Oswald Glaidt gehörte zu den evangelischen Predigern, die sich Mitte der 1520er Jahre auf dem Herrengut der Familie Liechtenstein in Südmähren niederließen. Die wichtigsten Lebensdaten, über die die Forschung verfügt, sind seinen zwei Flugschriften entnommen. Glaidt stammte laut eigenen Aussagen aus Cham in der Oberpfalz. Wie die meisten aus der ersten Generation der Reformatoren war er ursprünglich ein Geistlicher. Bevor er nach Nikolsburg kam, war er in Leoben in der Steiermark tätig. Er beschwert sich in seiner ersten, im Jahre 1526 gedruckten Schrift Handlung yetz den. xiiii. tag. Marcy dis. xxvi. iars [...], darüber, dass er gefangen gehalten und aus Österreich verbannt worden sei (Handlung, A2v). In seiner Entschuldigung von 1527 wendet er sich gegen die Nachrede seiner Gegner, er sei ein entlaufener Mönch, habe eine Frau verführt, mit der er lebe, habe das Evangelium während seiner Wiener Gefangenschaft widerrufen und sei aus Österreich wegen einer Missetat verbannt worden (Laube, 751).
Weil Glaidt laut dem Bericht in seiner Handlung am 14. März 1526 an einem in Austerlitz stattfindenden Treffen der Utraquisten teilnahm, wohin er von einem der wichtigsten Protagonisten der Nikolsbuger Reformation, Martin Göschl gesandt worden sei, musste er wohl im Jahre 1525 oder spätestens im Frühjahr 1526 in Nikolsburg angekommen sein, wo neben dem genannten Göschl bereits der lutherisch gesinnte Johannes Spittelmaier wirkte. Der Täufer Balthasar Hubmaier kam wohl bei Glaidt unter, nachdem er im Sommer 1526 nach Nikolsburg geflüchtet war. Die Entschuldigung, also Glaidts auf den 26. Januar 1527 datierte Apologie, belegt, dass Hubmaier Glaidt für seine Lehre gewann. Das änderte sich aber bald. Als nämlich Glaidt an der Disputation zwischen Hubmaier und Hans Hut im Mai 1527 auf dem Nikolsburger Schloss teilnahm, schlug er sich auf die Seite Huts, mit welchem zusammen er auch Mähren verließ. Es ist belegt, dass er schon Anfang Juni 1527 in Wien war. Ende der 1520er Jahre wirkte er in Schlesien, später in Preußen. Zuletzt war er wohl im mährischen Jamnitz tätig, ohne dass man Näheres weiß. Ab 1545 wurde er in Wien gefangen gehalten, im Herbst 1546 wurde er hinter der Stadtmauer in der Donau ertränkt.
Die Schriften von Glaidt dokumentieren anschaulich, wie sich seine Ansichten entwickelten. Während er in seiner ersten Schrift die Kindertaufe nicht ablehnte, wandelte er sich in seiner Apologie zum überzeugten Täufer. Seine weiteren zwei Schriften (auch wenn eine nicht mehr erhalten ist) zeigen, wie er vom Täufer zu einem sabbataristischen Theologen wurde.
Noch vor der Ankunft Balthasar Hubmaiers in Mähren verfasste Oswald Glaidt einen Bericht über ein Treffen der evangelisch gesinnten Priesterschaft und Obrigkeit in Austerlitz am 14. März 1526: die bereits oben genannte Handlung. Der Bericht wurde auf Deutsch verfasst, obwohl die Disputation auf Latein verlief und auch ihre Resultate in lateinischer Sprache niedergeschrieben wurden. Die Gegenpartei wird als „Behem“ oder „behaimische priester“ bezeichnet. Die Mitstreiter von Glaidt werden zwar nicht explizit genannt, die Sprache der Flugschrift und ihre zwinglianische Prägung deuten jedoch auf Vertreter der deutschen Reformation hin. In Austerlitz wurden sieben Artikel beschlossen: Es soll nur das Wort Gottes gepredigt werden; das Abendmahl ist lediglich ein Gedächtnis an den Opfertod Christi; der Mensch soll innerlich an Christus glauben, äußerlich bekennt er sich zu seinem Glauben durch die Taufe und die Teilnahme an der Eucharistie; das Sakrament des Altars soll nicht den Kindern gereicht werden; das Segnen soll abgeschafft werden; der Priester darf heiraten; die Feste sowie das Fasten sollen abgeschafft werden. Glaidt soll diese Schrift mit der Absicht verfasst haben, die auf der Versammlung angenommenen sieben Artikel ins Deutsche zu übersetzen und so den Unwissenden zu erklären.
Glaidts Entschuldigung wendete sich gegen die erdachten Unwahrheiten, die Widersacher über die evangelischen Prediger von der Kanzel aus verbreitet hätten. Glaidt gefalle es zwar, gleich wie Jesus Christus geschmäht zu werden, da aber auch seine Lehre als ketzerisch verurteilt und er der Fälschung der Schrift bezichtigt worden sei, müsse er Christus und den Glauben in Schutz nehmen „damit das volckh, so die leer von mir gehoert, durch mein stillschweygenn nit ain zweyfel gewing und also wider da Got vor sey, vom wort Gottes abfalle“ (Laube, 752). Deshalb wolle er in 16 Artikeln zusammenfassen, was er in Leoben und Nikolsburg gepredigt habe. Er erweist sich dabei als Anhänger von Balthasar Hubmaier, die Anlehnung der Apologie von Glaidt an die Kurze Entschuldigung von Hubmaier ist nicht zu übersehen.
1530 verfasste Glaidt eine Auslegung des Dekalogs, welche belegt, dass Glaidt sich etwa ab dem Ende der 1520er Jahre Gedanken der Sabbatobservanz aneignete. Der Titel des handschriftlich überlieferten Werkes lautet Wye, wenn unnd wo man das pluoethgesetz oder die gericht Gottes handlenn, fierenn unnd prauchen soll. Glaidt fordert in der Schrift, dass die Obrigkeit jede Übertretung des Dekalogs strafen solle und dass die Zehn Gebote zur Grundlage des Zivil- und Strafrechts werden sollen. In den Ausführungen zum 3. Gebot verlangt er, dass die Sabbatobservanz an Samstagen eingeführt wird, zudem stellt er die Heiligung des Sabbats auf eine Ebene mit der Taufe und dem Abendmahl.
Ein Jahr später wandte sich Leonhard von Liechtenstein, der Herr der Nikolsburg, an Wolfgang Capito und Caspar Schwenkfeld und bat sie um ein Gutachten zu Glaidts Schrift Vom Sabbat. Diese Schrift ging zwar verloren, Glaidts Argumentation lässt sich jedoch teilweise mittels der Gegenschrift von Schwenkfeld rekonstruieren. Eine weitere Stellungnahme erbaten die Nikolsburger Herren von Valentin Krautwald. Dieses Interesse der Liechtensteiner an Glaidt wirft die Frage auf, inwieweit er zu dieser Zeit mit der Nikolsburger Reformation in Verbindung stand.
Neben den Streitschriften ist Glaidt als Verfasser von Liedern bekannt. Das Lied Die Zehen gebot (= Es redet Gott mit Mose, ich bin der Herre dein) wurde 1530 zum ersten Mal gedruckt, es muss aber noch, bevor Glaidt überzeugter Sabbater wurde, entstanden sein. O Sohn David, erhör mein Bitt, und tu dich das Erbarmen ist demgegenüber nur handschriftlich überliefert und durfte nach 1535 verfasst worden sein. Darüber hinaus wird Glaidt gelegentlich auch das Lied Wacht auff ir völcker alle zugeschrieben.
(Jiří Černý)