Marianne Kohatschek wurde am 2.8.1849 in Bistritz ob Pernstein (heute Bystřice nad Pernštejnem) geboren. Über ihr Leben läßt sich recht wenig herausfinden. 12 Jahre wirkte sie in Südrußland als Erzieherin, was für ihr Werk inspirierend war (Die Kolonisten, Der Untersuchungsrichter). Sie lebte in Iglau (davon zeugen einige ihrer Heimatgedichte). 1885 zog sie nach Wien um, wo sie den Schriftsteller Heinrich Bohrmann-Rieger (1838-1908) heiratete. 1893 erschien in Dresden (E. Pierson) ihre Prosa In der Steppe. Kulturbilder aus Rußland, in der sie sich mit ihren Erinnerungen aus den Jahren in Russland auseinandersetzte. Das Buch kann als eine Reportage oder ein Reisebericht bezeichnet werden. 1903 schrieb sie zwei Theaterstücke: ein Drama Was war und eine Komödie Ballast, beide Werke sind wahrscheinlich nie publiziert worden. Ihr erster Roman Die Kolonisten. Roman aus der südrussischen Steppe, der offensichtlich an ihre erste Prosa anknüpft, erschien in Stuttgart 1906. Zwei Jahre später erschien in Prachatitz ihr zweiter Roman Die Priorin. Roman aus der Gesellschaft.
Der Roman erschien in zwei Bänden und erzählt Geschichte der Familie des Architekten Hausner aus Österreich. Die Autorin kritisiert die Konventionen der Gesellschaft, die das Leben von jungen Menschen, die sich, zum Beispiel falsch verliebten, zerstören können. So wird die junge Nina aus der Familie ausgestoßen und muss ins Kloster gehen, wo sie ihre Tante, der dasselbe Schicksal widerfahren ist, trifft. In diesem Roman zeigt sich die Autorin auch als Kämpferin für Frauenrechte.
Ähnliche Themen behandeln auch ihre nächsten Romanen: Ave Maria. Roman aus der Gesellschaft (1904) und Der Untersuchungsrichter. Der letzte wurde zwischen 1908-9 in Wien und in Brniow geschrieben und 1910 „Ihren Exzellenzen, Herrn G.E.Affanassiev und dessen Gattin“ gewidmet. Der Roman beginnt und spielt in dem Salon der Gattin des Generalprokurators Affanssiev in Russland. Die Handlung ist wie auch in dem vorigen Roman kompliziert. Der Autorin geht es vor allem darum, die Position der Frau durch Beispiele und durch Kritik an den Verhältnissen in Österreich zu verbessern.
1913 erschienen Mährische Novellen, ein Novellenband, der sechs Texte beinhaltet: Susanna (undatiert), Im alten Schloß (Brniow, 1903), Nur eine Geschichte (Berlin, 1911), Unverhoft (1910), Aus Trotz verfehlt (Prag, 1911), Dunkle Nächte (Odessa, 1886). Dieses Buch hat Bohrmann „dem Freunde aus der Heimat“ gewidmet, dessen Name aber unbekannt bleibt. An Stelle einer Einleitung steht hier das Gedicht Zur elfhunderjährigen Festfeier der Stadt Iglau, das am 25.6.1899 in Wien geschrieben wurde. Die erste Novelle Susanna ist eine nacherzählte mährische Sage, deren Schauplatz Iglau ist. Susanna ist die Glocke in der Iglauer St. Jakobskirche. In der Novelle wird stark idealisiert und poetisiert geschildert, wie die Glocke zu ihrem Namen kam. Es ist eine Rahmennovelle, und der Rahmen wird hier als einleitende pathetische Feier der Heimatstadt der Autorin – Iglau - benutzt. Die restlichen Novellen behandeln im Großen und Ganzen das Thema der Heimat.
Die Autorin übersetzte aus dem Russischen Dramen von A. J. Sumbatow und I. N. Potapenko.
Marianne Bohrmann starb am 11.11.1916 in Wien.
(Vlasta Jiranová, Olmütz)
Marianne Bohrmann, die aus Bistritz ob Pernstein stammte, lebte in Iglau und später in Wien. Sie hat aber auch einige Jahre in Russland als Erzieherin verbracht. Ihr Mann, Heinrich Bohrmann-Rieger, war auch Schriftsteller. Ein Teil ihres literarischen Schaffens ist vom russischen Aufenthalt inspiriert, z. B. der Roman Die Kolonisten (1906). Eine andere wichtige Quelle der Inspiration war für Bohrmann ihre mährische Heimat (Mährische Novellen, 1913). Durch ihre Werke zieht sich auch eine Linie des Kampfes für Frauenrechte (Die Priorin, 1908). Marianne Bohrmann war auch als Übersetzerin russischer Dramen tätig.