Heinrich Glücksmann


Heinrich Glücksmann (*1863/4) wurde im mährischen Dorf Rakschitz in eine jüdische Familie geboren, er besuchte die Schulen in Mährisch Kromau und Brünn, dann übersiedelte er nach Wien, wo er an der Schauspielschule und der Universität studierte. Sein Erstlingswerk Liebesbrief (1879) entstand aus der Liebe zur Schauspielerin Paula Conrad und zu dieser Zeit begann auch seine journalistische Karriere. Zuerst arbeitete er bei verschiedenen ungarischen Blättern (z. B. Fünfkirchener Zeitung) und hielt Vorträge über Literatur und Kunst. Später wirkte er in den Redaktionen verschiedener Wiener Zeitungen, wie z. B. Wiener Almanach, Wiener Allgemeine Zeitung, die Freimaurerzeitung Der Zirkel (Glücksmann gehörte selbst zu den Freimauern) oder Die Fackel.

Glücksmann liebte seit seiner Kindheit das Theater: In den 80er Jahren veröffentlichte er einige Dramen, z. B. Bileam (1883), Therese (1888) oder Ballkönigin (1889), und er beschäftigte sich mit der Theaterwelt auch in seinen journalistischen Aufsätzen. Außerdem widmete er sich der Lyrik - 1913 erschien die gelobte Gedichtsammlung Fährten und Narben - und er verfasste mehrere biographische Skizzen über seine Zeitgenossen (z. B. Bertha von Suttner, Adolf Pichler). Einen großen Teil seines Schaffens bildeten auch Übersetzungen, v. a. aus dem Ungarischen (z. B. Die Bürde der Schönheit, oder Der Charlatan), aber auch aus dem Französischen oder Englischen. Glücksmann war über 25 Jahre lang Dramaturg des Deutschen Volkstheaters in Wien und förderte junge Autoren wie Stefan Zweig und Arthur Schnitzler. Im Laufe seines Lebens erhielt er mehrere Auszeichnungen und war Mitglied verschiedener Vereine (z. B. PEN-Club, Schlaraffia). Mit seiner Frau Helene (geb. Rechnitz) hatte er vier Söhne, unter ihnen Paul Hans, der später Journalist wurde, und Joseph/Josef, der u. a. in Hollywood wirkte. Im Jahre 1938 emigrierte er nach Argentinien, verfasste dort seine Memoiren und arbeitete in den lokalen Redaktionen. Der Dramatiker, Journalist, Herausgeber, Schauspieler, Übersetzer, Drehbuchautor und die in seinen Kreisen sehr beliebte Persönlichkeit Heinrich Glücksmann verstarb am 1. März 1947 in Buenos Aires.

Werke

Jahr der Publikation
Liebesbrief 1879
Bileam 1883
Biographie über Michael von Munkáczy 1886
Therese 1888
Weihnachtszauber 1888
Ballkönigin 1889
Liebesleid 1890
Das Goldene Zeitalter des Gewerbes 1892
Neues Evangelium 1892
Dreikönigstag 1892
Gedichte und Epigramme 1892
Munkácsyana 1892
Die ungarische Kunst der Gegenwart 1892
Michael von Zichy 1892
Ungarns Millenium 1896
Wiedersehen 1897
Lenke Beniczkyné Bajza: Die Bürde der Schönheit 1897
Damenwahl 1898
Adolf Pichler 1899
Hugo Thiemig 1900
Eine ungarische Schlacht 1901
Die zweite Kreuzigung 1902
Der erste Freimaurer auf dem Throne 1904
VI. Allschlaraffisches Konzil in Berolina 1904
Max Devrient 1907
Der blanke Hans 1908
Österreichischer Zauber 1908
Künstlerburlesken 1909
Vom Vater der österreichischen Freimaurerei 1910
Imre Földes: Die Herren Beamten 1910
Imre Földes: Der Charlatan 1910
Gräfin Ilka Kinsky-Pálmay: Meine Erinnerungen 1911
Randglossen 1912
Desider Szomory: Lenchen, das liebe Kind 1912
Fährten und Narben 1913
Schriftsteller, Verleger, Publikum 1913
An Bertha von Suttner 1913
Pál Farkas: Bürger Carabos 1914
James Huneker: Chopin. Der Mensch, der Künstler 1917
Dreißig Jahre 1919
Almanach des deutschen Volkstheaters 1920
Josef Kainz im Dienste Grillparzers 1922
Georges Feydeau: Ich betrüge meinen Mann nicht 1922
Viktor Kutschera 1923
Wilhelm Müller Stockmagyare: Der König und die Prinzessin 1923
"Die Journalisten" - ein Plagiat 1924
Böhmische Tänze 1924
Ladislas Fodor: Der rote Fauteuil 1924
Ein Gedicht für den Polizeipräsidenten Schober 1925
Ein Zeitungsschicksal 1925
Prolog zur Mendelssohn-Feier der "Union" 1929
Vasantasena 1930
Ladislas Fodor: Die Königin von Navarra 1930
Anton Wildgans und das Deutsche Volkstheater 1932
Goethe als Theaterleiter 1932
Grillparzer und Shakespeare 1937
Festschrift zu Adolf Wilbrandts 100. Geburtstag 1937
Künstler

Forschungsliteratur

Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Band 2 (6. Auflage). Reclam, Leipzig 1913, S. 385.
Glücksmann, Heinrich: Wie ich zum Theater kam. In: Neue Illustrierte Zeitung (20.7.1924). XXIX. Jahrgang, Nr. 39, S. 5-7.
Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Band 1. K. G. Saur, München 2002, S. 426-427.
Heinrich Glücksmann zum 60. Geburtstag. In: Neue Illustrierte Zeitung (20.7.1924). XXIX. Jahrgang, Nr. 39, S. 7-9.
Heuer, Renate (Hrsg.): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 9 (Glas-Grün). K. G. Saur, München 2001, S. 32-38.
Jahn, Bruno: Die deutschsprachige Presse. Ein biographisch-bibliographisches Handbuch. Band 1 (A-L). K. G. Saur, München 2005, S. 341.
Wininger, Salomon: Große jüdische National-Biographie. 2. Band (Dafiera-Harden). Arta, Cernăuţi 1927, S. 433-434.