Rudolf Hirsch hat es verstanden, seine Tätigkeit in den Bereichen Literatur und Musik mit der Laufbahn eines k.-k.-Bürokraten erfolgreich zu verknüpfen. Er war Sohn des Ökonomen Johann Hirsch, der abwechselnd im Dienst der Herren von Žerotín, Mitrowsky, zuletzt von Cobenzl stand. In seiner frühen Kindheit sprach Rudolf nur tschechisch, die deutsche Sprache erlernte er erst, nachdem er 1824 mit seinem Vater von Napajedl nach Olmütz, später dann nach Brünn gekommen war, wo er das Gymnasium und die sog. philosophischen Studien absolvierte. 1834 - 1838 studierte er in Wien Jurisprudenz, war dann 1838 - 1840 Magistratsbeamter in Brünn, unterbrach aber zeitweilig seine Beamtenlaufbahn und widmete sich völlig der Literatur und Musik, mit denen er sich bereits früher befasst hatte. 1840 - 1843 redigierte er in Leipzig die von Karl Herloszsohn gegründete Zeitschrift Komet. Er gründete hier das Album für Gesang, das 1841 - 1845 erschien und an dem sich bedeutende Komponisten beteiligten; auch komponierte er mehr als 100 Lieder. 1842 promovierte er in Jena zum Doktor der Philosophie. 1843 trat er in den österreichischen Staatsdienst ein, der ihn zuerst nach Triest, dann nach Pisino in Istrien und 1850 nach Wien brachte. 1845 heiratete er die Sängerin Klara Schulze, die er in seiner Leipziger Zeit kennengelernt hatte. Im Dienste von Regierungsbehörden - Ministerium des Inneren, Amtsbibliothek, zuletzt (seit 1861) als Ministerialsekretär - verblieb er bis zu seiner Pensionierung 1870.
Hirschs erstes Werk war sein einziges dramatisches Gedicht Rafaele(1836), geschrieben im Stil einer Art „höfischer Poesie“ mit „vergoldetem“ Vokabular und dekorativen Versen, mit dem konventionellen Thema „Liebe kann man nicht oktroyieren“. Verschiedener Art ist seine Lyrik, die bereits 1840 von Ludwig Uhland geschätzt wurde. Hirschs Gedichtbände, die meist in schneller Folge mehrere Ausgaben erreicht haben, sprachen von seiner Verbundenheit mit romantischen Vorbildern in Thema und Stil wie auch von seinem gewandten Umgang mit Wort und Vers: Frühlingsalbum(1837), Balladen und Romanzen(1841), Buch der Sonette(1841), Irrgarten der Liebe(1850),Aus Helenens Tagebuche(1853),Lieder ohne Weltschmerz(1854), Eulenspiegels Tagebuch(1856) u. a. Seine entschlossene staats- und dynastietreue Haltung manifestierte Hirsch in seiner in Istrien geschriebenen Sammlung lyrisch-epischer Gedichte Soldatenspiegel(1849), in welcher der Feldzug der österreichischen Armee in Italien glorifiziert wird. Dieses Buch brachte Hirsch den wohl bedeutendsten gesellschaftlichen Erfolg und der Armee einen beträchtlichen finanziellen Gewinn. Auf den misslungenen Anschlag auf Kaiser Franz Joseph vom 18.02.1853 reagierte Hirsch sofort mit seinem Büchlein Stimmen des Volkes. In einem wenig poetischen panegyrischen Ton wird sowohl der Kaiser als Herrscher und Mensch verherrlicht als auch die entschlossene Treue der „Krieger und Bürger“ der Monarchie gepriesen. Dieses patriotische Manifest wurde in mehrere Sprachen übersetzt und in allen Ländern des Reiches verbreitet. Die tschechische, von ungewollter Komik gekennzeichnete Übersetzung Hlasy lidu besorgte Václav Pok-Poděbradský. In alle Sprachen der Monarchie wurde Hirschs Gendarmen-Liedübersetzt.
In der Prosa hat Hirsch nicht viel Belletristisches geschrieben - nur Erzählungen, die zusammengefasst als Siesta 1856 in zwei Bänden erschienen. Mehr hat er sich mit Biographien befasst. Seine Galerie lebender Tondichter(1836) enthält biographisch-kritische Porträts, Mozarts Schauspieldirektor(1859) beinhaltet eine Biographie des Komponisten und musikalische Reminiszenzen, Franz Graf Stadion(1861) schildert das Leben des Staatsmannes, in dessen Nähe sich Hirsch in den vierziger Jahren bewegt hatte. Er ist auch Verfasser von Reiseschilderungen. 1861 erschien in zwei Bänden sein Staub von der Reise. Reisebilder in Prosa und Versen, 1868 dann Idria. Montanistisches Reisebild. (Ludvík Václavek, Olmütz)
Rudolf Hirsch wurde in einer kleinen mährischen Stadt (Napajedl) in der Nähe von Zlin geboren. In Brünn besuchte Hirsch das Gymnasium und widmete sich anschließend der Philosophie. 1834-38 studierte er an der Wiener Universität Jura. Später ging er nach Leipzig, wo er rasch Redakteur der Zeitschrift Komet (1840-43) wurde und hier das Album für Gesang (1841 - 1845) gründete. In Leipzig lernte er auch seine künftige Gemahlin Klara Schulze kennen. 1842 erhielt er in Jena das Diplom des Doktors der Philosophie. Ein Jahr später trat er in den österreichischen Staatsdienst ein, wo er u. a. als Ministerialsekretär des Inneren bis zu seiner Pensionierung 1870 verblieb.
Hirsch hatte neben seinem Beruf großes Interesse an Literatur und Musik. In die Öffentlichkeit trat er als Dichter mit dem Drama Rafaele. H. schrieb nicht nur Gedichte (z. B. Frühlingsalbum, 1837), Balladen, Romanzen (Balladen und Romanzen, 1841), sondern auch Prosa: Erzählungen (Siesta, 1856), Biographien (z. B. Galerie lebender Tondichter, 1836; Mozarts Schauspieldirektor, 1859 u. a.) und Reiseschilderungen. Hirsch komponierte rund 100 Lieder und wurde Musikreferent der Wiener Zeitung.
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