raimunds und Gleichs mit der Geisterwelt und dem volkstümlichen Alltagsleben zwei Spielbereiche vor, die einerseits in der spektakulären Phantastik übernatürlicher Machtkämpfe, andererseits in der anschaulichen Zeichnung kleinbürgerlicher Verhältnisse die Darstellungsmöglichkeiten der Bühne ausschöpfen. Im April 1829 erstmals aufgeführt, konnte sich das Stück allerdings nicht behaupten und verschwand nach acht Vorstellungen aus dem Repertoire, ohne dass die zeitgenössische Kritik ihm große Beachtung geschenkt hätte. Geradezu vernichtend fällt dagegen das Urteil über das dritte Stück aus, das angeblich aus der Feder Krones’ stammt, die Travestie Kleopatra. Das erstmals am 26. Februar 1830 am Theater an der Wien opulent inszenierte Stück, bei dem Krones die Titelheldin, der Theaterdirektor Carl Carl den Antonius Halodrius gab, gefiel lediglich in der Darstellung der Protagonisten und in der Ausstattung, sonst wurde es als „plan- und gehaltloses Produkt“ abgelehnt. Differenzen mit der Direktion hatten schon im Jänner dazu geführt, dass Krones ihren Abschied vom Leopoldstädter Theater nahm (wenige Monate später folgten ihr auch Schuster und Raimund) und für ein Gastspiel an das Theater Carls wechselte. An 22 Spielabenden tritt sie hier, zum Teil in eigens für sie geschriebenen Rollen, zum Teil in bekannten Paraderollen noch auf, ehe sie Anfang April erneut schwer erkrankt und nicht mehr auf die Bühne zurückkehren kann. Am 28. Dezember 1830 stirbt Therese Krones erst 29-jährig an ihrem Darmleiden. Moritz Gottlieb Saphir, einer der brillantesten Kritiker seiner Zeit, resümiert viele Jahre nach ihrem Tod:
Sie war von ungewöhnlicher Begabung, von einer instinctiven Penetration in die tiefsten Geheimnisse der Individualität des Publikums, welches stets mehr Sinnenmensch als Nation ist. Sie gab ihren Rollen gar nichts vom Dichter und Alles von sich, und da das dem Beifall gut kam, so ließen’s sich die Dichter gefallen.
So tragisch der frühe Tod der umjubelten ‚Jugend’ war, trug er doch wesentlich zu ihrem Nachruhm bei. 1854 verarbeitet Carl Haffner die vielen Anekdoten und Erzählungen, die mit viel Phantasie Leben und Wirken des Publikumlieblings in Erinnerung hielten, zu seinem erfolgreichen ‚Genrebild mit Gesang und Tanz’ Therese Krones, das den besten Volksschauspielerinnen der Zeit (wie Pepi Gallmayer oder Kathi Schiller) die Möglichkeit gab, sich in der Rolle der großen Vorgängerin zu profilieren, und auf zahlreichen Bühnen im In- und Ausland gegeben wurde. Im selben Jahr erschien auch Bäuerles Krones-Roman, zunächst in Fortsetzungen in seiner Allgemeinen Theaterzeitung, dann auch als selbstständiger Band. Am 21. September 1913 feierte die ‚Biedermeieroperette’ Die tolle Therese von Leopold Krenn und Julius Ludassy am Wiener Raimundtheater ihre Uraufführung, die musikalische Motive von Johann Strauß (Vater) verarbeitet und in dieser Saison 150 mal auf die Bühne kam. Weitaus weniger Erfolg war den beiden Theaterstücken Die Verschwenderin (1953) von Franz Hrastnik und Therese Krones (1959) von Georg Terramare sowie den beiden Romanen Therese Krones (1927) von Friedrich Brander und Der Wanderwagen (1948) von Georg Jantschge beschieden. Dass man sich jedoch bis heute verspricht, mit den Klischeebildern und Mythen um die berühmte Soubrette zu reüssieren, belegt Alexander Blechingers 1992 entstandene komische Oper Die böse 7 zu dem Libretto von Roman Rocek. Auch die Filmindustrie nahm sich schon früh des Stoffs an: 1934 verklärt Marta Eggerth an der Seite Leo Slezaks im Cine-Allianz-Tonfilm Ihr größter Erfolg, Therese Krones’ Aufstieg ‚vom Wiener Wäschermädel zur gefeierten Sängerin’. Am bekanntesten aber ist der rührselige Raimund-Film Brüderlein fein, 1942 unter der Regie Hans Thimigs entstanden und bis heute gespielt, in dem Marte Harell Krones verkörpert. Bereits 1920 war unter demselben Titel der Roman einer Schlesierin von Pankraz Schuk erschienen. Auf weitere literarisch zumeist wenig anspruchsvolle Arbeiten etwa von Margarethe Tehel, Eduard Paul Danszky oder Viktor von Falk sowie auf die umfangreiche anekdotische Publizistik kann hier nicht näher eingegangen werden.
Bis heute blieb in der Forschung die Frage unbeantwortet, wer jene drei Stücke, die unter dem Namen Therese Krones’ aufgeführt wurden, verfasste. Eine detaillierte Gegenüberstellung der Argumente für und wider die Urheberschaft der Krones gibt Edith Futter, bemerkt aber vorweg, dass sich diese Frage „aufgrund des kaum vorhandenen Materials auch nicht mit vollkommener Gewißheit beantworten“ ließe. Die erhaltenen Theatermanuskripte seien von Kopistenhand und erlaubten keine Zuordnung. Zwar habe Therese Krones schon 1826 für ihr Benefizstück Oskar und Tina von Carl Meisl ein Quodlibet selbst geschrieben und habe immer wieder ihre Rollen selbstständig ausgebaut, doch spreche für Joseph Krones u. a. der Umstand, dass dieser nach dem Tod seiner Schwester zwei durchaus erfolgreiche Stücke auf die Bühne bringt. Eine neuerliche Überprüfung des vorhandenen Materials (das zahlreiche von Futter nicht eingesehene Dokumente und Textzeugen umfasst) brachte nun allerdings überraschende Ergebnisse zu Tage, die durchaus einiges zur Klärung der Verfasserschaft beizutragen vermögen. Nicht die von Futter verwendete und bereits 1947 von Michael Maria Rabenlechner für die Wiener Bibliophilen-Gesellschaft erstmals gedruckte Textfassung der Sylphide unter der Signatur H.I.N. 38891 der Wiener Stadt- und Landesbibliothek ist die älteste Niederschrift, sondern das Manuskript H.I.N. 148961 derselben Bibliothek, dessen umfangreiche, zumeist mit Rötel durchgeführte Streichungen und Änderungen (z. T. von fremder Hand) bereits in sämtlichen anderen erhaltenen Textfassungen der Wiener Stadt- und Landesbibliothek sowie des Österreichischen Theatermuseums berücksichtigt sind. Schreiber dieser vermutlich ersten Fassung, die in dieser Form wohl auch den Verantwortlichen der Leopoldstädter Bühne vorgelegt wurde (die Inszenierung des Stücks übernahm Raimund), ist – wie sich über Schriftvergleiche eindeutig feststellen lässt – Joseph Krones. Dass dieser nur als Kopist für seine Schwester tätig war, scheint eher unwahrscheinlich, zumal auch das Stück selbst gestalterische Ähnlichkeiten aufweist mit seinem eigenen Lustspiel Die Zauberhöhle (1832), das bislang als verschollen galt, und in der ersten Version an ähnlichen künstlerischen Mängeln zu leiden scheint, wie sie die Theaterkritik auch an seinem Blauen Zwerg bemäkelt, der 1831 im Leopoldstädter Theater aufgeführt wurde. Vermutlich entschlossen sich die Geschwister zur Aufführung unter dem Namen Thereses, da ein Stück des Publikumslieblings eine weitaus bessere Aufnahme bei Publikum und Kritik zu erhoffen hatte, als das Debütwerk eines Komikers der zweiten Reihe.
Warum aber gefielen die drei offensichtlich Joseph Krones zuzuordnenden Stücke, während die beiden weiteren Therese Krones zugeschriebenen Stücke trotz der immensen Popularität der angeblichen Verfasserin ignoriert bzw. verrissen wurden? Stammen diese nicht von Joseph Krones, sondern tatsächlich von Therese? Eine mögliche Lösung dieses Problems gibt wieder die Identifizierung der Schreiberhand. Eines der beiden erhaltenen Manuskripte des Nebelgeists, die Handschrift H.I.N. 18896 der Handschriftensammlung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek, wurde gleichfalls von einem Mitglied der Familie geschrieben: diesmal von Joseph Krones senior, dem gelähmten Vater der Schauspielerin, der auf ihre Unterstützung angewiesen war. Sollte er der Verfasser des Zauberspiels sein, erklären sich auch die stilistischen und gestalterischen Unterschiede zu den Werken seines Sohns, die im Gegensatz zu diesem doch recht langatmigen und schalen Opus vor Witz und theaterwirksamen Einfällen sprühen. Weiterhin ungeklärt bleiben muss, von wem die Kleopatra stammt, die – so die Kritik des „Sammlers“ – „keineswegs nur etwas strengeren Anforderungen genügte“ und trotz der schauspielerischen Leistung von Therese Krones und Carl Carl durchfiel; von ihr hat sich bislang noch kein Manuskript gefunden. (Christian Neuhuber)
Therese Krones, eine der bedeutendsten Schauspielerinnen des komischen Fachs auf deutschen Bühnen, steht stellvertretend für die glanzvollste Zeit des Theaters in der Wiener Leopoldstadt in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhundert. Nach ihrem frühen Tod wurde Krones rasch zum Mythos; Romane, Theaterstücke und Filme bearbeiteten das kurze Leben des Publikumslieblings und auch heute ist ihr Name noch nicht zur Gänze vergessen. Zum Schauspielen kam sie durch ihren Vater Franz Josef Krones und mit seiner Wandertruppe bereiste sie viele Bühnen Österreichs. Ferdinand Raimund schrieb ihr Stücke "auf den Leib", der große Kritiker Moritz Gottlieb Saphir war begeistert von ihr. Bis heute blieb in der Forschung die Frage unbeantwortet, wer jene drei Stücke, die unter dem Namen Therese Krones’ aufgeführt wurden, verfasste.
Werke |
Jahr der Publikation |
---|---|
Der Nebelgeist und der Branntweinbrenner | 1829 |
Sylphide das See-Fräulein | 1830 |
Forschungsliteratur
ALDOR, EMIL: Therese Krones. Ein Beitrag zur Geschichte des Wiener Volkstheaters zur Zeit des Biedermeier. Wien, Phil. Diss. 1931. |
DEUTSCHMANN, WILHELM: Therese Krones und der Raubmörder Severin von Jaroszynski. In: Therese Krones. Zum 150. Todestag. 68. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz. 6. November 1980 bis 11. Jänner 1981. Wien Eigenverlag der Museen der Stadt Wien [1980], S. 65-70. |
EISENBERG, LUDWIG: Therese Krones. In: Ludwig Eisenberg’s Grosses Biographisches Lexikon der Deutschen Bühne des XIX. Jahrhunderts. Leipzig List 1903, S. 551f. |
FUTTER, EDITH: Die bedeutendsten Schauspielerinnen des Leopoldstädter Theaters in der Zeit von 1800 bis 1830. 2 Bde. Wien Verlag Notring 1970.(= Dissertationen der Universität Wien. 48.) |
KÖNIG, JOSEF WALTER: Therese Krones als Bühnenautorin. In: Ders.: Ihr Wort wirkt weiter. Miszellen zur Literaturgeschichte des Ostsudetenlandes. Wolfratshausen Gödel 1966, S. 59-64. |
MARKTL, EDITH: Die Schauspielerin Therese Krones. In: Therese Krones. Zum 150. Todestag. 68. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz. 6. November 1980 bis 11. Jänner 1981. Wien Eigenverlag der Museen der Stadt Wien [1980], S. 13-23. |
NEWALD-GRASSE, ANNY von: Therese Krones. Aus ihrer Lebensgeschichte. [Freudenthal] o.V. [1930]. |
PIRCHAN, EMIL: Therese Krones. Die Theaterkönigin Altwiens. Wien/Leipzig Wallishausser 1942. |
RABENLECHNER, MICHAEL MARIA: Therese Krones und ihre dramatischen Arbeiten. In: Sylphide das See-Fräulein. Romantisch komisches Zauberspiel mit Gesang in zwei Aufzügen von Therese Krones. Erstdruck. Mit einer Abhandlung über Therese Krones und ihre dramatischen Arbeiten von Michael Maria Rabenlechner. Wien Wiener Bibliophilen-Gesellschaft 1947, S. 87-120. |
ROMMEL, OTTO: Die Alt-Wiener Volkskomödie. Ihre Geschichte vom Barocken Welt-Theater bis zum Tode Nestroys. Wien Schroll 1952. |
VÁCLAVÍK, FRANTIŠEK: Therese Krones und Bruntál. In: Therese Krones. Zum 150. Todestag. 68. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, Karlsplatz. 6. November 1980 bis 11. Jänner 1981. Wien Eigenverlag der Museen der Stadt Wien [1980], S. 7-11. |
WEGMANN, LUDWIG: Das Krones-Häuschen in Heligenstadt (Hohe Warte 37). Die Geschichte desselben, nebst einer kurzgefassten Biographie der Therese Krones. Wien im Selbstverlage des Verfassers 1901. |
WEISSENSTEINER, FRIEDRICH: Zwischen Idylle und Revolution. Ungewöhnliche Biedermeierportraits. Wien Ueberreuther 1995. |