Maler, Karikaturist, Dichter - Peter Engelmann war eine der zentralen Personen des Intellektuellenkreises um seinen Bruder Paul Engelmann. Er lebte seit 1919 – nach seiner Hochzeit mit Anna Pölz – meistens in Wien, später in Berlin, wo er eine Zeit lang auch Chefredakteur der Berliner Maler-Zeitung war und für satirische Zeitschriften Karikaturen zeichnete. Nach dem nationalsozialistischen Putsch 1933 verließ er Deutschland und übersiedelte nach Wien. Nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 ging er nach Palästina, wo sein Bruder Paul bereits seit 1934 lebte. Das dortige Klima sagte aber seiner Frau nicht zu und so fasste das Paar nach einem kurzen Aufenthalt einen schicksalsschweren Entschluss – es kehrte zurück, allerdings nicht nach Wien, sondern in die damals noch bestehende, freilich bereits akut bedrohte Tschechoslowakei, nach Olmütz. Unmittelbar nach der Besetzung der Stadt durch deutsche Truppen nahmen sich Peter und Anna Engelmann, der wiederholten „Rückzuge“ müde, „freiwillig“ das Leben.
1918 erschien in Wien Engelmanns Broschüre Die Welt als Unwille. Die darin enthaltenen Zeichnungen und Verse beziehen sich auf Olmützer Gestalten und deren Milieu, allerdings mit dem Vorhaben, eine bösartige Kritik von allmenschlicher Reichweite auszusprechen, deren Thematik und Ton von der Atmosphäre der akuten gesellschaftlichen Krise geprägt sind. Mit Widerwillen und Hass, mit Pathos des Moralismus und Pazifismus wird alles Böse und Lächerliche angegriffen, was man damals mit den Begriffen „Bourgeoisie“, „Spießertum“ und „Patriziat“ zu verbinden pflegte.
Peter Engelmann war Autor vieler satirischer Zeichnungen und grauenerregender, allegorischer und mythologisierender Lithographien. Allerdings sind die „oft haarsträubenden scharfen Karikaturen, die mein Bruder von Wittgenstein und allen Beteiligten unseres Kreises in unerschöpflicher Fülle machte, in der Hitlerzeit verlorengegangen“, wie sein Bruder Paul berichtete. Von den herausgegebenen Werken sind zwei Mappen erhalten: Die Mappe H.H.H.Porträts (Wien 1928) enthält 11 von Vierzeilern begleitete Porträts und die Mappe Lache, Medusa (Berlin 1930) besteht aus 15 Lithographien. Die Einführung zu diesem Zyklus schrieb Engelmanns Bekannter Erik Jan Hanussen, der von der „grausamen Tragik“ des Bilderbuches und von der inneren Verwandtschaft der Engelmannschen Bilder mit Andersens Märchen sprach. Engelmanns Zeichnungen erschienen z. B. in der Wiener Zeitschrift Die Muskete.
Peter Engelmann ist auch öffentlich aufgetreten. In Wien und in Olmütz hielt er Vorträge und veranstaltete Ausstellungen von Karikaturen. Bei einer seiner Lesung in Olmütz fertigte er u. a. Karikaturen von den mit ihm diskutierenden Personen an.
Ludvík Václavek, Olmütz
Der Grafiker und Literat Peter Engelmann war ein Mitglied des Intellektuellenkreises um seinen Bruder Paul Engelmann. In der Jugend lebte er in den USA, später wirkte er Wien und Berlin, kurzfristig auch in Palästina, von wo aus er aber nach Olmütz zurückkehrte. Nach der NS-Okkupation im März 1939 nahmen sich Engelmann und seine Frau das Leben.
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Architektur. Judentum, Wiener Moderne. Wien 1999, S. 120-127.
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Maňák, Pavel: Olomoucký pobyt a olomoučtí přátelé Ludwiga Wittgensteina. V upomínku na 50. výročí úmrtí evropského myslitele. Vlastivědný věstník moravský, 2004, č. 4, s. 375-384.
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