Konrad Löwe war zu seiner Zeit ein erfolgreicher und bekannter Schauspieler, der sich auch auf dem Gebiet der dramatischen Literatur und in der Lyrik versuchte. Löwe wurde 1856 in der mährischen Stadt Proßnitz geboren als Sohn des jüdischen Kaufmanns Emanuel Löwe und seiner Frau Julie, geborene Steinschneider. Die künstlerische Laufbahn war nicht das ursprüngliche Ziel seiner Bestrebungen. An der Wiener Universität absolvierte er das Jusstudium und promovierte zum Doktor der Rechtswissenschaft. Das Theater gehörte schon in der Zeit seines Studiums zu seinen Interessensgebieten. Sein schauspielerisches Talent setzte sich dann von alleine, ohne jegliche schauspielerische Ausbildung, durch. Im Jahre 1877 wurde er nach einer Studentenvorstellung am Wiener Stadttheater, in der er die Hauptrolle in Schillers Wilhelm Tell spielte, von Heinrich Laube angeregt, sich der Schauspielerlaufbahn professionell zu widmen und so kam er nach dem Absolvieren seines Studiums 1878 ans Theater, wo er sogleich große Erfolge feierte.
Am Anfang seiner Karriere wechselte er seine Engagements in rascher Folge: 1878 debütierte er am Stadttheater in Elbing, 1879 ging er von dort nach Brünn, wo er sich in der Rolle des „Carl Moor“ das erste Mal dem Publikum vorstellte, 1880 ging er nach Teplitz. Im September 1880 kam er für eine kurze Zeit nach Mähren zurück, nach Olmütz, wo er zu den besten und beliebtesten Ensemblemitgliedern gehörte. In seiner Antrittsrolle spielte er „Rolf Berndt“ im gleichnamigen Schauspiel von G.M. Pulitz: „Den Titelhelden spielte Herr Löw mit dem glücklichen Ausdruck der ernsten, gedrungenen Männlichkeit.“ Im März 1881 nahm er einen achttägigen Urlaub, um am Berliner Nationaltheater gastieren zu können, was die Olmützer Tagespresse als eine „unliebsame Störung“ des Schauspielrepertoires empfand. In Olmütz blieb er bis zum Ende der Saison 1880/1881 und danach folgte er dem Olmützer Theaterdirektor Emanuel Raul nach Karlsbad, wo derselbe am 1. Mai die Sommersaison eröffnete. Im September 1881 ging Löwe nach Breslau, in der nächsten Saison war er Mitglied des Stadttheaters in Hamburg und 1884 kam er ans Grazer Stadttheater, wo er als „Franz Moor“ anfing und vier Jahre lang wirkte. Seit dem Jahr 1885 war Löwe mit der Opernsängerin Mathilde Löwe, geborene Sax, verheiratet, zwei Jahre später wurde ihre Tochter Mathilde geboren.
Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre verfasste Löwe seine ersten Dramen: das wahrscheinlich nie gedruckte, vieraktige dramatische Gedicht Die Lützower und das fünfaktige Drama Paul Krokoff. Das Erstlingswerk Die Lützower, ein historisches Epigonendrama aus der Zeit der Napoleonkriege, wurde mehrmals aufgeführt, z. B. in Chemnitz, Teplitz oder anlässlich Löwes Benefizabends während seines Engagements in Olmütz im Januar 1881. Das Olmützer Publikum begrüßte mit Begeisterung das Stück des beliebten Schauspielers, der auf dieser Bühne die ersten Charakterrollen spielte. Ein Kritiker des Mährischen Tagblatts vermisste an diesem Werk eine bühnenwirksame dramatische Handlung: „Denn während es als Dichtung Vorzüge von unleugbarem Werthe aufweist, entbehrt es als Drama mancher nothwendiger Vorbedingung. Das dramatische Gewebe ist zu kurz und einfach für den großartigen historischen Hintergrund, der die knappe Handlung geradezu erdrückt.“ Andererseits wurden die Sprache und auch einzelne Teile des Dramas gelobt:
Der Abschluß des zweiten Actes durch die prächtige Erzählung von der Bildung der „wilden Jagd“ ist ein kleines Meisterstück, welches zeigt, dass der Dichter sich auf den Bühneneffect versteht. Weit höhere Vorzüge des Stückes sind jedoch die vollkommene Herrschaft des jungen Dichters über die Sprache und die außerordentlich schöne und blühende Diction, die ganz an die edelsten Vorbilder, an Schiller und den Freiheitsdenker Körner erinnert. In der Lagerscene ist sogar der Ton des Wallenstein'schen Lagers prächtig getroffen.
Sein zweites Drama Paul Krokoff wurde das erste Mal im Grazer Landestheater aufgeführt, in Olmütz dann 1885. Das Drama spielt Ende der sechziger Jahre in Petersburg, der Hauptheld Paul Krokoff ist ein verwaister Student, Literat und Revolutionär. Die tragische Handlung vereint politisches Drama und Familiendrama miteinander. Paul Krokoff ist Mitglied einer Gruppe von Verschwörern, die das Zarenreich reformieren will. Krokoff wird als Führer dieser staatsfeindlichen Bewegung entdeckt, aber statt verurteilt zu werden, wird er vom Gouverneur von Petersburg begnadigt, weil dieser in ihm seinen illegitimen Sohn entdeckt. Diese Begnadigung besiegelt jedoch Paul Krokoffs Schicksal, er wird von den Verschwörern als vermeintlicher Verräter ermordet. Die Sprache ist wieder auf sehr hohem Niveau, nur manchmal wird der Ausdruck zu blumig. Obwohl auch dieses Drama beim Olmützer Publikum Erfolg hatte, wurde es weder in Olmütz noch anderswo zum ständigen Repertoirestück.
Löwes nächstes Drama Die Sündfluth blieb ungedruckt. Über das Entstehungsdatum und den Inhalt gibt es keine näheren Angaben. In den Jahren 1888-1891 gehörte Löwe dem Verband des Hofburgtheaters an, wo er das Fach der Heldenväter vertrat. Im Herbst 1891 schied er von der Hofbühne und wurde Mitglied des Deutschen Volkstheaters. In seiner Antrittsrolle spielte er "Lord Rochester" in Charlotte Birch-Pfeiffers Die Waise von Lowood. Im Jahre 1890 veröffentlichte er einen Gedichtband unter dem Titel Leben und Lieben. Während seines Engagements am Deutschen Volkstheater widmete er sich der Bearbeitung fremder Dramen. 1893 veröffentlichte er seine Umarbeitung der Tragödie Herzog Theodor von Gothland von Christian Dietrich Grabbe, die auf dieser Bühne im Februar 1892 aufgeführt wurde, 1894 folgte dann die Bearbeitung von Ifflands Die Jäger, die ebenfalls am Deutschen Volkstheater und dann auch auf anderen Bühnen eine positive Aufnahme fand. In der Wiener Stadt- und Landesbibliothek befindet sich noch ein Lustspielentwurf in drei Akten mit dem Titel Der Kammerherr, den Löwe zusammen mit Béla Jenbach verfasste. Es handelt sich um einen Schwank über die Liebesintrigen auf dem Hof der Zarin Katharina II. Dieses Stück blieb jedoch unvollendet, anders als die Frucht von Löwes Zusammenarbeit mit dem Possenautor Carl Lindau, den er in Olmütz kennenlernte. Lindau war dort im selben Jahre wie Löwe als Schauspieler angestellt. Zusammen schrieben sie den Text zu der Operette Der Schelm von Bergen, welche Alfred Oelschlegel komponierte und die spätestens im Jahre 1890 auch gedruckt wurde.
Nach vierjähriger Anstellung am Deutschen Volkstheater gelang es Löwe 1895, wieder am Burgtheater engagiert zu werden. Sein Fach der Heldenväter bot ihm die Gelegenheit, sich als vortrefflicher Sprecher voll Temperament und Leidenschaft zu zeigen. Er legte viel Sorgfalt auf das gesprochene Wort und galt als intelligenter und eindrucksvoller Charakterschauspieler. Max Kalbeck würdigte in der Zeitung Neues Wiener Tagblatt den Schauspieler Löwe als eine „hohe, das mittlere Maß überragende, aufrechte Figur“. Und genauso wie die Kritiker der dramatischen Werke seinen schöpferischen sprachlichen Ausdruck lobten, hob auch Kalbeck besonders seine rhetorischen Fähigkeiten hervor, mit denen er auf besonders wirksame Weise die großen Reden der von ihm gespielten Charakterfiguren wiederzugeben verstand. „Die Kunst seiner Deklamation, sowohl im freien wie im metrisch gebundenen Worte, regte die Phantasie mächtig an, so dass sich der Zuschauer auf dem Wege durchs Ohr gelehrig in einen Zuschauer der Seele umbilden ließ.“ Für seine Leistungen wurde Löwe im Jahre 1902 gewürdigt und erhielt das Dekret als „wirklicher Hofschauspieler“.
Seine literarische Tätigkeit gab er nach der Veröffentlichung der Bearbeitung von Grabbes Tragödie, also mit 37 Jahren, auf. Seine besten Rollen waren u. a.: Geßler und Stauffacher in Schillers Wilhelm Tell, Miller in Kabale und Liebe, Alba in Don Carlos, Mephisto in Goethes Faust I, in Shakespeares Stücken dann Richard III, Lear, Macbeth oder Jago und viele mehr. Konrad Löwe starb mit 56 Jahren in Wien an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Döblinger Friedhof in Wien beigesetzt. (Silvie Jašková, Olmütz)