Hohenstadt
Hohenstadt liegt an der Grenze zwischen Nord- und Mittelmähren im Gesenke, am Fluss Mährische Sasau, zwölf Kilometer südwestlich von Mährisch Schönberg und befindet sich am östlichen Fuße der Zábřežská vrchovina (Hohenstädter Bergland).
Die erste Erwähnung von Hohenstadt stammt aus dem Jahre 1254 aus einer Urkunde des Brünner Landtages, die von König Přemysl Ottokar II. herausgegeben wurde. Die Hauptfunktion der damaligen Siedlung am linken Ufer der Mährischen Sasau war wahrscheinlich die Furt zu schützen. Im Jahre 1278 war Hohenstadt bereits eine Stadt.
Bis zum 17. Jahrhundert wurde die Stadt von mehreren Adelsgeschlechtern beherrscht. Ursprünglich war Hohenstadt im Besitz der Herren von Krawarn (1397-1446), die aus ihrem Grundbesitz in Nordmähren ein wirtschaftliches Zentrum machen wollten. Den größten Aufschwung erfuhr Hohenstadt während der Herrschaft des Adelsgeschlechts der Herren von Tunkl (1442-1510).
Nach dem Tod von Georg Tunkl erbte sein einziger Sohn Heinrich das ganze Vermögen. Er musste aber im Jahre 1508 seine mährischen Besitzungen wegen Überschuldung an Nikolaus Trčka von Lipá verkaufen. Dieser verbrachte dort jedoch nicht viel Zeit und schon im Jahre 1512 tauschte er diesen Landbesitz mit Ladislaus von Boskovice gegen Svojanov ein. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurde die Stadt zum Besitz des Adelsgeschlechtes der Herren von Žerotín.
Ladislaus Velen von Žerotín hinterließ in der Stadt ein interessantes Denkmal – er ließ eine Glocke für die Brüderkirche St. Barbara gießen. Die Glocke wurde schließlich unter dem Namen St. Anna im Turm der Dekanskirche des hl. Bartholomäus aufgehängt, wo man sie bis heute sehen kann.
Als beschlagnahmtes Eigentum wegen Ladislaus Velens Beteiligung am Ständeaufstand ging der Landbesitz im Jahre 1622 an Fürst Karl von Lichtenstein über. Hohenstadt blieb mit diesem Adelsgeschlecht für weitere 300 Jahre verbunden.
Der Dreißigjährige Krieg verursachte einen langen Entwicklungsstillstand. Hohenstadt selbst konnte sich nach dem Krieg zwar ziemlich schnell erholen, konnte aber weder wirtschaftlich noch kulturell seinen früheren Ruhm erreichen. Erst die Eröffnung der Kaiser Ferdinands-Nordbahn im Jahre 1845 schuf neue Voraussetzungen dafür, dass Hohenstadt zu einem bedeutenden Zentrum für Handel, Industrie und Verkehr für die ganze Hohenstadt- und Schönberg-Region wurde.
In den Jahren 1713-1714 wurde die Hohenstadt-Region von der Pest heimgesucht, an die bis heute die Pestsäule auf dem Masaryk-Platz erinnert.
Das heutige Aussehen der Stadt geht auf einen Großbrand am Ende des 18. Jahrhunderts zurück, nach dem fast alle Häuser wiederaufgebaut werden mussten.
Dieses charakteristische Aussehen bewahrte sich die Stadt bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden am Stadtrand neue Plattenbausiedlungen und im Stadtzentrum neue Gebäude im Stil des sozialistischen Realismus erbaut.
Trotz aller Schwierigkeiten in der Vergangenheit bestätigt Hohenstadt heute, dass es eine Stadt mit einer alten Kultur-Tradition ist, die noch heute positiv wirkt. Es ist auch ein modernes Zentrum im Herzen von Mähren, das eine breite Palette an Dienstleistungen und Sportmöglichkeiten bietet. Die Anzahl der Veranstaltungen in dieser Stadt ist mit den größten Städten der Region vergleichbar. Die meisten von ihnen finden regelmäßig im Kulturhaus statt, aber auch das Retro-Kino spielt eine wichtige Rolle. Ein wichtiges Ereignis ist „Der Wenzeslaus-Kulturherbst“ mit Chorshows, Jahrmärkten und nicht zuletzt das traditionelle Festival des „Welzlierens“ (tschechisch Welzlování – ein Festival, das jedes Jahr zu Ehren von Jan Eskimo Welz, dem berühmtesten Landeskind von Hohenstadt, veranstaltet wird), das verschiedene Veranstaltungen, Unterhaltungen und Scherzwettbewerbe bietet.
In dieser Stadt wurden der mährische Weltenbummler Jan Eskymo Welzl, die Übersetzerin Anna Nováková, der Komponist Ctirad Kohout, die Fotografin Sara Saudková und der Schifahrer Ondřej Bank geboren.
In Hohenstadt lebten auch der Gründer der einflussreichen Textilfamilie, Wilhelm Brass, der für die Erfindung des „türkischen Rot“ berühmt war, František Kahlik, der die erste tschechische Mittelschule in Nordwestmähren gründete und Joža Malý, der hier die erste tschechische Buchhandlung hatte. In Hohenstadt geboren ist die Schweizer Schriftstellerin, Objektkünstlerin und Malerin Erica Pedretti.
Außerdem sind mit dieser Stadt der Kirchenlieddichter Georg Vetter (1536–1599), der deutsche Rechtswissenschaftler Wilfried Fiedler (*1940) sowie die Schriftsteller Adolf Lenhart und Gertrud Groag verbunden. (Mirka Stejskalová, Studentin, übersetzt von Lucie Střelcová, Studentin)