Engelbert Adam wurde am 1. Juni 1850 in der Gemeinde Neu-Erbersdorf geboren, die am Fluss Oppa liegt und damals zu Österreichisch-Schlesien gehörte. Hier erblickte er als Sohn der Wirtschaftseheleute Josef Adam und dessen Gattin Marie (geb. Weinmann) das Licht der Welt. Der junge Adam besuchte zuerst mit großem Lerneifer die Volksschule in Neu-Erbersdorf. Auf die Empfehlung des Schulmeisters Eduard Riedel hin schickten ihn seine Eltern im Alter von zehn Jahren an das Troppauer Gymnasium, trotz ihrer schwierigen finanziellen Lage. Er absolvierte fünf Klassen des staatlichen Gymnasiums, musste jedoch aus finanziellen Gründen die Schule abbrechen. Um Geld zu verdienen, entschloss sich der bereits sechzehnjährige Adam, in einem Troppauer Theater aktiv zu sein. In den Wintermonaten spielte er in diesem Theater jugendliche Liebhaberrollen und wirkte als Chorist, während er in den Sommermonaten in der elterlichen Wirtschaft in Neu-Erbersdorf half. Ungefähr einen Monat lang arbeitete er sogar als Tagelöhner bei einem Neubau in Spachendorf.
Adams Mutter wurde durch eine andauernde Krankheit arbeitsunfähig, so dass Adam in der Familienwirtschaft noch mehr mithelfen musste, während das Theater geschlossen war. Am 20. Februar 1867 verstarb die Mutter. Adam arbeitete im Steinbruch seines Vaters und sorgte dabei für seine vier Geschwister, dann ging er nach Troppau in das Stadttheater zurück. Sein Vater war inzwischen eine neue Ehe eingegangen.
Nach der Troppauer Lebensetappe begann er als Wanderschauspieler seine eigentliche Theaterkarrierein in dem rumänischen Temeschburg (1868). Seine Arbeit führte ihn auf viele Bühne Südosteuropas. Er gastierte sogar in Russland, wobei er während seines dortigen Engagements in gewissen Kreisen die Missgunst mancher Leute erregte. Nur dank der Fürbitte hochgestellter Gönner entfloh Adam der Verbannung nach Sibirien.
Durch Fleiß und Ausdauer brachte er es bis zum Regisseur. Während seiner schauspielerischen Laufbahn trat er auf den Bühnen in Wien (für drei Jahre), München (für zwei Jahre), Dresden, Bukarest, Warschau, Bayreuth, Graz, Pressburg, Reichenberg, Böhmisch-Teplitz, Linz, Olmütz (1893/1894 als Sänger, 1900/1901 als Opernregisseur), Klagenfurt, Karlsbad, Gmunden, Innsbruck, Franzensbad usw. auf.
1876 spielte Adam am Sommertheater in Mödling bei Wien und hier lernte er seine erste Gattin, die siebzehnjährige Schauspielerin Elisabeth Grüner, kennen. Im Jahre 1879, als er wieder in Troppau war, wurde sein einziger Sohn Julius geboren. Elisabeth war eine berühmte Schauspielerin, die in Wien am Theater in der Josefstadt und am Deutschen Volkstheater wirkte. Nachdem Adam sein Wandertheaterleben aufgegeben hatte, betrieb er ein prosperierendes Geschäft für Eier und Butter. Adams Gattin war mit dieser Lebensweise jedoch unzufrieden und es kam bald zur Scheidung. Später lernte Adam in Laibach die Schauspielerin Julie Marek kennen, die er im Jahre 1917 heiratete. Die Sommerferien verbrachte er mehrere Jahre in Neu-Erbersdorf bei seinen Anverwandten. Die zweite Ehe war wieder von kurzer Dauer, denn Adams Gattin verstarb bereits im Frühjahr 1918 und Adam selbst überlebte seine Frau nur um ein Jahr – er starb am 21. Dezember 1919 in Freudenthal an Wassersucht und wurde auf dem hiesigen Friedhof an der Seite seiner Gattin bestattet.
Auf der Bühne trat Adam vorwiegend in Vaterrollen und komischen Charakterrollen auf. Zu seinen bekanntesten Rollen zählen die des Hans Stadingers (Waffenschmied), des Bürgermeisters van Bett (Zar und Zimmermann) und des starrköpfigen Republikaners Verrinna (Fiesko). Dazu sang er hervorragend als Opern-Bass-Buffo.
Engelbert Adam genoss gutes Essen und Trinken und war wegen dieses Lebensstils unter den Menschen schwer zu übersehen, denn er war fast zwei Meter (194 cm) groß und wog 180 kg. Er war so stämmig, dass er nicht durch die Tür in ein Zugabteil einsteigen konnte, sondern im Gepäckwagen reisen musste. Er hatte immer seine eigene Sitzgelegenheit dabei, was natürlich stets Heiterkeit erweckte, die Adam durch scherzhafte Bemerkungen reichlich förderte. Eine Notiz zu seiner Figur aus der zeitgenössischen Presse: "Dieser ist so dick, daß man mit Bequemlichkeit drei Inspicienten aus ihm schnitzen könnte." (In: Der Humorist. 10. März 1891, Nr. 8, XI. Jahrgang, S. 2.)
Im Jahre 1904 gab Adam seine schauspielerische Tätigkeit auf und mietete in Olmütz die Sudeten-Schutzhütte, ein Stadtrestaurant in der Theatergasse Nr. 4. Die ankommenen Gäste wurden durch seinen heiteren Sinn, seine freundlichen Umgangsformen und seine schlesische Mundart gefesselt. Er ließ sogar auf Papierservietten zum Essen und Trinken eigene aufmunternde Gedichte drucken. Im Jahre 1907 setzte er seine Pächter-Tätigkeit in dem Jägerndorfer Hotel Reichsadler fort. Er versuchte den alten Ruf des Hotels durch von ihm angebotene Dienstleistungen wieder herzustellen, alle seine Bemühungen blieben jedoch ohne Erfolg.
Nach dem Misserfolg in Jägerndorf betrieb er seit 1910 in Freudenthal das Vater-Haimann-Kino. Das Kino erfreute sich eines großen und breiten Publikums. Der Name des Theaters wies auf die berühmteste Rolle Adams hin – den Vater Haimann. Das gleichnamige Volksstück erschien nicht im Druck, wobei Adam als Autor selbst immer die Hauptrolle spielte. Er äußerte sich folgendermaßen dazu:
„Ich gastiere in der Titelrolle, weil ich nicht will, daß der Erfolg und die Zugkraft des ‚Vater Haimann‘ durch ungenügende Darstellung der Titelrolle – die ich mir auf den Leib geschrieben – leiden möge. Ich bin durch ‚Vater Haimann‘ in Schlesien und Mähren volkstümlich geworden und viele wissen nichts von Engelbert Adam, Vater Haimann aber kennt jedes Kind.“
Adam ließ sich bei der Titelrolle durch den Schriftsteller Viktor Heeger (1858–1935) und sein Werk Geschichten vom alten Haiman (1885) inspirieren. Adams Stück feierte viele Erfolge und wurde in über sechzig Orten mindestens dreihundertmal aufgeführt (u. a. zwölfmal in Troppau und fünfzehnmal in Jägerndorf).
Neben dem dramatischen Schaffen schrieb Adam Gedichte in schlesischer Mundart, die unter dem Titel Vo ons derhäm! Jäs und Das in einer Doppelausgabe im Krommer-Verlag in Freudenthal erschienen. Die erste Ausgabe ging schnell in den Verkauf und bald folgten zwei weitere Auflagen. Aus diesem Band fand das Gedicht s Rutkatla seinen Weg ins Lesebuch für österreichische Volksschulen (durch einen Erlass des k.u.k. Ministeriums für Kultus und Unterricht vom 31. Oktober 1910). Daneben widmete er sich auch der Sammlung von Volksliedern. Zu Adams dramatischen Werken gehört noch das Stück s Ehrenamt, bekannt als Bettel-Anderl (1893), das in München, Teplitz-Schönau, Troppau, Olmütz und Klagenfurt zur Aufführung gebracht wurde.
Obwohl Engelbert Adam einen großen Teil Europas durchreiste und in vielen europäischen Städten tätig war, zog es ihn immer wieder in seine Heimat - nach Schlesien - mit der er mit Leib und Seele verbunden war. Er war ein treuer Deutschschlesier, reich an Güte und Menschenfreundlichkeit.
(Bearbeitet aufgrund der Sekundärliteratur von Radek Flekal)