Oskar Jellinek wurde in Brünn (Josephstadt Nr. 35, heute Bratislavská) als Sohn des Tuchkaufmanns und späteren Textilindustriellen und Gemeinderates von Brünn Edmund Jellinek und dessen Gattin Leontine geboren. Er war von beiden Eltern her Jude. Nach dem Abitur am Ersten Deutschen Staatsgymnasium in Brünn im Jahre 1904 ging Jellinek nach Wien, wo er bis zum Jahr 1938 lebte. In den Jahren 1904-1909 studierte er Jura (JUDr.). Nach dem Praktikum im Justizdienst und dem Militärpräsenzdienst als Einjährig-Freiwilliger war er am Wiener Landesgericht tätig. Im Jahre 1914 wurde er eingezogen und bis zum Ende des Krieges verblieb er im Kriegsdienst. Nach dem Kriegsende war Jellinek bis zum Herbst 1919 im Richteramt tätig, seitdem war er freischaffend. Anfang August 1938 übersiedelte er zu seiner Mutter nach Brünn und im April 1939 gelang es ihm (und seiner Frau und deren Mutter), nach Paris zu entkommen. Ein Jahr später erreichte er New York, wo er dann drei Jahre blieb. Im Jahre 1943 übersiedelte er nach Los Angeles, wo er bis zu seinem Tode lebte und wo er auch beigesetzt ist (Hollywooder Friedhof).
Obwohl Jellinek sein erstes Buch schon 1907 veröffentlicht hat (Das Burgtheater eines Zwanzigjährigen), verzeichnete er seinen ersten großen Erfolg erst im Jahre 1924 mit der Novelle Der Bauernrichter (Buchveröffentlichung 1925). In den Jahren 1924-1933 entstanden dann in verhältnismäßig kurzen Zeitabständen weitere Novellen: Die Mutter der Neun, Der Sohn, Valnocha, der Koch, Der Freigesprochene,Hankas Hochzeit und Die Seherin von Daroschitz. In den Jahren 1934-1938 schrieb er vor allem weitere kleine Erzählungen und Legenden. Oskar Jellinek war ein kultivierter Dichter, dessen melancholische und reflexive Gedichte formal vollkommen sind. In Buchform wurden sie erst aus dem Nachlass herausgegeben. Seine sieben ausgeklügelt konstruierten Dramen, die meistens Themen aus seiner Gerichtspraxis aufgreifen, sind unaufgeführt und, mit einer Ausnahme, unveröffentlicht geblieben. Den Schwerpunkt seines Schaffens bilden die Novellen, von denen die meisten (von den Erwähnten ist Die Mutter der Neun die einzige Ausnahme) in Mähren im Dorfmilieu spielen. Es handelt sich um gut konstruierte Schicksalstragödien, in denen Erotik, Liebe, Ehebruch, Schuld und Sühne die entscheidende Rolle spielen.
In den Jahren 1907–1937 sind mehrere epische Werke Oskar Jellineks in den folgenden Blättern erschienen: Mährisch Trübauer Wochenblatt, Die Wage (Wien), Neues Wiener Tagblatt, Arbeiter-Zeitung (Wien), Neue Freie Presse, Prager Tagblatt, Menorah (Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur, Wien-Berlin), Bunte Woche (Wien), Deutsche Rundschau (Berlin), Prager Presse, Sonntagsbeilage des Brünner Tagesboten.
(Jiří Munzar)
Jellinek stammte aus einer bedeutenden jüdischen Familie aus Brünn. In Wien studierte er Jura und wurde danach Richter. Im Ersten Weltkrieg war er Offizier, danach wirkte er als freischaffender Schriftsteller in Wien. 1938 kam er aus politischen Gründen in seine Heimatstadt Brünn zurück, ein Jahr später floh er vor dem nationalsozialistischen Regime nach Paris, wo er interniert wurde. Danach emigrierte er nach Amerika.
Oskar Jellinek schrieb Gedichte, Erzählungen, Dramen, aber den Schwerpunkt seines Schaffens bildeten die Novellen. Die erste Novelle, Der Bauernrichter, wurde 1924 im Preisausschreiben von dem Verlag Velhagen und Klasing ausgezeichnet. Es folgten weitere, heute noch sehr lesenswerte, Novellen (z. B. Die Mutter der Neun (1926), Der Sohn (1928) und andere). Der Autor stellt sehr gelungen außerordentliche Schicksale in einer einfachen ländlichen Umgebung dar und konzentriert sich auf die Themen Schuld, Moral, Beziehung zwischen Mann und Frau sowie Natur und Kultur. Die Handlung spielt oft in Mähren.
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