Gustav Mikusch


Unvollendet
Geburtsdaten
06.01.1842
Krenowitz bei Kojetein
Sterbedaten
08.12.1916
Mährisch Schildberg

Gustav Mikusch war Lehrer, Heimatdichter und Maler. In den Jahren 1856-1858 besuchte er die Diözesan-Hauptschule in Olmütz, danach die niedere Realschule in Troppau und Mährisch-Neustadt, anschließend kam er an die Lehrerbildungsanstalt nach Olmütz. Im Jahre 1860 erhielt Mikusch eine Unterlehrerstelle an der Troppauer Hauptschule, wo er zehn Jahre lang wirkte. Zugleich war er als Hauslehrer bei einigen adeligen Familien angestellt und nahm aktiv am Vereinsleben teil. 1865 legte er die Prüfung zum Erwerb der Lehrbefähigung für das Lehramt an Hauptschulen und niederen Realschulen in den Fächern Deutsch, Geschichte, Landeskunde und Zeichnen ab.

Aufgrund seines erfolgreichen Wirkens in Troppau stieg Mikusch im Oktober 1870 in die Olmützer Lehrerbildungsanstalt auf. Binnen zwei Jahren wurde er nach Brünn berufen, um eine Professur an der dortigen Lehrerbildungsanstalt anzutreten. In Brünn war er als beliebter und anerkannter Pädagoge zwanzig Jahre tätig. Mit seinen Artikeln über Unterrichtsmethoden und mit den popularisierenden Lebensläufen bedeutender europäischer Pädagogen (Pestalozzi, Milde, Diesterweg u.a.) wirkte er an der Gestaltung der Lehrerzeitung „Mährisches Schulblatt“ mit, die er viele Jahre redigierte. Sein Interesse für Heimatkunde und seine häufigen Bildungsreisen spiegeln sich in dem geographisch, historisch und ethnographisch ausgerichteten Buch Wanderungen durch Mähren (1877) wider, das in dem Wiener Verlag von A. Pichler erschien.

1877 heiratete Gustav Mikusch Barbara Schmidt, die Tochter eines Schildberger Textilfabrikanten. Ab diesem Zeitpunkt vertiefte sich sein Verhältnis zu Nordmähren und Schlesien, das bereits in der Familientradition fest verwurzelt war. Er wurde Mitglied der Brünner Sektion des Mährisch-schlesischen Sudetengebirgsvereins mit dem Sitz in Freiwaldau. Diese Region besuchte er alljährlich während der Schulferienzeit und widmete ihr vorrangig sein literarisches Interesse. Dabei verfasste er Aufsätze für die literarische und landeskundliche Monatsschrift „Moravia“, die → Willibald Müller in Olmütz redigierte, und noch häufiger schrieb er für den „Altvater“, die Zeitschrift des Mährisch-schlesischen Sudetengebirgsvereins, welche Adolf Kettner in Freiwaldau leitete. Es handelte sich überwiegend um popularisierende Artikel über ausgewählte Kapitel aus der Geschichte und Kulturgeschichte dieser Region oder biographische Skizzen von bedeutenden mährischen und schlesischen Persönlichkeiten (z.B. von dem berühmten Kunstmäzen Graf Albert Hoditz, dem Naturwissenschaftler Friedrich Anton Kolenati oder Franz Mikusch von Buchberg, der unter dem Pseudonym Veteran im Gesenke schrieb).

Im Dezember 1891 trat Professor Mikusch in den Ruhestand und zog nach Schildberg um. Als Maler bevorzugte er die Technik der Ölmalerei, die er vor allem bei der Verarbeitung von Landschaftsmotiven, welche er in der Schildberger Region und im Gesenke geschöpft hatte, einsetzte. Aber er benutzte auch andere Maltechniken und berührte ebenfalls anspruchsvolle Themen. Eine seiner größeren Arbeiten, das Altarbild Mariä Himmelfahrt, widmete er der Pfarrkirche in Schildberg.

Als Geschichtsliebhaber und mährischer Patriot forschte Mikusch jahrelang nach Merkwürdigkeiten aus alten Zeiten und Landschaftsschönheiten, wobei er dazugehörige Volkserzählungen und -sagen niederschrieb. Die ersten Aufzeichnungen von Volkssagen wurden in der Zeitschrift „Altvater“ bereits im Jahre 1885 publiziert, also noch während seiner Lehrtätigkeit in Brünn. Als er nach Schildberg zurückkehrte, wandte er sich ausschließlich dem Sammeln von Volkssagen zu, welche in literarisch verarbeiteter Form zuerst im „Altvater“ erschienen. Eine vollständige Ausgabe erfolgte dann unter dem Titel Sagenborn. Eine Sammlung von Sagen aus den mährischen Sudeten. Das Buch wurde von Franz Slawik in Mährisch-Schönberg herausgebracht. Diese Sammlung enthält insgesamt 53 Sagen, die in vier Teile zerfallen. Im ersten Teil (Bergmannssagen) berichtet man über die Anfänge des Bergbaus in der Gegend, über die unterirdischen Schätze, die von Berggeistern bewacht wurden etc. Der zweite Abschnitt, überschrieben mit Sühne-Sagen, ist durch das Thema der Sühne und Strafe für die verübten Sünden verbunden. Dazu gehören etliche Sagen über die historisch belegten Personen wie z.B. der Ritter Georg Tunkl von Brünnles oder der Burggraf des Groß-Ullersdorfer Schlosses Kubin. Den dritten Teil bilden die Teufels- und Hexensagen (darunter auch die in Nordmähren am meisten verbreitete Geschichte über den Hexensabbat auf dem Peterstein im Hohen Gesenke). Der letzte und umfangreichste Teil (Verschiedene Sagen) bereichert die Sagentypologie um die regionalen Sagen, welche die Gründung einiger nordmährischer Städte und Gemeinden, Burgen und Schlösser, Klöster und Kirchen thematisieren. Es fehlt auch nicht die bekannte Sage über die Entdeckung der Heilquelle in Groß-Ullersdorf und über die unglückliche Ullersdorfer Melusine.

Auch nach der Herausgabe von Sagenborn im Jahr 1892 setzte Gustav Mikusch seine Sammeltätigkeit noch mehrere Jahre fort und veröffentlichte auch weiterhin die neuen Aufzeichnungen der nordmährischen Sagen im „Altvater“. Die letzte von ihnen, Die Beutelschneiderzunft in Schildberg, die wohl am originellsten ist, erschien in der 2. Nummer des 12. Jahrgangs des „Altvaters“ 1894. Dann verstummte Mikusch als Schriftsteller.

Gustav Mikusch, der verdiente Pädagoge, Heimatforscher und einer der ersten Volkssagensammler in Mähren, starb in Schildberg am 8. Dezember 1916 und wurde in der Familiengruft auf dem örtlichen Friedhof beigesetzt.

Zdeněk Filip, Mährisch-Schönberg