Josef Freiherr von Petrasch wurde in der Familie des österreichischen Generals Maximilian Petrasch geboren. Zuerst wurde er in Tyrnau und später in Olmütz erzogen, wo er mit sechzehn Jahren das Studium am Jesuitenkollegium mit der Doktorwürde in Philosophie abschloss. Seine Ausbildung war dadurch aber nicht beendet, denn er studierte weiter in Lovan (Rechtswesen) und in Augsburg. Seine Bildung erweiterte er auf Reisen durch Deutschland, Griechenland und Italien, wo er das erste Mal die Gelehrten Gesellschaften in Florenz und Cortona traf und als ihr Mitglied ihre wissenschaftlichen Interessen kennenlernte. Ursprünglich widmete er sich zwar, ähnlich wie sein Vater, der Offizierslaufbahn, aber nach dem Tod seiner Eltern erbte er reiche Güter, gab die Offizierskarriere auf und widmete sich vollkommen seiner literarischen und wissenschaftlichen Arbeit.
Er ließ sich in Olmütz im Haus Nr. 410 auf dem Oberring (später Ottahalpalast genannt) nieder, wo es ihm gelang, ein Olmützer Kulturzentrum zu schaffen, in dem Vorlesungen veranstaltet wurden und sich täglich Olmützer Gelehrte trafen, um über wissenschaftliche Probleme zu diskutieren. Gerade dieses kulturelle Umfeld ermöglichte es, dass die wissenschaftlichen Bestrebungen dieses Gelehrtenkreises eine festere Organisation bekamen. Im Dezember 1746 wurden die Satzungen der gelehrten Gesellschaft Societas incognitorum erudiorum in terris Austriacis angenommen, deren erster Präsident Petrasch wurde. Üblicherweise wird angegeben, dass es sich um die erste gelehrte Gesellschaft in Böhmen und Mähren handelt, aber schon im 16. Jahrhundert existierte in Olmütz ein ähnlicher Gelehrtenkreis unter dem Namen Societas Maierhofiana, dessen Mitglieder bedeutende Vertreter des Olmützer Klerus und der Bürgerschaft waren und dessen Arbeit in gewissem Maße der Gesellschaft von Petrasch ähnelte. Der Unterschied liegt in der Auffassung der wissenschaftlichen Forschung, genauso wie im Mitgliederkreis der Gesellschaft. Unter den Mitgliedern der Societas incognitorum bildeten fremde Gelehrte einen bedeutenden Teil, obwohl viele von ihnen in Olmütz weilten, wie zum Beispiel der erste Sekretär der Gesellschaft, der Olmützer Offizier, de la Motte des Aulnois oder der Propst František Řehoř Graf Giannini, ein gebürtiger Italiener. Die Ergebnisse ihrer gelehrten Bestrebungen wollte die Societas incognitorum in der Monatsschrift Monatliche Auszüge alter und neuer gelehrten Sachen veröffentlichen, die am Anfang des Jahres 1747 zum ersten Mal erschien.
Ihre kurze Existenz ist ein Ausdruck der labilen Stellung der ganzen Gesellschaft in Olmütz, wo die aufklärerischen Bestrebungen der Societas incognitorum auf Unverständnis stießen, wie es zum Beispiel eine Beschwerde über ihre Tätigkeit belegt, die der Kreishauptmann F.A. Šubíř nach Brünn richtete. Petraschs Bemühungen, die Stellung der Gesellschaft zu verteidigen, waren aber in der ersten Phase noch erfolgreich und fanden ihren Höhepunkt darin, dass die Satzungen der Gesellschaft mit dem Hoferlass vom März 1747 genehmigt wurden, obwohl ihre Tätigkeit gewissen Einschränkungen unterlag. Zum Beispiel die Pflicht, ihre Tagungen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Auf der anderen Seite wurde der Gesellschaft das bedeutende Recht erteilt, in Olmütz die Zensur durchzuführen. Petrasch allein wurde mit der Aufgabe beauftragt, den Entwurf für eine Gründung der Akademie der Wissenschaften zu erstellen und die Anzahl der Mitglieder der Gesellschaft wuchs auf sechzig. Trotzdem änderte sich in Olmütz nichts an der feindlichen Einstellung gegenüber der Gesellschaft und ihre Tätigkeit verlor an Intensität. Davon zeugt unter anderem das unregelmäßige Erscheinen der Monatlichen Auszüge, von denen 1748 in Olmütz nur noch zwei Hefte erschienen und deren Erscheinungsort nach Frankfurt und Leipzig verschoben wurde, wo weitere sechs Hefte herauskamen. Dann fand aber auch diese Art der Herausgabe ihr Ende und die Monatlichen Auszüge verschwanden für immer.
Petrasch verließ danach Olmütz und übersiedelte nach Nové Zámky bei Butschowitz, auf einen Besitz, den er 1750 käuflich erwarb. Seine Interessen entwickelte er in den gelehrten Gesellschaften im Ausland. Gerade diese Orientierung in einer breiteren europäischen Umgebung ist sowohl für Petraschs organisatorische Bemühung charakteristisch, als auch für sein eigenes literarisches Schaffen. Bereits im Rahmen der Societas incognitorum stellte Petrasch den Flügel dar, der eher an der Entwicklung der deutschen Sprache und Literatur orientiert war. Es wäre deswegen falsch, mit seiner Person jegliche Anzeichen einer Neugeburt der tschechischen Nation zu verbinden, wobei der Propst der Moritzkirche, František Řehoř Graf Giannini, mit seiner Bemühung um die Renovierung der Moritzkirche, die sein positives Verhältnis zu Olmütz bezeugt, und seiner Betonung der Tradition von Kyrill und Method, eher zum mährischen Milieu tendierte und deren Entwicklung verfolgte.
Petrasch berief sich auf seine Abstammung aus Slawonien; er schrieb auf Deutsch und wirkte nicht nur im mährischen, sondern auch im deutschen Milieu. Er muss also als Persönlichkeit angesehen werden, die zwar mit ihrer aufklärerischen Orientierung für eine gewisse Zeit die Kultur Mährens beeinflusste, die aber immer ihre nationalen Verhältnisse und Ziele bewahrte. Ein Beleg dafür ist Petraschs literarische Tätigkeit, die bei weitem nicht nur seine Beiträge in den Monatlichen Auszügen in der zweiten Hälfte der vierziger Jahre des 18. Jahrhunderts betraf.
Bereits 1742 veröffentlichte er in Florenz unter dem lateinisierten Namen Petrus Cinerius (das Pseudonym enstand dadurch, dass er seinen Namen in Petr Asch teilte und den zweiten Teil ins Lateinische übersetzte) die Dissertationes litterariae varia hebdomade publicatae. Auch nach seiner Abkehr von Olmütz widmete er sich nicht nur der Tätigkeit in verschiedenen Gelehrtengesellschaften, sondern auch weiterem literarischen Schaffen. Seine Vorstellungsrede bei seiner Immission als Präsident der Augsburger Gesellschaft Altdorf erschien unter dem Titel Von der Erfindung im Periodikum Probe einer neuen Zeitung. Als Dramatiker trat er mit elf Lustspielen hervor, deren Publikation wieder die Altdorfer Gesellschaft übernahm. In diesen Lustspielen blieb Petrasch den in der Zeit beliebten Hanswurstiaden fern und versuchte sich dem Charakter des klassisch orientierten Dramas zu nähern. Seine literarische Tätigkeit vervollständigt schließlich die zweibändige Gedichtsammlung aus den Jahren 1767-1768 Sammlung verschiedener Gedichte eines Sclavoniers des Freyherrn Joseph von Petrasch.
Es ist aus Petraschs Biographien zwar bekannt, dass in seinem Nachlass auch ein Roman unter dem Titel Arbaces erhalten sein soll, dessen Handlung in Griechenland spielt, sowie das Gedicht Träume, das von Dante inspiriert sein soll, aber die genannten Werke sind nicht erhalten.
Es liegt auf der Hand, dass Petraschs literarische Tätigkeit vielseitig war und sowohl Publizistik als auch dramatisches, dichterisches und erzählerisches Schaffen umfasste. Nur ein Bruchteil seiner literarischen Produktion lässt sich chronologisch nach Olmütz und in die Zeit legen, als er hier als leitende Persönlichkeit der Societas incognitorum wirkte. Mit Mähren war seine Person jedoch auch organisatorisch verbunden, und zwar in dem Sinne, dass er mit seiner ganzen Aktivität, obzwar nur eine kurze Zeit, auf die Verwirklichung der aufklärerischen Ideale in dieser Umgebung abzielte, die in dieser Zeit im Kulturbereich noch unter dem Einfluss des Spätbarocks stand, obwohl wir auch zum Beispiel im tschechischen zeitgenössischen Theater eine parodistische Polemisierung mit dem barocken Manierismus verfolgen können. Wegen seiner mitteleuropäischen Orientierung blieb Petrasch jedoch den sich formierenden Bemühungen um die tschechische nationale Neugeburt fern und war eindeutig ein Vertreter der Aufklärung im europäischen Sinne. (Eduard Petrů)