Otto Emil Krick wurde am 23.3.1875 als zweiter Sohn des Bankbeamten Julius Kick in Olmütz geboren. Nach Abschluss der Volksschule besuchte Krick das deutsche Staatsgymnasium in Olmütz, welches er jedoch nach der vierten Klasse verließ. In Brünn besuchte er dann einen zweijährigen Kurs an einer Handelsschule, beschäftigte sich mit dem Studium der französischen, englischen und italienischen Sprache und interessierte sich überdies für Naturwissenschaften, insbesondere für Chemie. Den Kurs abgeschlossen, kehrte Krick nach Olmütz zurück und trat provisorisch in ein Bankhaus ein. Bald darauf wurde er Korrespondent einer Fabrik in Hradisch in der Nähe von Olmütz.
Durch einen Zufall kam Krick im Jahre 1897 in Verbindung mit der Redaktion des scharf oppositionellen Wochenblattes Der Mährische Volksfreund. Er publizierte kürzere Feuilletons und nahm sich der Bearbeitung der politischen Wochenrevue an. Zu dieser Zeit begann Krick unter dem Pseudonym O. E. Frieden zu veröffentlichen. Unter diesem Pseudonym erschienen im Mährischen Volksfreund die ersten Kurzerzählungen Das Auge des Kalifen und Allerseelen. Bei der ersten handelt es sich um eine Erzählung nach orientalischen Motiven mit einer stark betonten moralischen Belehrung am Ende. Allerseelen ist eine reflexiv-lyrische Erzählung, ein Monolog des Dichters während eines Friedhofsbesuchs. Zur gleichen Zeit versuchte sich Krick auch auf dem Felde des dramatischen Schaffens, auf welchem er jedoch nie größere Erfolge feierte. Sein erstes, großzügig angelegtes Drama Winlansör über die erste Entdeckung Amerikas durch die Wikinger blieb ein Fragment.
Nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1899 verzichtete Krick endgültig auf eine Beamtenlaufbahn und betätigte sich von dieser Zeit an ausschließlich als Journalist. Am 4.1.1900 trat er als Redakteur in die Leitung des Olmützer Nordmährerblattes ein. Für diese stark deutschnational orientierte Zeitung lieferte Krick Artikel über Politik, nationale Angelegenheiten und besorgte das Referat seines Blattes über das Olmützer Stadttheater. Seine politische Aktivität begrenzte sich nicht bloß auf die journalistische Tätigkeit, er engagierte sich gleichfalls als Wanderredner in den Versammlungen Nordmährens, die zu der Zeit für die in England verfolgten Buren stattfanden. In seinen Reden unterstützte er vor allem die völkische Bewegung, wie er es dann auch in seinen frühsten Gedichten machte.
Die nächste Station im Kricks Lebenslauf war die Stadt Weipert im Erzgebirge, wo er die Leitung des Deutschen Volkstums übernahm. Im Jahre 1904 brachte der Sammelband Mährens deutsche Dichter der Gegenwart einige von Kricks Gedichten. Im selben Jahr publizierte die Monatsschrift Deutsche Arbeit seine Gedichte Alte Städte und Hochmoor. Bereits an diesen früheren Gedichten kann man den starken Einfluss der Lyrik von H. Heine betrachten, zu dem O. E. Krick als einem der größten Dichter Deutschlands aufsah. Das Gedicht Hochmoor ist eine dreistrophige, lyrische Beschreibung einer Heidenlandschaft, welche in einem Lobesgesang auf das alte Germanentum mündet.
Die Heide träumt, - sie träumt von stolzen, kühnen,
Goldblonden Recken, von gewalt‘gen Hünen
Und düsteren Sagen aus der Asenzeit.
Die Liebe zum germanischen Altertum äußert sich durchgehend im ganzen poetischen Werk von O. E. Krick. Im Gedicht Gespenster aus dem Jahre 1899 wird das von Krick besungene alte Deutschtum dem „feigen“ und zurückhaltenden Deutschtum seiner Tage gegenübergestellt.
Doch heute erblick‘ ich, o grausamer Hohn,
Ein Gewimmel der Kriecher und Zwerge. -
In Banden der Lauheit verschloßen, verstummt
Der erhabene deutsche Gedanke,
Die Herzen verdrossen, die Köpfe verdummt
Durch die schwarze, die römische Schranke.
Krick steigert das Gedicht bis hin zu einer Aufforderung an die Deutschen:
Dich stützt Deine Tugend, es hilft Dir Dein Recht
Den neidischen Wurm zu vernichten,
Du Wonne der Asen, Du deutsches Geschlecht,
Ihr Walhallsöhne, Ihr lichten!
Die erste Schaffensphase in Kricks poetischem Werk, in welcher politisch eindeutige, beinahe aggressiv auffordernde Gedichte entstanden, ging um die Jahrhundertwende in eine rein lyrische Phase über, in der Krick vorwiegend kleinere, reflexive Naturskizzen schuf. Er wendet sich sogar der christlichen Thematik zu, obgleich er in den früheren Gedichten eine durchaus negative Einstellung besonders zu der katholischen Kirche vertrat. Im Gedicht Warum wir leben, welches sich in der Du-Form mit der Suche nach dem Sinn der menschlichen Existenz auseinandersetzt, gibt Krick in der letzten Strophe eine überraschend versöhnliche Antwort auf diese Frage.
Und all die Dornen, die Du zogst aus Wunden,
Die Gaben, die Du Jammernden gegeben,
Und all das Mitgefühl, das Du empfunden,
Weißt Du es Mädchen, warum wir leben?
Im Allgemeinen kann man feststellen, dass Kricks Gedichte, die in einem relativ kurzen Zeitraum verfasst wurden, stilistisch (und ideologisch) äußerst unausgeglichen und uneinheitlich auf den Leser wirken.
Im Jahre 1904 hat das Blatt Deutsche Arbeit neben anderen das Gedicht Märchenzauber publiziert, welches bereits auf eine neue Richtung in Kricks Schaffen hindeutete. Dieses allegorische Gedicht hat Krick als Einleitung zu einer größeren Märchendichtung verfasst, die er in Weipert begann und später in Gablonz fortsetzte. Im Verlag des Deutschen Volkstums wurde im Jahre 1904 Aschenputtel veröffentlicht, mit dem Untertitel Ein deutsches Märchen in Reimen erzählt. Bei der Verdichtung dieses Märchens hielt sich Krick mit nur sehr geringen Abweichungen an die Grimm‘sche Vorlage. Die einzige konkrete Abweichung vom Original kommt am Ende des Märchens. Die Bestrafung der bösen Schwestern durch die Tauben, die ihnen die Augen auspicken, erschien Krick höchstwahrscheinlich zu grausam für die poetische Bearbeitung und er ließ sie aus. Bei der Verdichtung bedient sich Krick einfacher Reimpaare, um den schlichten Erzählton der Grimm‘schen Märchen einhalten zu können.
In demselben Jahre wie Aschenputtel erschien das Märchen Dornröschen und zwei Jahre später Ingrid, ein Heidemärchen (1906). In Dornröschen sind die Abweichungen vom Original bereits beträchtlicher, Krick fügt sogar einige selbständige Passagen zu dem ursprünglichen prosaischen Text hinzu. Das Märchen Ingrid, an dem Krick in Gablonz zu arbeiten begann, blieb unbeendet und ungedruckt. In diesem Märchen, welches Krick für seine Mutter dichtete, verließ er bereits die Grimm‘sche Vorlage. Ingrid, die Tochter Hialmars des Schweden, liebt König Silberhaar, ist jedoch gezwungen den Königssohn Dieter zu heiraten. Vor der Hochzeitsnacht flüchtet sie in die Wälder und vom Irrlicht geführt, ertrinkt sie im Sumpf. Nach dem Tode lebt sie weiter als Waldfee. Krick ergriff in diesem Märchen einen neuen Stoff aus dem deutschen Altertum, wobei man deutlich bestimmte Strukturelemente der slawischen Sagen feststellen kann. Eine solche Durchdringung von den germanischen und slawischen Einflüssen ist ein Spezifikum vieler in Mähren aufwachsender deutscher Autoren. Krick behält die Form der losen, gereimten Rhythmen der ersten beiden Märchen bei. Diese unterbricht er häufig mit strophisch geführten Dialogen.
F. X. Zimmermann schreibt in der Vorrede zum Werk Leben und Schaffen O. E. Krick Folgendes:
In Inhalt und Form berühren sich diese Märchen teils mit Anette von Droste-Hülshoffs Heidedichtungen und Gerhart Hauptmanns ‚Versunkener Glocke‘, ….
Kricks Märchen, die an die Tradition der deutschen Volksdichtung anknüpfen, unterscheiden sich wesentlich von seinem späteren poetischen Werk, in dem er an die lyrische Dichtung seiner Zeit anschließt. Gedichte wie Melancholie oder Resignation sind schwermütige Selbstreflexionen, die an Rilkes frühes Werk erinnern. Krick betätigte sich auch weiterhin als Journalist, von Weipert kam er 1906 nach Gablonz, wo er die Redaktion des Tageblattes übernahm. Diese nordböhmische Stadt verließ er, als er eine Einladung vom Schwager seines Gablonzer Chefs nach Bregenz erhielt. In Bregenz trat er in die Leitung des neugegründeten Tagblatt, wo er sich bis zum Jahre 1909 betätigte, bis das neue Blatt nicht mehr zu halten war. Danach zog er nach Saaz, wo er am 1.3.1909 in die Redaktion des Saazer Anzeiger eintrat. Im Dezember desselben Jahres erlitt er nach einer überstandenen Grippe Lungenblutungen, die ihn fünf Monate an weiterer Arbeit hinderten. Nach einem viermonatigen Erholungsaufenthalt in Arco in Italien kehrte Krick nach Olmütz zurück.
Im nächsten Jahr (1910) wurde ihm von seinem Chef ein neuer Urlaub gewährt, welchen er wieder in Italien verbrachte. Diesen Zeitabschnitt dokumentieren die Reisebriefe aus dem Süden. Die Datierung der Briefe erstreckt sich von 12.2.1910 bis zum 18.10.1911. Insgesamt sind es elf Reisebriefe, in denen Krick die einzelnen Stationen seines Italienaufenthalts detailliert schildert. Obgleich er sich dabei in erster Linie auf die architektonischen und künstlerischen Schätze der besuchten Städte (Verona, Arco, Genua usw.) und auf die Natur in der Umgebung vom Gardasee konzentriert, kommen in seinen Briefen auch treffende soziale und politische Bemerkungen vor. Kricks Einstellung zum italienischen Volk erscheint in seinen Reisebriefen mehr als sympathisierend. An mehreren Stellen karikiert er sogar den deutschen Besucher, der nicht imstande ist, die italienische Mentalität nachzuvollziehen. Im achten Brief (am 17.10.1910) heißt es:
Der Italiener, obzwar fleißig und arbeitsfroh, weiß die Annehmlichkeit des süßen Müßigganges, des dolce far niente, zu schätzen und gönnt dem anderen, was er selbst liebt. Und weil der Italiener seine Mußestunde, nicht wie der Deutsche in seinem heim oder dem Wirtshaus, sondern vorwiegend auf der Straße zubringt, sieht man mehr Menschen, die es nicht eilig haben. Darum haben denn die kritischen Reiseonkel, die Italien in acht Tagen kennen lernen, das Märlein von der Faulheit der Italiener erdichtet.
Der letztdatierte Brief stammt vom 18.10.1911. Kurz darauf verschlimmerte sich sein Gesundheitszustand beträchtlich und zwang ihn zu einem vorzeitigen Winterurlaub. Den verbrachte er bei seiner Mutter in Olmütz, wo er am 21.12.1911 an Tuberkulose starb.
(Marie Beránková, Olmütz)