Adolf Brecher war Sohn des Arztes Gideon Brecher (urkundlich Gedalja Brächer), der sich ebenfalls mit judaistischen Studien befasste, Cousin von Moritz Steinschneider und Großvater Paul Engelmanns. Er besuchte das Gymnasium in Prag, wo er auch das Medizinstudium absolvierte. Sein politisches Engagement führte ihn in seiner Studienzeit mit den Revolutionären von 1848 zusammen, befreundet war er mit dem Kreis um Moritz Hartmann. Nach der Erlangung der Doktorwürde ließ er sich 1859 in Olmütz nieder, wo er bald zu einem der gefragtesten Ärzte wurde. In den 60er Jahren machte er sich vor allem um die Gründung des Israelitischen Kultusvereins verdient, dessen Statuten er 1865 ausarbeitete. Nach der Transformierung des Kultusvereins in die Israelitische Kultusgemeinde 1892 war er als deren Vorstandsstellvertreter tätig. Für mittellose Studenten ohne Unterschied der Konfession war seine Stipendienstiftung bestimmt.1891 verlieh die Kultusgemeinde Prossnitz Adolf Brecher das Ehrenbürgerrecht.
Unter dem Einfluss seines Vaters entstand die 1864 bei Braumüller in Wien hrsg. Übersetzung der Psalmen. In der Vorrede klärt der Verfasser über sein Vorhaben auf, die Psalmen in einer gefälligen, auch nicht bibelfeste Leser anregenden Form zugänglich zu machen. Die Kritik lobte die „Gewandtheit“ der Übertragung und bemerkte, dass sie „wortgetreu und doch fließend, sinngemäß und doch beweglich, oft schwungvoll“ sei. (-l. in: IllMhglJ, Mai 1865 – laut LDJA). Auch die Concordantiae nominum proprium... entstand in Zusammenarbeit mit dem Vater, dessen Werk Adolf Brecher vollendete. Gelungen ist auch der Versuch, Ovids Metamorphosen zu übersetzen, „ohne der Genauigkeit des Ausdrucks Abbruch zu thun“. Die heitere Lebenseinstellung führte Brecher zur Mitarbeit an den humoristischen Zeitschriften Humoristisches Deutschland und Berliner Wespen.
Das poetische Werk Adolf Brechers besteht vorwiegend aus überaus gelungenen launischen Versen und heiteren Scherzgedichten in klassischen metrischen Formen. Für alle Sammlungen gilt, was der Autor dem humoristischen Allotria Bunter Kram (1888) vorausschickte:
Nicht sowohl einen ästhetischen Kunstgenuss waren sie [die Gedichte] berufen, sie waren vielmehr darauf berechnet, Kurzweil und mühelose Unterhaltung zu bieten. ... Dem Charakter ihrer Entstehung entsprechend, konnten sie auf einen bedeutenden Inhalt verzichten und mussten mehr durch eine gefällige Form und leichten Fluss des Verses zu wirken suchen. Nichtsdestoweniger dürfte manches auch höheren Ansprüchen zu genügen imstande sein.
Außerdem betonte der Autor, dass die Verse bestimmt sind, „in einem geselligen Vereine vorgetragen zu werden". (Aus dem Vorwort zu Bunter Kram.)
In ähnlichem Ton getragen ist die Sammlung In müßigen Stunden (1890). Neben Gedichten über fröhliches Beisammensein beim Wein werden antike Motive bearbeitet, auch eine heitere Jesuslegende (Jesus verwandelt Erdklümpchen in Flöhe). Viele Gedichte sind kleine Verserzählungen mit didaktischem Hintergrund über Dichterkunst und Medizin „gegen Banausentum und Überheblichkeit“ oder Szenen aus dem Leben kleiner Leute, die entfernt an Wilhelm Busch erinnern. Dem Olmützer Verein Schlaraffia ist die Sammlung von „Vorträgen“ Schlaraffiana (1884) gewidmet, die Adolf Brecher unter dem Pseudonym „Ritter Kax der Unerschöpfliche“, dem Namen des Helden der nicht eben schmeichelhaften Ballade Der Schatzgräber, veröffentlichte. „Schlaraffische“ Gedichte belehren über die Prinzipien des „Schlaraffentums“, wie z. B. Die zehn Gebote des Schlaraffen, Der weise Oberschlaraffe, Profan und Schlaraffisch. In neue Bezüge gestellt erscheint die Frage des Sultans aus Lessings „Nathan dem Weisen“ im Gedicht „Der Schach und sein Arzt oder Der weise Oberschlaraffe“. (Die Antwort des Oberschlaraffen auf die Frage, wer von den Künstlern – der Dichter, der Musiker oder der Sänger – Wertvolleres schafft, lautet: Das Höchste ist das Zusammenwirken, die Gemeinsamkeit im Schlaraffentum.) Balladen aus der orientalischen Welt, die der Autor in allen Sammlungen bevorzugte, stehen neben Versen, die bekannte jüdische Anekdoten bearbeiten.
Launisch-fröhliche Verse, die den Lebenslauf des Ehepaars Leopold und Fanny Engelmann verfolgen und nach der Rückschau auch einen Ausblick bieten, bilden den Inhalt des Hochzeitscarmen zur Feier der silbernen Hochzeit des Herrn Leopold und der Frau Fanny Engelmann am 20. November 1878.
Adolf Brecher stammte aus einer bedeutenden jüdischen Familie aus Prossnitz. Ebenso wie sein Vater Gideon Brecher (1797-1873), der Arzt und Literat war, beschäftigte er sich sein Leben lang mit judaistischen Studien. Der hochgeachtete Orientalist Moritz Steinschneider (1816-1907) war sein Cousin und der Architekt, Philosoph und Freund von Wittgenstein Paul Engelmann (1891-1965) sein Enkel. Das Gymnasium besuchte Adolf Brecher in Pressburg und Prag. Danach widmete er sich dem Talmud und schließlich studierte er Medizin in Nikolsburg und Prag.
Seit dem Jahr 1859 lebte er in Olmütz, wo er bald zu einem der gefragtesten Ärzte wurde. Neben seiner Arztpraxis nahm er aktiv am öffentlichen Leben teil. Er wurde als Stellvertreter des Vorstands der Israelitischen Kultusgemeinde tätig, an deren Gründung er sich beteiligte. Brecher wurde auch als Poet, Literat und Übersetzer bekannt. Als sehr gelungen gelten die Übersetzungen der Poesie des ungarischen Dichters Sándor Petőfi (1823-1849), der Gedichte von Jaroslav Vrchlický aus dem Tschechischen und die Übersetzung von Psalmen aus dem Hebräischen (Die Psalmen metrisch übersetzt, 1864). Seine heiteren Scherzgedichte füllen Sammelbände. Zu den bekanntesten zählen: Bunter Kram, 1888; In müßigen Stunden, 1890 und Im Schaukelstuhl, 1891. Er beteiligte sich an der Herausgabe der humoristischen Zeitschriften Berliner Wespen und Humoristisches Deutschland.