Otto Fischer wurde am 3. Oktober 1872 in eine jüdische Familie in der mährischen Stadt Bärn als Sohn des hiesigen Mehlhändlers Josef Fischer und seiner Gattin Bertha (geb. Kraus) geboren. Zuerst besuchte er ein Realgymnasium, dann studierte er Literatur an der Wiener Universität (in einigen Quellen wird stattdessen die Berliner Universität erwähnt). Sein Erstlingswerk war das dreiaktige Schauspiel Der Freund (1892), das erst im Jahre 1896 in Olmütz uraufgeführt wurde. In der ersten Hälfte der 1890er Jahre veröffentlichte er noch weitere Schriften, die in der Monatsschrift Die Gesellschaft erschienen, die damals als führendes Organ der modernen Literatur galt - es handelte sich u. a. um das Capriccio Gräfin Flora und die dramatische Skizze Dank' dem Herrn Jesesle (beide aus dem Jahre 1894). Am 22. November 1898 trat er aus der jüdischen Gemeinde aus und um die Jahrhundertwende wurde er mit Minna Anna Marie Lüders evangelisch getraut.
Fischer verfasste einige Dramen zusammen mit dem Dramatiker Norbert Falk und ihre Stücke erschienen unter dem gemeinsamen Pseudonym Otto Berti. Am Ende des Jahres 1900 kam es zur Uraufführung ihrer KomödieNimbus im Hamburger Thalia-Theater und im nachfolgenden Jahr wurde ihr Schwank Teremtette im Berliner Residenztheater uraufgeführt. 1903 feierte Fischer einen Erfolg mit seinem Volksdrama Waldherrschaft, das im Raimundtheater aufgeführt und sogar für den Raimundpreis vorgeschlagen wurde.
In den Jahren 1907-1908 wirkte Fischer als Dramaturg der Anstalt für Aufführungsrecht dramatischer Werke der Literatur und Musik in Berlin. In denselben Jahren arbeitete er in der Redaktion des Kürschners Jahrbuches und des Kürschners Bücherschatzes. Dazu redigierte er die Berliner Morgenpost, die Wiener Zeit und war ständiger Mitarbeiter der Berliner National-Zeitung und Herausgeber der Buchreihe Deutsche Dramen der Gegenwart. Ab 1909 war er als Leiter der dramaturgischen Abteilung des Büros Fischer tätig. Daneben arbeitete er in Berlin-Friedenau im Theaterverlag seines jüngeren Bruders Karl Fischer, der u. a. als Musikkritiker und Musiklehrer wirkte. Ab 1914 wurde Otto Fischer Inhaber des Verlags.
Der Dramatiker (Autor von Dramen, Einaktern und Lustspielen) und Redakteur Otto Fischer beging am 8. Februar 1915 in Berlin Selbstmord, in dem er sich im Alter von 42 Jahren infolge einer psychischen Erkrankung erhängte.
(Auf Basis der Sekundärliteratur bearbeitet von Radek Flekal)
Der Dramatiker und Redakteur Otto Fischer (*1872) stammte aus einer jüdischen Familie aus Bärn, 1898 trat er allerdings aus der jüdischen Gemeinde aus. Er studierte Literatur in Wien und zu seinen ersten Werken gehören das Schauspiel Der Freund und weitere Schriften, die in der Monatsschrift Die Gesellschaft erschienen (z. B. das Capriccio Gräfin Flora, 1894). Er verfasste auch einige Dramen zusammen mit dem Dramatiker Norbert Falk, unter dem gemeinsamen Pseudonym Otto Berti - z. B. die Komödie Nimbus (1900). Später arbeitete er in verschiedenen Redaktionen (z. B. Kürschners Jahrbuch, National-Zeitung) und im Berliner Verlag seines Bruders Karl (dessen Inhaber er ab 1914 wurde). Mit 42 Jahren erhängte sich Otto Fischer in Berlin infolge einer psychischen Erkrankung.
Anonym: Selbstmord eines Schriftstellers. In: Salzburger Volksblatt (10.2.1915). 43. Jahrgang, Nr. 32, S. 9.
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 2 (6. Auflage). Reclam, Leipzig 1913, S. 221.
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert A-L. Band 1. K. G. Saur, München 2002, S. 327.
Jahn, Bruno: Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 1. A-L. K. G. Saur, München 2005, S. 281.
Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 7. Verlag Walter de Gruyter, Berlin 1998, S. 133-134.
Staudacher, Anna L.: "... meldet den Austritt aus dem mosaischen Glauben": 18000 Austritte aus dem Judentum in Wien, 1868-1914: Namen - Quellen - Daten. Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main 2009, S. 152.