Herbert Thomas Mandl wurde im Jahr 1926 in Bratislava geboren, wo sein Vater, Dipl. Ing. Daniel Mandl, maßgeblich an der Elektrifizierung der ČSR beteiligt war. 1930 übersiedelte die Familie nach Mährisch-Ostrau, im Jahre 1936 nach Brünn, wo sie dann bis zum März 1942 lebte. Ab 1942 bis zum Kriegsende war er in den Lagern Theresienstadt (Terezín), Auschwitz und Dachau interniert. Nach dem Krieg holte T. H. Mandl das Abitur nach und begann ein gleichzeitiges Studium am Staatlichen Konservatorium in Brünn (Absolutorium 1950, Violine) und an der Philosophischen Fakultät in Brünn (Fächer: Philosophie, Psychologie, Anglistik).
Er wollte eine Promotion anstreben, aber beide Dissertationsvorschläge wurden von den zuständigen Gremien abgelehnt. Der erste Vorschlag Die Beziehung zwischen aristotelischer und dialektischer Logik lehnte man mit der Begründung ab, dass dies seinerseits auch der Genosse Lenin erfolglos angestrebt habe; den zweiten Vorschlag Die Funktion philosophischer Systeme in der Prosa von Aldous Huxley lehnte man unbegründet ab. Im Jahre 1950 war Herbert Thomas Mandl bei einer Aufnahmeprüfung an der Janáček-Akademie der musischen Künste in Brünn, in das Studium wurde er aber nicht aufgenommen, da er angeblich "ein faschistischer Typus" gewesen sei (Behauptung der für ideologische Fragen zuständigen Referentin). Später bestand er erfolgreich die Aufnahmeprüfung an der Prager Akademie der musischen Künste und absolvierte diese im Jahre 1954. 1954–1960 war er als Professor (Violine) am Staatlichen Konservatorium in Ostrava tätig. Zusammen mit seiner Ehefrau Jaroslava Mandl (Konzertpianistin, Absolventin des Brünner Konservatoriums und der Janáček-Akademie der musischen Künste) trat er in mehreren tschechischen Städten auf.
Im Jahre 1960 gelangte er nach abenteuerlicher Flucht über Nordafrika (Ägypten) in den Westen, dort war er zeitweise im Gefängnis, später im Zuchthaus, dann wurde er in ein sogenanntes Schweigelager nach Griechenland und später in die Bundesrepublik Deutschland verlegt. Dort wurde er aber als politischer Flüchtling nicht anerkannt. Zwischen den Jahren 1961–1962 wirkte er als Privatsekretär des späteren Nobelpreisträgers Heinrich Böll, der seine Frau Jaroslava in einem Spezialversteck in seinem Wagen in den Westen schmuggelte. Mandl trat weiter auf, arbeitete als Nachtportier in einem Kölner Hotel, wurde Konzertmeister des Kleinen Rundfunkorchesters des WDR, arbeitete beim Sender Deutsche Welle und bereitete Sendungen für die ČSSR vor. Dann emigrierte er in die USA, wo er weiter auftrat. Von 1963 bis 1968 war er beim Sender DW beschäftigt und leistete wiederholt Arbeit für den ČSSR-Rundfunk, gleichzeitig war er für Musiksendungen im Bereich Süd- und Südosteuropa verantwortlich, in den Jahren 1968 bis 1971 lebte er wieder in den USA, seine Frau unterrichtete an der Seattle-University, er war an der psychiatrischen Heilanstalt Western State-Hospital in Tacoma (Staat Washington) tätig und betreute therapeutische Gruppen. Und wieder trat er mit seiner Ehefrau auf. 1971-1988 arbeitete er als „Oberstudienrat“ am Erzbischöflichen Abendgymnasium in Neuss.
In der BRD, in den USA und in der Tschechischen Republik hielt Herbert Thomas Mandl immer wieder Vorträge über verschiedene Themenbereiche, beispielsweise aus dem Bereich der politischen Geschichte, u. a. auch einen Vortrag mit dem Titel Kultur unter den Bedingungen des Holocaust. Im Jahre 2000 hielt er an der Philosophischen Fakultät der Palacký Universität in Olomouc einen Vortrag zur Ehrung des Philosophen J. L. Fischer Willensfreiheit – Ein philosophisches oder psychologisches Problem? Konsequenzen.
Er lebte abwechselnd in den USA, in Miami Beach, und in der Bundesrepublik Deutschland.
Herbert Thomas Mandl hat meist Kurzgeschichten geschrieben, aber auch Kritisches und Dramatisches gehören zu seiner literarischen Tätigkeit. In den Jahren 1963–1968 lieferte er zahlreiche Beiträge für den Sender Deutsche Welle und von 1979 bis 1992 hat er für die Vierteljahresschrift Kontinent regelmäßig geschrieben.
In der Bundesrepublik Deutschland erschienen folgende Werke: Der Held und sein Geheimnis. Erzählungen (Bernardus, 1991), Durst, Musik, Geheime Dienste (– Autobiographischer Roman. Klaus Boer Verlag, 1995), Die Wette des Philosophen (ebenfalls beim K. Boer Verlag), Auf der Insel der Phantome (2003) und Liebe und Verderb bei Phantomen (2005). In Österreich wurde sein Drama Reise ins Zentrum der Wirklichkeit von ARBOS (Gesellschaft für Musik und Theater) in Klagenfurt mit großem Erfolg aufgeführt: „Solange man noch kreucht und fleucht, sollte man als Zeitzeuge der nationalsozialistischen Ära seinen Schnabel aufmachen“ und die nachfolgende Generation über die Greuel informieren, betonte der Dramatiker Herbert Thomas Mandl im Gespräch mit der neuen Kärntner Tageszeitung. (Internet: http://www.boerverlag.de/MANDL-B2.HTM).
Auch in der Tschechischen Republik wurden mehrere seiner Werke herausgegeben: Das absolut perfekte Verschwinden oder Der größte aller Zauberer (Novelle), Der Schiffbrüchige aus der Transzendenz (Verlag Rovnost, 1995) und Die Wette des Philosophen.
Sowohl seine Prosa als auch seine Bühnenwerke zeigen Menschen in Extremsituationen, die sie zu psychologisch überraschenden Entscheidungen zwingen. Das „Material“ entstammt überwiegend den Geltungsbereichen der beiden „großen Ideologien“ des 20. Jahrhunderts – dem Nationalsozialismus und dem Kommunismus. Auch der Kalte Krieg und die Bedrohungen nach dem Ende des Kalten Krieges werden thematisiert.
Das Buch Der Held und sein Geheimnis (1991) enthält sechs Erzählungen, die zum großen Teil starke autobiographische Züge ausweisen. Herbert Thomas Mandl beschreibt, was er aus eigener Erfahrung gut kannte oder was ihm während seiner Tätigkeit im Rundfunk aus zuverlässigen Quellen erzählt wurde. So haben seine Erzählungen auch einen dokumentarischen Wert.
Alle Geschichten kreisen um das Thema der Unfreiheit und der Flucht, erzählen vom Neubeginn im nicht kommunistischen Ausland. „Die Erzählungen versetzen den Leser in das Spannungsfeld kommunistischer Osten – freier Westen…“ (H. T. Mandl: Der Held und sein Geheimnis. 1991, Vorwort). Es werden unterschiedliche Wege zur Freiheit beschrieben – Fluchtpläne, ihre Planung und Durchführung; man will aus der damaligen kommunistischen Tschechoslowakischen Republik fliehen – aus einem Staat ohne Recht auf Meinungsfreiheit, aus einem Land mit „seit 1948 hermetisch verschlossenen Landesgrenzen“ (ebd., S. 43), wo „die gleichgeschaltete Presse ein Schlafmittel“ (ebd., S. 44) geworden ist. Man will dem kommunistischen Leben entfliehen, in dem auch die privaten Kontakte auf die Überlegung „Kann ich die Wahrheit sagen oder muß ich lügen?“ (ebd., S. 45) reduziert werden.
Die kommunistische ČSSR wird im Buch folgendermaßen beschrieben:
…die totale Unfreiheit in jeder Hinsicht – vom Reden bis zum Reisen, die Verlogenheit der offiziellen Propaganda, die überwiegend aus Kehrtwendungen besteht, das Spitzelwesen, die ideologische und weltanschauliche Gleichschaltung, die Öde der offiziellen Kultur, die Verfolgung Andersdenkender. (S. 115)
Die ČSSR war mal ein Land, wo „die Vollakademiker mit langjähriger Erfahrung“ (S. 50) paradoxerweise die miesesten Berufsplätze bekamen und unterbezahlt arbeiteten, wenn sie Parteilose bleiben wollten oder ganz arbeitslos blieben, wenn ihre Kaderbeschreibung dem Regime missfiel.
Doch es wird nicht nur die „kollektive Ungeschicklichkeit“ (S. 11) der Ostblock-Menschen kritisiert, sondern es wird auch eine Kritik am Leben im Westen geübt: „… wir degenerierten Produkte des Wirtschaftswunders“ (S. 11).
Für Mandels Erzählungen sind drei historische Ereignisse aus der tschechoslowakischen Geschichte entscheidend: das Protektorat Böhmen und Mähren (1939), die Machtergreifung durch die Kommunistische Partei (Februar 1948) und die Besetzung der Tschechoslowakei im Jahre 1968 (bzw. die russische Invasion). Aus diesen Zeiten stammen dann die Berichte über Gefängnisaufenthalte und längere Haft, Erinnerungen an ein jüdisches Ferienlager, Erinnerungen an den Transport nach Theresienstadt und die Internierung im KZ.
Die Erzählungen sind wegen der „Nachdenklichkeit ihres Verfassers, auch ein Beitrag zur Darstellung des zeitlosen Rätsels 'Mensch'“ (H. T. Mandl: Der Held und sein Geheimnis. 1991, Vorwort).
Mandels Werk Der Schiffbrüchige aus der Transzendenz wurde von Leopold Pospíšil ins Tschechische übersetzt und im Jahre 1995 im Brünner Verlag Rovnost herausgegeben. Dieser an Psychologie und Psychiatrie grenzende und sowohl an philosophischen Gedanken, als auch an musikalischen Überlegungen reiche Roman erzählt von einem Experiment, einer Art Therapie. Doch bis zum Ende bleibt unklar, wer sich eigentlich der Therapie unterziehen soll. Dem „Schiffbrüchigen“, der sich in kurzer Zeit enorm große naturwissenschaftliche Kenntnisse aneignete, soll nun beigebracht werden, was Politik und Geschichte seien, denn er will politische und historische Prozesse verstehen lernen. Doch zum Schluss geht die ganze Geschichte völlig anders aus, als man vielleicht erwarten könnte.
Herbert Thomas Mandl war nicht nur ein ausgezeichneter Violinspieler, Musiker und Literat, sondern auch ein Erfinder. Für den Sprach- und Sprechunterricht (auch für Gehörlose geeignet) hat er den sogn. „PhoneticHead“ erfunden (= eine Optisch-akustisch-haptische Vorrichtung zur Vermittlung der Gesamtheit der Artikulationsvorgänge). Weiter ist er auch der Erfinder des „Suggestometers“, d. h. von einer apparativen Vorrichtung zur Messung und Analyse der tiefen psychologischen Dimension der Suggestibilität. Seine beiden Erfindungen wurden in der BRD und den USA patentiert.
Štěpánka Kuříková, Olmütz