Welehrad
Welehrad liegt in der Region Zlin, 6 km nordwestlich von Ungarisch Hradisch. Hier leben etwa 1.200 Menschen und es ist einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Tschechiens.
Welehrad gilt seit dem Mittelalter als Hauptzentrum des Großmährischen Reiches. Archäologische Funde aus dem 19. Jahrhundert im Kataster der Gemeinde von der Kultur der bemalten Keramik aus der Jungsteinzeit, der Hügelgräberkultur aus der mittleren Bronzezeit und der Urnenfelderkulturen aus der früheren Bronzezeit belegen die Besiedlung dieses Gebiets. Die zahlreichsten archäologischen Funde stammen aus dem Gebiet "Dolní Rákoš", wo sich höchstwahrscheinlich die gesamte Siedlung befand und eine Reihe von Überresten paläolithischer und neolithischer Keramik entdeckt wurde. Die Archäologen lenkten ihre Aufmerksamkeit auch auf die Überreste der großmährischen Kirche in Neudorf, die auf den Beginn des 9. Jahrhunderts zurückgeht.
Die älteste schriftliche Erwähnung von Welehrad ist durch eine Urkunde des Bischofs von Olmütz Heinrich Zdik aus dem Jahr 1141 belegt. Die Gemeinde entand um ein Zisterzienserkloster, das 1205 vom mährischen Markgrafen Vladislav Heinrich gegründet wurde. Das Kloster besaß eine Reihe von umliegenden Dörfern und war seit seiner Gründung eines der reichsten kirchlichen Institute in Mähren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts litt das Herrschaftsgut stark unter den Kriegsereignissen. Im Jahr 1623 wurde das Kloster von den Truppen von Betlen Gábor und um 1635 von den Walachen geplündert. Im April 1645 ließen sich hier schwedische Truppen nieder. Erst nach der Auflösung des Klosters, die am 27. September 1784 erfolgte, wurde Welehrad eine selbstständige Gemeinde.
Die Bedeutung von Welehrad als Wallfahrtsort begann ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der nationalen Wiedergeburt und der Suche nach den nationalen Wurzeln in der großmährischen Tradition wieder zu wachsen. Im Jahr 1869 fand anlässlich des 1000. Todestages des heiligen Kyrills eine nationale und kirchliche Wallfahrt und Erklärung der Mähren-Pannonia Diözese statt. Im Jahr 1883 erhielt die Kirche Welehrad zurück und 1885 fand hier anlässlich des 1000. Todestages des heiligen Methods eine große Wallfahrt statt, an der Gläubige aus den umliegenden Ländern und aus Übersee teilnahmen. Die schnelle Entwicklung der Gemeinde zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen, der sich vor allem auf die wirtschaftliche Lage auswirkte. Während des Zweiten Weltkriegs schlossen sich die patriotisch orientierten Bürger von Welehrad der illegal gegründeten Widerstandsorganisation Obrana národa (Verteidigung der Nation) an. Die hiesige Kompanie hatte etwa 100 Männer, von denen viele um die Jahreswende 1939/1940 verhaftet und inhaftiert wurden.
Im Jahr 1985 fand anlässlich des 1100. Todestages des heiligen Methods eine weitere Wallfahrt in Welehrad statt, an der circa 300 000 Gläubige teilnahmen. Nach dem Versuch, diese Veranstaltung für politische Zwecke zu nutzen, wurde die Wallfahrt zu einer massiven Manifestation gegen das herrschende totalitäre Regime. Im Jahr 1990 besuchte auch Papst Johannes Paul II Welehrad.
Anlässlich des tausendjährigen Jubiläums der byzantinischen Mission in Mähren verfasste Josef C. von Wieser die Gedichtsammlung Welehrad (1862), in der Motive des mährischen Patriotismus auftauchen. Bedeutende Persönlichkeiten aus Welehrad sind der Geistliche, Historiker, Schriftsteller und Chronist Kristián Bohumír Hirschmentzel, der Bildhauer und Designer von Kircheninnenräumen Otmar Oliva und eine Reihe von Priestern, die zur Entwicklung von Welehrad beigetrugen, wie Baltazar Hříva oder der Erzbischof Antonín Cyril Stojan.