Konrad Ettel wurde am 17. Januar 1847 in der mährischen Ortschaft Neuhof geboren, die damals nur einhundert Einwohner zählte und sich in der Nähe von Sternberg befand. Mit zehn Jahren kam er zur Vorbereitung für das Gymnasium nach Freudenthal, von 1858 bis 1866 besuchte er das Gymnasium in Kremsier, dann trat er auf Wunsch seiner Eltern in das theologische Seminar in Olmütz ein, um Priester zu werden. Hier verblieb er jedoch nur zwei Semester, da er sich dem Dienst der Kirche nicht widmen wollte, und ging nach Wien, um dort Philosophie (1867-1868) zu studieren. Aus finanziellen Gründen entschied er sich im Jahre 1869 für die Beamtenlaufbahn bei der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn. Seit 1891 bekleidete er die Stelle eines Kontrolleurs, später wechselte er zu Offizial und Oberoffizial.
Auf dem literarischen Feld wurde Ettel vor allem als Lyriker und Dramatiker bekannt, gelegentlich auch als Feuilletonist. Einige Werke publizierte er unter dem Pseudonym Kurt Roding. Zuerst widmete er sich der Poesie - 1881 wurden seine Gedichte Eisenbahn- und Telegraphenlieder und Schienenstrang und Funkenflug veröffentlicht, in denen er das neue Verkehrszeitalter und die modernen Reisemöglichkeiten besang.
Vom Feld' zum Wald', die Höh' hinan,
Was rollt so rasch, so weit?
Das ist mein Freund die Eisenbahn,
Der Puls der neuen Zeit.
Kein Thal zu eng, kein Berg zu hoch,
Kein Strom zu breit geschwollen.
Dahin, dahin auf Damm und Joch
Braust's mit der Eile Grollen.
(In: E-r, Carl: Ein Büchlein Eisenbahndichtung. In: Verkehrs-Zeitung (24.10.1886). XIII. Jahrgang, Nr. 43, S. 2-3. Ausschnitt aus Eisenbahn- und Telegraphenlieder)
In dem Lyrikband Wiener Weis' und Frauenpreis (1884) drückte er seine Begeisterung für die Kaiserstadt aus: er besingt Wien in allen Arten - die Gedichte werden dem hiesigen Leben, den Frauen, der Luft und anderem gewidmet. Die Sammlung Aus ewigen Quellen (1900) enthielt dagegen religiöse Gedichte. Was sein dramatisches Schaffen anbelangt, können wir an dieser Stelle das Drama Ideale und Idole (1885), das Schauspiel Haus Lothringen (1890) oder die Lustspiele Der zerbrochene Amor (1891) und Die Jugendprobe (1895) erwähnen.
Neben seinen lyrischen und dramatischen Werken verfasste Ettel einige prosaische und theoretische Schriften, in denen er sich oft mit aktuellen Themen befasste - wie Die Frau und die Gesellschaft (1890) oder Die natürliche Weltanschauung (1894). 1901 veröffentlichte er Im Tannengrund, eine Künstlergeschichte über einen Maler und seine Bilder. Im Jahre 1907 verfasste er unter dem Pseudonym Kurt Roding die Broschüre Rom oder Athen?, wo die im Titel enthaltenen Städte Symbole für Glaube und Wissenschaft verkörpern. Im Laufe der Jahre reiste er wiederholt nach Deutschland und in die Schweiz. Konrad Ettel verstarb im Alter von 77 Jahren am 21. März 1924 in Wien, das ihm zur zweiten Heimat geworden war.
(Auf Basis der Sekundärliteratur und zeitgenössischen Presse bearbeitet von Radek Flekal)
Der Dramatiker, Lyriker und Feuilletonist Konrad Ettel stammte aus dem mährischen Neuhof, studierte in Freudenthal, Kremsier, Olmütz und Wien, wo er später jahrelang als Bahnbeamter angestellt war. Er publizierte zahlreiche Gedichte (z. B. Eisenbahn- und Telegraphenlieder, 1881; Wiener Weis' und Frauenpreis, 1884), einige Dramen (z. B. Haus Lothringen, 1890; Die Jugendprobe, 1895) und theoretische Schriften (z. B. Die Frau und die Gesellschaft, 1890). Er verstarb mit 77 Jahren in Wien.