Oskar Jellinek: Hankas Hochzeit
Novellen und Erzählungen- Jahr der Publikation
- 1980
- Verlag
- Rütten & Loening
- Publikationsort
- Berlin
- Gattung
- Kürzere Prosa (Novelle, Erzählung usw.)
- Bibliographische Daten
- Hankas Hochzeit. Novellen und Erzählungen. Rütten & Loening, Berlin 1980.
- Art der Veröffentlichung
- Separate Veröffentlichung
Das Buch ist eine Sammlung von Jellineks Novellen und Erzählungen. Enthalten sind die Novellen Der Bauernrichter, Die Mutter der neun, Der Sohn, Valnocha, der Koch, Hankas Hochzeit, Die Seherin von Daroschitz und Der Freigesprochene sowie die Erzählungen Die Lehrerin, Das Eis, Begnadigung, Zuchthauslegende, Erlebnisse eines Hauslehrers, Der Schauspieler, Der Engel des fünften Gebotes und Menschenfreundliche Erzählung.
Die meisten der Novellen spielen in Mähren und bearbeiten Themen wie die Beziehung zwischen Mann und Frau ("Das Weib wird in alle Ewigkeit ein Grund zum Kampf bis aufs Messer sein!", S. 183), die Beziehung zur Machthierarchie, Machtbewusstsein, Moral, Schuld, Sühne usw.
Die Handlung der Novelle Valnocha, der Koch spielt während der Manöver, der Schießübungen der österreichischen Armee. Die Titelfigur, der Offizierskoch Methud Valnocha aus Mähren, ist ein tieffrommer, demütiger Mensch. Er wird zwar für seine Kochkunst hochgeschätzt, sonst ist er aber ein gesellschaftlicher Außenseiter, sowohl im privaten Leben (von seiner Geliebten Zdenka fühlt er sich nur „pragmatisch geliebt“ und letztlich als eine Sache behandelt) als auch in der Machthierarchie der Armee (er wird als unbewaffnetes Mitglied der Armee, denn er ist Koch, missachtet). Als Valnocha dahinterkommt, dass Zdenka ihn mit seinem Offizier, Leutnant Wieninger, einem jungen und skrupellosen Mann betrügt, keimt in ihm – unter schmerzlichen Gewissensbissen und religiös fundierten Vorwürfen – ein Racheplan: Er will seinen Nebenbuhler vergiften. Der Plan lässt sich jedoch nur dadurch verwirklichen, dass Valnocha in das Abschiedsnachtmahl für den ganzen Offiziersstab giftige Pilze mischt. Die moralische Ironie besteht darin, dass der gehasste Wieninger an dem Abend durch Zufall verhindert ist und dem Essen fernbleibt und somit überlebt. Nachdem Valnoch die Vergeblichkeit seiner grausigen Tat realisiert hat, erhängt er sich.
Die Handlung spielt in „einem südmährischen Dorfe“ (S. 145), unterwegs von Buditz, „einem größere[n] Dorf, durch das wir marschieren mußten“ (S. 154).
Gewiss streifte Brasseur mit einem blick auch den letzten Trainwagen, auf dem Valnocha saß. Doch die Erscheinung des Koches kam ihm nicht stärker zu Bewußtsein als das Vorhandensein anderen Gerätes. Er wandte sein Pferd und flitzte zwischen der trabenden Batterie und dem Feldrand nach vorne, denn schon tauchten die Häuser von Buditz auf. (S. 156)
Das Dorf Rudenitz wird für die Mittagsrast bestimmt. Während die Offiziere im Gemeindewirtshaus essen, reflektiert Valnocha über seine schadhafte Liebesbeziehung am Bach:
Man war in Rudenitz angekommen und menagierte. Mit der Bereitung dieser Mahlzeit hatte Valnocha nichts mehr zu tun, sein ehemaliger Gehilfe besorgte sie allein. Nur Esser war Valnocha hier, und er hielt, wie die anderen, seine Menageschale hin, und man füllte sie ihm mit Suppe und Fleisch. Doch er setzte sich abseits von den anderen, an den Rand eines Baches, der außerhalb der Ortschaft dahinfloß. Noch immer erfüllte ihn das Bild der Umschließung Zdenkas durch einen anderen ganz. Da sah er im Bach sein eigenes Gesicht. Dieser Anblick erschreckte ihn, denn er zeigte ihm nachdrücklich, daß das, was geschehen war, ihm geschehen war. Und durch diesen Hinweis auf sein Vorhandensein erwachten aus dem dumpfen Chaos seines Nichts Schmerz und VErzweiflung so stark in ihm, daß er das Essen ins Wasser schüttete. Es war das erstemal, daß er eine Speise vernichtete. (S. 158)
Die Manöver finden in der Umgebung des Dorfes Zarkowitz (heute Zvěrkovice) statt:
Die Batterie sah sich des Abends in Zarkowitz gut untergebracht. [...] Der nächste Tag diente der Rast und der Vorbereitung zu den morgen beginnenden Schießübungen. [...] Man wollte die Stelle aufsuchen, wo, nach dem Schießübungsplan, die Batterie morgen aufzufahren hatte. Es war heute nicht so schwül wie gestern, um so freier lag die prangende Welt vor ihnen. [...] Man war bei der Stellung angelangt. Diese erwies sich als sehr günstig. Eine kleine Bodenwelle ermöglichte verdecktes Auffahren der Geschütze. Die Kirchturmspitze von Zarkowitz bot ein bequemes Hilfsziel. (S. 162-165)