Ota Filip


Ota Filip, ein Eingeborener aus Schlesisch-Ostrau, war einer der bekanntesten tschechischen Exilautoren. Vor der Veröffentlichung seines ersten Romans Das Café an der Straße zum Friedhof aus dem Jahre 1968 übte er mehrere Berufe (z.B. Redakteur, Bergmann, Bauarbeiter) aus. 1970 wurde er wegen seiner politischen Meinungen für eineinhalb Jahre verhaftet und vier Jahre später aus der damaligen Tschechoslowakei ausgebürgert. Er siedelte sich im bayerischen München an, wo er das Schreiben von Romanen - z.B. die historische Freske Wallenstein und Lukretia oder der tragikomische Roman Café Slavia - und die Publikation von Essays, Zeitungsartikeln und Glossen (z.B. Die stillen toten unterm Klee) fortsetzte. Er schrieb seine ersten Romane auf Tschechisch, seit 1981 veröffentlichte er jedoch vorwiegend auf Deutsch. Neben seinem eigenen literarischen Schaffen beschäftigte er sich mit dem Übersetzten - er übersetzte aus dem Tschechischen ins Deutsche einige Texte von Samisdat-Autoren wie z.B. Ludvík Vaculík und Oldřich Mikulášek. Bei seinen späteren, auf Deutsch geschriebenen Texten besorgte er sogar die tschechischen Übersetzungen - z.B. der autobiographische Siebente Lebenslauf. Er wurde für seine literarische Tätigkeit u.a. mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis und dem Andreas-Gryphius-Preis ausgezeichnet. Er verstarb kurz vor seinem 88. Geburtstag in der bayerischen Stadt Garmisch-Partenkirchen.

Werke

Jahr der Publikation
Das Café an der Straße zum Friedhof 1968
Ein Narr für jede Stadt 1969
Die Himmelfahrt des Lojzek aus Schlesisch Ostrau 1973
Zweikämpfe 1975
Maiandacht 1977
Wallenstein und Lukretia 1978
Großvater und die Kanone 1981
Tomatendiebe in Aserbaidschan und andere Satiren 1981
Lenka Procházková: Ein Tag mit Orangen 1982
Ludvík Vaculík: Mein Zuhause 1983
Café Slavia 1985
Oldřich Mikulášek: Agogh, Sieben Metaphern 1987
Die Sehnsucht nach Procida 1988
Iva Kotrlá: Die Feberfee 1988
Die stillen Toten unterm Klee 1992
Mein Prag 1995
...doch die Märchen sprechen deutsch 1996
Der siebente Lebenslauf 2001
Sousedé a ti ostatní 2003
Das andere Weihnachten 2004
77 Geschichten aus dem Russenhaus 2005
Osmý čili nedokončený životopis 2007

Forschungsliteratur

Balaštík, Miroslav: Musel jsem „odžít“ jiný život… In: Host (2000) Bd. 7, S. 5-10.
Beham, Mira: Die geistige Doppelidentität bei Ota Filip. In: Fremde Augenblicke. Mehrkulturelle Literatur in Deutschland. Internationes, Bonn 1996, S. 91-93.
Holý, Jiří: Česká literatura (4). Od roku 1945 do současnosti. (2. polovina 20. století). Prag 1996.
Kliems, Alfrun: Im Stummland. Zum Exilwerk von Libuše Moníková, Jiří Gruša und Ota Filip. Peter Lang, Frankfurt a.M. 2002.
Kolářová, Eva: Stimmen aus dem Stummland. Texte von deutschen Schriftstellern tschechischer Nationalität. Ústí n. L. 2002.
Kubica, Jan: Ota Filip. In: Deutschböhmische Literatur. Beiträge der internationalen Konferenzen Olmütz, 13.-16.11.2000 und 25.-28.4.2001. Olmütz 2001, S. 347-353.
Kubica, Jan: Ota Filip. Eine Monographie. Dissertation. Olmütz 2004.
Valouch, František: První román Oty Filipa. S. 1-14.
Zelinský, Miroslav: Ota Filip: Nanebevstoupení Lojzka Lapáčka ze Slezské Ostravy. In: Český Parnas. Literatura 1970-1990. Hrsg. von Jiří Holý. Prag 1993, S. 74-79.