Engelbert Maximilian Selinger, bekannt auch unter dem Pseudonym Dr. Wilhelm Marchland, wurde am 13. Oktober 1802 zu Sternberg geboren. Er besuchte das Gymnasium in Kremsier, dann studierte er Philosophie und Rechtswissenschaft in Olmütz und Wien, wo er im Jahre 1827 zum Dr. jur. promovierte. Nach dem Studienabschluss absolvierte er Reisen durch die Schweiz, Deutschland und Italien. Nachdem er zurückgekehrt war, ließ er sich als Anwalt in Olmütz nieder. Bald darauf übersiedelte er jedoch nach Wien, wo er seit 1829 als provisorischer Professor der juridisch-politischen Wissenschaften an der K. k. Akademie für Orientalische Sprachen angestellt war. Außerdem wirkte er als Supplent und Adjunkt an der Wiener Hochschule.
Ab 1836 war Selinger als richtiger Professor an der oben erwähnten Akademie tätig. Dank seiner Zuverlässigkeit im Lehramt erhielt er eine Zensorstelle, die er bis zum Jahre 1848 versah. Als die Wahlen für den österreichischen Reichstag ausgeschrieben wurden, wählte man Selinger in Sternberg zum Reichstagsabgeordneten. Seine parlamentarische Tätigkeit wurde im Reichstag kaum beachtet, bis er 1848 einen Antrag mit der Rede zugunsten der österreichischen Armee in Italien und Tirol stellte, der in gewissem Maß viel Staub aufwirbelte. Diesem Antrag folgte nach Verzögerungen eine Debatte, aber die Sache blieb unerledigt.
Dank seines loyalen Verhaltens wurde Selinger 1849 zum Direktor der orientalischen Akademie ernannt und später erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. Im Jahre 1852 wurde er von seinem Posten an der Akademie unerwartet entfernt und zum Sektionsrat im außerordentlichen Dienst des Ministeriums des Äußeren befördert. Seit 1854 litt er unter einer fortdauernden Krankheit, infolgedessen er eine Heilung durch hydropathische Experimente ausprobierte, die bei ihm eine völlige Erblindung verursachten. Selinger verstarb am 8. Juli 1862 (in einigen Quellen findet man das Jahr 1854) in Wien an einer Gehirnlähmung im Alter von 59 Jahren.
Selinger verfasste nur wenige Texte und ohne größere literarische Bedeutung, die heute so gut wie vergessen sind. In seinem Erstlingswerk Nachtstationen eines Reisenden (1835) beschrieb er im reisebuchartigen Stil verschiedene Orte, die er früher während seiner Auslandsreisen besuchte. Dann folgte das dreiaktige Lustspiel Frauen-Emancipation (1840), das er unter dem Pseudonym Dr. Wilhelm Marchland im Wiener Theater in der Josefstadt aufführte. Das Spiel wurde positiv angenommen, konnte sich jedoch nicht im Repertoire halten. Mit dem nächsten Theaterstück, dem geschichtlichen Schauspiel Macht der Treue (1845), erreichte Selinger einen größeren Erfolg. Der damalige Theaterdirektor in Brünn schrieb anlässlich der zweihundertjährigen Feier der glücklich vereitelten schwedischen Belagerung Brünns einen Wettbewerb aus, bei dem sich Dramen, die diesen historischen Stoff behandeln, bewerben konnten - und Selinger gelang es mit seinem Drama den Hauptpreis zu gewinnen. Zu seinen weiteren Werken gehören noch Gräfenberg (1841), Denksteine deutscher Geschichte des Jahres 1842 (1843) oder die biographische Schrift Vincenz Prießnitz (1852).
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)
Der aus Sternberg stammende Engelbert Maximilian Selinger (*1802) studierte Philosophie und Rechtswissenschaft in Olmütz und Wien. Nach dem Studium reiste er durch die Schweiz, Deutschland und Italien, dann ließ er sich als Anwalt in Olmütz nieder. Bald darauf begab er sich nach Wien, wo er an der K. k. Akademie für Orientalische Sprachen wirkte (als Professor, später als Direktor). Außerdem wurde er in Sternberg zum Reichstagsabgeordneten gewählt. Später erhielt er das Ritterkreuz des Franz-Josephs-Ordens. Er starb infolge einer schweren Krankheit, aufgrund der er erblindete, im Alter von 59 Jahren. Zu seinen literarischen Arbeiten gehören das Reisebuch Nachtstationen eines Reisenden (1835), das geschichtliche Schauspiel Macht der Treue (1845) oder die biographische Schrift Vincenz Prießnitz (1852).
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. 6. Auflage. Band 6. Reclam, Leipzig 1913, S. 407.
Wurzbach, Constantin von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. Band 34. 1877, S. 54-56.