Ruth Elias
- Geburtsdaten
- 06.10.1922
- Mährisch Ostrau
- Sterbedaten
- 11.10.2008
- im Moschaw Jicchak, Israel
Verbindungen
Ilse Weber
Die Schriftstellerin Ruth Elias stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Oderfurt, einem Vorort von Mährisch-Ostrau. Ruth war noch ein Kind, als ihre Eltern sich scheiden ließen. Zusammen mit ihrer Schwester Edith wohnte Ruth bei ihrer Großmutter und später auch bei ihrem Onkel. Weil sie mutterlos aufwuchs, sorgte ein Kindermädchen für sie, später eine Erzieherin. Sie erhielt eine zionistische Erziehung. Nach der jüdischen Volksschule in der Kirchengasse (Kostelní ulice) besuchte sie das deutsche Mädchen-Reform-Real-Gymnasium in der Matiční ulice. Mit 13 Jahren kam sie, gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Edith, in ein Mädchenpensionat nach Troppau. In den 30er Jahren verschärfte sich die Situation. Hitler kam an die Macht und die Verfolgung der Juden begann. Ruth und ihre Familie erfuhren über Verhaftungen, Misshandlungen und Schädigungen des Eigentums, trotzdem hofften sie auf eine baldige Beruhigung der Situation. Als sich die Lage weiter verschlechterte, hätte die Familie wie viele andere gern das Land verlassen. Doch wegen der Lungenkrankheit des Vaters war an eine illegale Flucht nicht zu denken, und die Töchter wollten sich nicht vom Vater trennen.
Am 14. März 1939 wurde Ostrau als erste Stadt der „Resttschechoslowakei“ von den Nazis besetzt, und am 15. März saß Hitler bereits auf der Prager Burg. Die Familienfabrik wurde beschlagnahmt, Ruth musste die Schule verlassen. Die Judendiskriminierung eskalierte. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs sollten sich alle Männer zum Transport nach Nisko melden, die Familie versuchte in Posorschitz bei Brünn unterzutauchen. Dies gelang nur für eine kurze Zeit, denn jede Stadt im Protektorat sollte „judenrein“ gemacht werden. Sie wurden angezeigt und kamen am 4. April 1942 mit einem Transport nach Theresienstadt.
In Theresienstadt gelang es Ruth, zu heiraten. Dank dieser schnellen Heirat konnte sie im Ghetto Theresienstadt bleiben, ihre Familienangehörigen mussten jedoch zum Osttransport antreten. In Theresienstadt traf Ruth die aus Ostrau stammende Dichterin Ilse Weber, die als Krankenschwester in der Kinder-Krankenstube arbeitete. In ihrer Freizeit verfasste Ilse Weber Gedichte, viele wurden vertont. Ruth wurde in Theresienstadt schwanger, in diesem Zustand erhielt sie einen Transportzettel. Sie wollte das Kind nicht, doch keiner der Ärzte wagte die Schwangerschaft abzubrechen, denn dies war verboten. Im Dezember 1943 kam sie nach Auschwitz. Durch eine List gelangte sie mit einer Arbeitergruppe nach Hamburg, wo sie Aufräumarbeiten im bombardierten Deutschland leisten sollte. Doch man bemerkte bald ihre Schwangerschaft und schickte sie in das Konzentrationslager für Frauen nach Ravensbrück, von dort wurde sie zurück nach Auschwitz gebracht. Da sie keine Begleitpapiere hatte, nur eine Nummer, erschwindelte sie sich eine neue Existenz: Jarmila Novotna – eine Nicht-Jüdin. Sie brachte eine Tochter zur Welt, aber Mengele verbot es, das Kind zu stillen. Das Kind wurde schwach und hatte keine Chance zu überleben, deswegen überzeugte der Gefängnisarzt Ruth, ihrem Kind eine tödliche Dosis Morphium zu verabreichen. Nach dem Tod des Kindes kam Ruth in ein Arbeitslager nach Taucha bei Leipzig. Zum Glück wurde sie einem Leipziger Kommando zugeteilt, einer Gruppe von Frauen, die Lebensmittel, Kohle und Waffen ins Lager brachte. Sie erhielt sogar die Aufgabe, ein Kabarettprogramm für das Lagerpersonal zusammenzustellen.
Der Krieg näherte sich seinem Ende, die Deutschen wurden immer unsicherer. Gleichsam im letzten Augenblick verordneten die Deutschen, das Lager zu räumen. Die Häftlinge wurden auf den „Todesmarsch“ geschickt. Zurück blieben nur die Kranken und die Krankenpfleger, unter ihnen auch Ruth und ein Witwer, Herr Elias, den Ruth im Lager kennenlernte und zwei Jahre nach dem Kriegsende heiratete. Ruths erster Mann war in Auschwitz umgebracht worden.
Nach der Befreiung durch die Amerikaner passierten sie die Zonengrenze und kehrten in die Tschechoslowakei zurück. Die Rückkehr ins normale Leben war aber schwer. Das durchlebte Trauma war nicht so einfach zu verarbeiten. Ruth wohnte in Prag, lebte in der ständigen Hoffnung auf die Rückkehr ihrer Bekannten. Unter dem wachsenden russischen Einfluss veränderte sich auch die politische Lage in der Tschechoslowakei und die Einstellung zu Juden. Als in Polen erneut Juden-Pogrome anfingen und die polnischen Juden Zuflucht in der Tschechoslowakei suchten, entschied sich das junge Ehepaar Elias nach Israel auszuwandern, wo sie nach einigen Strapazen ein neues Zuhause in einem Dorf fanden, das etwa 25 Familien aus dem Sudetenland errichtet hatten. Ruth gründete eine Familie. Später behauptet sie, alles nur dank eines animalischen Instinkts überlebt zu haben.
Sie schrieb ihre Erinnerungen für ihre Enkelkinder nieder, damit sie die Wahrheit erfuhren. Sie war stets empört, wenn ihr Deutsche einreden wollten, von der Judenverfolgung und Konzentrationslagern nichts gewusst zu haben.
In ihrem Werk mit dem Titel Die Hoffnung erhielt mich am Leben. Mein Weg von Theresienstadt und Auschwitz nach Israel beschreibt sie ihr Schicksal. Das autobiographische Werk ist in sieben Unterkapitel gegliedert: Jugend in Mährisch-Ostrau, Untertauchen in Posorschitz, Im Ghetto Theresienstadt, Auschwitz, Im Arbeitslager, Befreiung und Rückkehr und Mein Israel. Die Autorin erzählt über das menschenunwürdige Leben im Lager und die Lebensbedingungen: Hunger, Krankheiten, Angst, mangelhafte Hygiene, unzureichende Bekleidung, harte Arbeit. Nichts darf vergessen werden, weder das sadistische Benehmen der SS-Männer und SS-Frauen, noch die Misshandlungen, auch nicht die Schimpfwörter, mit denen die Juden attackiert wurden. Sie betont, dass das viele Leid, das wenige Essen und die Machtlosigkeit drei unzertrennbare Komponenten des Lagerlebens waren. Ruth Elias schildert auch den Zusammenhalt der Juden, wie sie geistigen Widerstand leisteten. Doch manchen war das alles zu viel, sie konnten die Qualen nicht länger ertragen und suchten freiwillig den Tod am elektrischen Stacheldrahtzaun. (Štěpánka Kuříková und Veronika Uhrová)
Die Schriftstellerin Ruth Elias stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie aus Oderfurt, einem Vorort von Mährisch-Ostrau. Mit 13 Jahren kam sie, gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Edith, in ein Mädchenpensionat nach Troppau. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs versuchte die Familie in Posorschitz bei Brünn unterzutauchen. Dies gelang nur für eine kurze Zeit. Sie wurden angezeigt und kamen am 4. April 1942 mit einem Transport nach Theresienstadt.
Elias schrieb ihre Erinnerungen für ihre Enkelkinder nieder, damit sie die Wahrheit erfuhren. In ihrem Werk mit dem Titel Die Hoffnung erhielt mich am Leben. Mein Weg von Theresienstadt und Auschwitz nach Israel beschreibt sie ihr Schicksal. Die Autorin erzählt über das menschenunwürdige Leben im Lager und schildert auch den Zusammenhalt der Juden und wie sie geistigen Widerstand leisteten.
Werke |
Jahr der Publikation |
---|---|
Die Hoffnung erhielt mich am Leben | 1988 |
Forschungsliteratur
ERBEN, Petr. Zemřela Ruth Elias. In: Holocaust.cz [online]. [cit. 2015-02-23]. Dostupné z:http://www2.holocaust.cz/cz/resources/ros_chodes/2008/12/ruth_elias_nekrolog |
Ruth (Huppert) Elias. In: United States Holocaust Memorial Museum: Holocaust Encyclopedia [online]. [zit. 2015-02-23]. http://www.ushmm.org/wlc/en/idcard.php?ModuleId=10006390 |