Holleschau
Die Stadt Holešov (deutsch Holleschau) liegt an der Grenze zwischen der mährischen Walachei und der Hanna, am westlichen Fuß der Ausläufer der Hosteiner Berge. Durch die Stadt fließt der Fluss Rusava.
Die Geschichte der Stadt begann an der Bernsteinstraße. Das Zentrum von Holešov ist bereits seit der Bronzezeit besiedelt. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus dem 12. Jahrhundert, als Holešov eine Siedlung im Besitz der Bischöfe von Olmütz war. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde die Siedlung zur Stadt erhoben, und seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts befand sich die Stadt im Besitz des Adelsgeschlechts Sternberg. Während der Reformationszeit war Holešov ein lebendiges Zentrum der Lutheraner und der Böhmischen Brüder. Zwischen 1616 und 1620 wirkte hier der spätere Heilige Johannes Sarkander, der später in Olmütz zu Tode gefoltert wurde. Ende des 16. Jahrhunderts kam Holešov in den Besitz der Žerotíner, später des Adelsgeschlecht Lobkowicz. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde die Stadt geplündert und im Jahr 1643 zu zwei Dritteln niedergebrannt. Im Jahr 1650 gelangte die Stadt unter die Verwaltung der Familie Rottal. Johann von Rottal begann mit einem großzügigen Wiederaufbau der Stadt und ließ ein Schloss im frühbarocken Stil errichten sowie die Mariä-Himmelfahrt-Kirche, an die später die sogenannte Schwarze Kapelle angebaut wurde, die als Gruft der Familie Rottal diente. Die St.-Anna-Kirche wurde von dem gebürtigen Holešover Tomáš Šturm erbaut, die Innenausstattung stammt von Oldřich Zahner. In der Nähe des Schlosses wurde ein weitläufiger Garten im französischen Stil angelegt.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Holešov ein Bezirksamt und ein Bezirksgericht eingerichtet, wodurch die Stadt an Bedeutung gewann und zu einem wichtigen Verwaltungs- und Handelszentrum wurde. Besonders die Holz- und Möbelindustrie entwickelten sich. Zu den größten Betrieben gehörten die Fabrik der Gebrüder Thonet für Bugholzmöbel sowie die Süßwarenfabrik Kneisl (heute Sfinx) in Všetuly, außerdem eine Brauerei und eine Mälzerei.
Zur Geschichte von Holešov gehört auch eine sehr zahlreiche jüdische Gemeinde, die vom 15. Jahrhundert bis in die 1940er Jahre bestand. Ihr Ursprung geht auf das Jahr 1454 zurück, als Juden aus den königlichen Städten vertrieben wurden. Die jüdische Gemeinde von Holešov, die unter dem Schutz der lokalen Obrigkeit stand, war eine der größten in Mähren.
Das Zusammenleben der jüdischen Gemeinde mit der mehrheitlich katholischen Bevölkerung verlief nicht immer ohne Konflikte. Das schlimmste Pogrom ereignete sich im Jahr 1918, als fast das gesamte Ghetto geplündert wurde – erst Militäreinheiten aus Kremsier konnten den Aufruhr stoppen. Die jüdische Gemeinde hörte nach dem Zweiten Weltkrieg vollständig auf zu existieren. An diese unterbrochene Tradition knüpft heute das alljährliche Jüdische Festival an.
Zu den Denkmälern, die an die zahlreiche jüdische Gemeinde erinnern, gehören die Šach-Synagoge, benannt nach dem bedeutenden Rabbiner Šabtaj ben Me’ir ha-Kohen, genannt Šach, sowie der jüdische Friedhof mit dem Grabmal des Rabbiners Šach, das von orthodoxen Juden aus aller Welt besucht wird. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Gedenktafel mit den Namen der Opfer des Zweiten Weltkriegs.
Der deutschsprachige Schriftsteller Ludwig Winder verbrachte seine Kindheit in Holešov.
Markéta Možíšová (Studentin)
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Werke
Die jüdische Orgel |