Proßnitz
Die Stadt Proßnitz befindet sich mitten in Mähren und gehört zum Bezirk Olmütz.
Sie trennt die obermährische Talenge im Nörden von der Drahanská Höhe im Osten und der Hana-Ebene im Süden. Durch Proßnitz fließen die Flüße Hloučela und Romže.
Schriftlich erwähnt wurde Proßnitz (das Dorf Prostějovice) zum ersten Mal im Jahre 1141.
In der Mitte des 13. Jahrhunderts stellte Proßnitz ein bedeutendes Marktdorf dar, wo Přemysl
Ottokar I. und der Markgraf von Mähren Vladislav Jindřich, einen Teil ihres Lebens verbrachten. Später, in der frühen Neuzeit, gehörte Proßnitz zusammen mit dem Landebesitz Plumlov zwei bedeutsamen Geschlechtern – den Herren aus Pernštějn und dem Fürstengeschlecht der Liechtensteiner. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Proßnitz in verschiedenen Bereichen, aber der Dreißigjährige Krieg unterband diese Entwicklung. Dank der starken und reichen jüdischen Gemeinde, der Kunsttätigkeit und der Klostergründung wurde die Stadt im 18. Jahrhundert neu belebt.
Die Sehenswürdigkeiten der Stadt Proßnitz sind zum Beispiel: das Nationalhaus im Stil des tschechischen Jugendstils, das neue Rathaus, das auch im Jugendstil gebaut wurde,
das alte Rathaus aus dem 16. Jahrhundert und die Pestsäule der hl. Jungfrau Maria auf dem T.G. Masaryk Platz.
Zu den berühmten tschechischen Persönlichkeiten der Stadt gehören der Dichter Petr Bezruč, der Erfinder des Silons und der Kontaktlinsen, Otto Wichterle und der Dichter Jiří Wolker. (Laura Strážnická, Studentin, übersetzt von Jessica Šlégrová, Studentin)
Erinnerungen des Schriftstellers Pankraz Schuk (1877-1951):
Ungefähr in der Mitte von Mähren, dort, wo sich die reichgesegneten Fluren der Hanna dehnen, liegt meine Geburtsstadt.
An ihrem Bilde hat sich im Laufe der Zeit wenig geändert, sie ist die Provinzstadt geblieben, wie sie meine Kinderaugen sahen, mit ihrem schönen Stadtpark und den Überresten von Mauern, die sie einst umgürtet, mit ihren schmutzigen Straßen und ihrem großen Marktplatz, mit ihrer reichen Industrie und ihrer regsamen Bevölkerung.
Im Stadtinnern stehen noch dieselben Häuser, die zu meiner Zeit dort gestanden sind, nur hier und dort ist eines gefallen, um einem modernen Neubau Platz zu machen, und einige neue Gassen sind zu den vielen alten dazugekommen.
Seit vielen Jahren bin ich in meiner Geburtsstadt nicht gewesen. Nur manchmal geht meine Sehnsucht zu dem kleinen unscheinbaren Hause mit dem moosübersponnenen Schindeldach, in dem ich zur Welt kam. (...)
Ich sehe einen kleinen Jungen, der sich im Garten tummelt oder aus Sand Burgen baut; der schon auf die Bäume steigt und seine ersten Höslein zerreißt; der sich zuweilen durch die Tür schleicht, die aus dem Garten in die Felder führt, Schmetterlingen nachjagt bis weit, weit hinaus, wo ein träger Bach fließt, und, zurückgekehrt, als Strafe für dieses Ausreißen knien muß; der unter einem Bette schläft, während seine Mutter ihn in der ganzen Umgebung sucht; und der um die herzigen Kätzlein weint, die die Hauskatze geworfen und die der Onkel ersäufen läßt.
Ich sehe einen Jungen, der in seinem unbändigen Freiheitsdrang auf die Straße läuft, gerade in die Pferde vor einem Wagen hinein, so daß der Kutscher Mühe hat, sie noch rechtzeitig zurückzureißen, ehe sie das Büblein zerstampfen; der mit der Magd zum Bäcker läuft, um das im Hause zubereitete Brot backen zu lassen; der nach jedem Gewitterregen in den Wassertümpeln herumpatscht, daß das Wasser über ihn zusammen spritzt, der auch oft am Mautschranken sitzt und in die tellerebene Weite schaut, die, soweit seine Blicke reichen können, sich vor ihm breitet, und sich fragt: ob denn die Welt wohl größer sei, als soweit er schauen könne, und ob es außer seiner Vaterstadt auch noch andere Städte und andere Menschen gebe.
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