Stanislav Sahánek wurde 1883 in Trávník bei Kremsier geboren. Damit hängt vielleicht sein lebenslanges Interesse für die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach zusammen. Nach dem Abitur im Jahre 1902 studierte er kurz katholische Theologie in Olmütz und dann Germanistik und Bohemistik an der Karlsuniversität (1902-1906). Seitdem war er als Gymnasialprofessor in Mähren tätig (Ungarisch-Hradisch, Trebitsch, Brünn). Zugleich unterrichtete er als Lektor an der Brünner Universität und an der Brünner Technischen Hochschule.
Im Jahre 1925 promovierte er an der Masaryk-Universität in Brünn, im Jahre 1935 habilitierte er sich für deutsche Literatur an der Komenský-Universität in Bratislava. Im Jahre 1939 wurden die venia docendi auf die Masaryk-Universität in Brünn übertragen. Kurz danach wurde er für eine außerordentliche Professur vorgeschlagen – er sollte Nachfolger von Jan Krejčí werden. Im selben Jahr allerdings wurden die tschechischen Hochschulen geschlossen.
Im Jahre 1941 wurde Sahánek von der Gestapo verhaftet und ein Jahr später starb er im Konzentrationslager Mauthausen. Im Jahre 1947 wurde er in Memoriam zum ordentlichen Universitätsprofessor und zum Gymnasialdirektor ernannt.
Auf der einen Seite war Sahánek ein erfahrener Praktiker, der zahlreiche Handbücher und Hilfsmittel zusammenstellte und veröffentlichte (wie z. B. ein Handbuch der deutschen Orthographie oder Inhalte literarischer Werke und kommentierte Lektüre für Gymnasien, u. a. J. P. Hebel), die sehr erfolgreich waren. Sie waren sehr beliebt und einige von ihnen sind noch nach dem Zweiten Weltkrieg in Neuauflagen erschienen. Er betätigte sich ebenfalls als Übersetzer (u. a. übersetzte er ins Deutsche Die Geschichte der tschechischen Literatur von Arne Novák). Für die tschechische Enzyklopädie Masarykův slovník naučný verfasste er die germanistischen Artikel, u.s.w. Auf der anderen Seite waren es literarhistorische Arbeiten, die uns heute viel mehr interessieren.
Sein ganzes Leben lang widmete er sich systematisch der mährischen Literatur deutscher Zunge. Von Anfang an war das vor allem Marie von Ebner-Eschenbach, über die er mit einer Dissertation Tschechische Elemente im Werk von Marie von Ebner-Eschenbach im Jahre 1921 bei Jan Krejčí promovierte. Es folgten zahlreiche Artikel und Rezensionen zu demselben Thema, von denen am bedeutendsten die auf Deutsch geschriebene längere Abhandlung Das čechische Dorf bei Marie Ebner von Eschenbach (1929) war.
Der mährischen Literatur ist Sahánek auch weiterhin treu geblieben. Im Jahre 1934 ist sein Buch Ferdinand Saar erschienen, auf Grund dessen er habilitiert wurde. Es handelt sich um eine Monographie, deren zweiter Teil der tschechischen Problematik bei Saar gewidmet ist. Ausführlich behandelt Sahánek alle Werke Saars, die auf irgendeine Weise mit Mähren (oder Böhmen) zusammenhängen, in denen die mährische Landschaft oder mährische Helden eine Rolle spielen. Natürlich untersucht er auch Saars Verhältnis zu den Tschechen und vergleicht ihn in diesem Punkt mit Ebner-Eschenbach.
Sein zweites Buch Literární biedermeier v německém písemnictví (1938) ist dem Biedermeier gewidmet. Der erste Teil ist eher informativ, im zweiten demonstriert er an konkreten Beispielen seine Thesen: Er analysiert das Leben und Werke von Stifter, Grillparzer und Mörike. Dem Biedermeier widmete Sahánek noch weitere Studien.
Kurz vor seiner Verhaftung hat Sahánek sein drittes Buch herausgegeben: Přehledné dějiny německého písemnictví (Geschichte der deutschen Literatur im Überblick, 1941). Es handelt sich um eine fast 300 Seiten umfassende Schilderung der Geschichte der deutschen Literatur, die offensichtlich den praktischen Zwecken (Abitur und ähnliche Prüfungen) dienen sollte. Am ausführlichsten und am ausgewogensten sind die Partien über die deutsche Klassik. Die ältesten Perioden sind fast nur schlagwortartig bearbeitet. Andere Probleme gibt es im 19. Jahrhundert, z. B. werden Heine und Börne zwar nicht verschwiegen, aber nur sehr kurz behandelt, eigentlich nur erwähnt. Besonders schwach ist der Teil über das 20. Jahrhundert, in dem viele wichtige Autoren fehlen. In den letzten Kapiteln werden „Die Heimatkunst“ und „Die nationalsozialistische Literatur“ ausführlich geschildert. Ein großes Plus des Buches ist die häufige Betonung der deutsch-tschechischen Kontakte und der deutschsprachigen Literatur in Böhmen und Mähren. Das Werk ist wahrscheinlich unter starkem politischem Druck der Nazis entstanden, angeblich unter Todesdrohungen.
Sahánek war der erste auf der tschechischen Seite, der sich mit der mährischen Literatur deutscher Zunge systematisch beschäftigte. Sein Werk blieb aber nur ein Torso. Die Monographie über Saar sollte nämlich nur der mittlere Teil einer Trilogie sein, deren erster Teil Marie von Ebner-Eschenbach und der dritte Jakob Julius David gewidmet werden sollte. Saháneks Geschichte der deutschen Literatur im Überblick war das erste tschechisch geschriebene Buch dieser Art und ist lange das einzige geblieben. Einige problematische Stellen würde er bestimmt in einer zweiten Auflage, hätte er den Krieg überlebt, korrigiert haben.
Leider wurden praktisch alle Werke Saháneks (mit nur wenigen Ausnahmen) auf Tschechisch geschrieben, was damals auch ein Politikum war, so dass sie den deutschen Lesern unzugänglich blieben. (Jiří Munzar, Brünn)
Stanislav Sahánek wurde 1883 im Dorf Trávník bei Kremsier geboren. Damit hängt vielleicht sein lebenslanges Interesse für die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach zusammen. Im Jahre 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet und ein Jahr später starb er im Konzentrationslager Mauthausen.
Sahánek war ein erfahrener Praktiker, der zahlreiche Handbücher und Hilfsmittel zusammenstellte und veröffentlichte. Kurz vor seiner Verhaftung hat er sein drittes Buch herausgegeben: Přehledné dějiny německého písemnictví (Geschichte der deutschen Literatur im Überblick, 1941). Es war das erste tschechisch geschriebene Buch dieser Art und ist lange das einzige geblieben. Leider wurden praktisch alle Werke Saháneks (mit nur wenigen Ausnahmen) auf Tschechisch geschrieben, so dass sie den deutschen Lesern unzugänglich blieben.
Im Jahre 1947 wurde Sahánek in Memoriam zum ordentlichen Universitätsprofessor und zum Gymnasialdirektor ernannt.