Über das Leben von Karl Umlauff ist heute wenig bekannt. Auch die Lebensdaten waren lange umstritten. In der betreffenen Zeit lebten zwei, in Mährisch-Schönberg geborenen Personen, die den Namen Karl Umlauff trugen, in einer verwandschaftlichen Beziehung standten und beide ausgebildete Juristen waren. In der tschechischen Historiographie wurden sie oft irrtümlich zu einer Person verschmolzen, woraus sich folglich weitere Irrtümer ergaben. Der Autor der Chronik der Stadt Mährisch-Schönberg und weiterer Bücher und Abhandlungen, wurde in das Personenstandsregister als Karl Umlauff der Große1 eingetragen und in den zugänglichen Quellen immer als Karl Umlauff genannt, mit der Ausnahme eines unbedeutenden und praktisch vergessenen Artikels im Mährisch-Schlesischen Kalender aus dem Jahre 1863, in dem sein voller Name angegeben ist: Karl August Umlauff. Aufgrund dieser einzigen Notiz ist es möglich beide Persönlichkeiten, Karl August und Johann Karl Umlauff, voneinander zu unterscheiden. Die neuesten Recherchen ergaben, dass Karl Umlauff der Neffe von Johann Karl Umlauff war.
Karl Umlauff war der Sohn von Franz Umlauff, einem Schönberger Seifensiedermeister und seiner Frau Anna (geb. Langer). Über seine Kindheit und Jugend ist nichts Näheres bekannt. In 40er Jahren studierte er an den juristischen Fakultäten in Olmütz und in Wien. Bereits während seiner Studienzeit sammelte er in den Jahren 1845–1846 das sich in Olmützer Institutionen befindende historische Material über die Geschichte Mährisch-Schönbergs.
Nach dem Studium wirkte er im Laufe der 50er bis 70er Jahre als Bezirksrichter in Proßnitz und als Kreisgerichtsrat und Bezirksvorsteher in Kremsier und Neutitschein.2 Karl Umlauff wurde für seine Verdienste zum Ehrenbürger von Mährisch Weißkirchen, Neutitschein und Kremsier ernannt.
Das Sterbedatum von Karl Umlauff war lange unbekannt. Der Historiker und Kenner der Region, Zdeněk Filip, gibt in seinem biografischen Lexikon (Filip 2001) das Jahr 1876 an. In seinem weiteren Buch Kdo byl Kdo (Filip 2008) führt er als Sterbedatum 1861, das sich jedoch auf Johann Karl Umlauff, den Onkel, bezieht. In der Wiener Sterbematrik ist dann wiederum Umlauff Carl k. k., Landesgerichtsrath in pens. aus Schönberg, in Mähren gebürtig, nach Prossnitz zuständig und das Sterbedatum 30. März 1887 zu finden.
Karl Umlauff war eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer breiten Interessenskala. Seine Vorlieben lagen außer der Rechtswissenschaft vor allem in der Landeskunde, im Gartenbau und der Wirtschaftswissenschaft. Er besuchte Vorlesungen über Ökonomie und Naturwissenschaften an den Universitäten in Olmütz und Prag. Er war Mitglied, korrespondierendes Mitglied und Ehrenmitglied zahrreicher einheimischer und ausländischer Vereine und gelehrten Gesellschaften.3
Karl Umlauff veröffentlichte eine Reihe von juristischen (in der Zeitschrift Gerichtshalle oder Tribüne), naturkundlichen und wirtschafswissenschatlichen Aufsätzen (in Frauendorfer Blättern, in Ernst und Scherz und in der Harmonia usw.) oft anomym oder unter den Bezeichnungen C. U., U., C. –, – f, – l –. Einige seiner Studien und Statistiken wurden in Buchform herausgegeben, wie Der Bezirk Weisskirchen in Mähren; Der Neutitscheiner landwirtschaftliche Verein, sein Entstehen und Wirken seit 23. November 1862 bis Ende December 1867; Mitgliederstatistik des Neutitscheiner landwirtschaftlichen Vereines; Eröffnungs-Rede gehalten in der am 23. November 1862 stattgefundenen constituirenden Versammlung des Neutitscheiner Filialvereins der k.k. mähr. schles. Gesellschaft zu Beförderung des Ackerbaues, der Natur und Landeskunde / von Karl Umlauff k.k. Kreisgerichtsrath etc. und Ewiger Garten-Kalender für Blumenkultur, Gemüsebau, Obstbaumzucht, Hopfen und Weinbau in zwölf Monatstafeln, mit einer Blumenuhr.
Als Essayist, Novellist und Dichter brachte er jedoch auch literarische Ambitionen zum Ausdruck. Seine Gedichte, Skizzen, kleine Prosa und literarische Bearbeitungen von Legenden und historischen Ereignissen wurden in den Zeitschriften Erinnerungen, Biene, Pilsner Bote und Ernst und Scherz gedruckt.
Im Jahre 1865 gab Umlauff seine Gedichte in der Sammlung Dichtungen des Karl Umlauff mit dem Untertitel Für seine Freunde herausgegeben vom Verfasser heraus. Die Gedichtsammlung beinhaltet Liebeslieder, Gelegenheitsgedichte, humoristische und reflektierende Gedichte; viele davon sind der Stadt Schönberg und ihrer Umgebung gewidmet. Neben eigenen Gedichten beinhaltet die Sammlung auch einige regionale Sagen und Balladen. Einige von diesen Gedichten (u.a. auch in Ernst und Scherz veröffentlicht) wurden in die Chronik der Stadt Mährisch-Schönberg aufgenommen und sind daher ein Beweis dafür, dass der Autor der Dichtungen und der Autor der Chronik identisch sind.
Von Umlauffs Ouevre wird heute sein umfangreichstes Werk, die Chronik der Stadt Mährisch-Schönberg am meisten geschätzt. Umlauff verfolgt die Geschichte der Stadt von ihrer Gründung bis in die erste Hälfte der 60. Jahre des 19. Jahrhunderts. Er hält sich an existierende Quellen und meidet Spekulationen: Die frühe Stadtgeschichte stütz er auf Urkunden im Besitz der Schönberger Bürger und des Gemeindearchivs (v.a. auf das Gedenkbuch aus dem Jahre 1402, auf das Grundbuch (beginnend 1528), auf ältere lokale Chroniken, aber auch auf Infomationen aus dem Werk von Gregor Wolný oder Gustav Trautenberg u.a.) Die regionalen Historiker bezeichnen seine chronologisch gereihten, deskriptiven Angaben als zuverlässig. Seine Wiedergabe der neuzeitlichen Ereignisse bildet eine solide Basis für das Studium der Stadtentwicklung im 18. und 19. Jahrhundert.
[1] Im Personenstandsregister wird der Familienname konsequent als Umlauf angegeben. Matrika Šumperk, inv. č. 7763, sig. Šu I 6, 1815 – 1883, S. 127.
[2] Die Tatsache, dass beide Umlauffs im juristischen Bereich wirkten, führte die Forscher zu weiteren Irrtümern. Während Karl August Umlauff nach bisherigen Ermittlungen in Mähren wirkte, war Johann Karl Umlauff (geboren am 23. Dezember 1796) als Richter an verschiedenen Orten der österreichischen Monarchie und kurz auch im Justizministerium in Wien tätig. Später wurde er zum Präsidenten des Oberlandesgerichtes in Preßburg und in Pest ernannt. Er wurde im Jahre 1858 mit dem Komturkreuz (Franz-Josephs-Orden) ausgezeichnet und zum Ritter erhoben.
Es war eben Johann Karl Ritter Umlauff von Frankwell, der zum Ehrenbürger von der Stadt Mährisch-Schönberg ernannt wurde, denn sein Sohn, Victor Ritter Umlauff von Frankwell, erwähnt die Verleihung des Ehrenbürgerrechtes an den Vater in einem aus dem Jahre 1861 stammenden Brief an die Gemeinde Schönberg, in welchem er über den Tod seines Vaters berichtet und eine Biographie desselben einsendet. Es handelte sich um das durch Victor Umlauff in demselben Jahr in Wien herausgegebene Buch Leben und Wirken eines österreichischen Justizmannes: Ein biographisches Denkmal, zur Erinnerung. an den jub. k. k. Oberlandesgerichts-Präsidenten Johann Karl Rr. Umlauff von Frankwell. Ein Exemplar befindet sich in der Staatsbibliothek in Berlin.
[3] Mitgliedschaften: Verein zur Verbreitung von Druckschriften für Volksbildung in Wien, Alterthumsverein in Mainz, Österreischisch-schlesisches Seidenbauverein in Troppau, Zajiczek-Unterstützungsverein für arme und fleißige Studierende an der Landes-Ober-Realschule in Proßnitz, Stadtverschönerungsverein in Proßnitz und das erste allgemeine österreichisch-ungarische Beamtenverein, Bienenzucht-Verein in Brünn, Seidenbau-Vereine in Olmütz und Troppau, landwirtschaftlicher Verein in Lichtendorf usw.
Korrespondent der geologischen Reichsanstalt in Wien und der Zentralcommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien, der Gesellschaft der Wissenschaften in Görlitz, der Landwirtschaftsgesellschaften in Innsbruck, Görz, Graz, Klagenfurt, Lemberg und Wien, der patriotisch-ökonomischen Gesellschaft in Prag, der Gartenbaugesellschaft in Graz, der freien ökonomischen Gesellschaft in Petersburg, der märkisch-ökonomischen Gesellschaft in Postdam, der naturwissenscahftlichen Gesellschaft Isis in Dresden, der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz, der Gesellschaft Flora für Botanik und Gartenbau in Dresden, der Gesellschaft für die gesamte Naturkunde in Dresden, der naturforschenden Gesellschaft in Emden, der oberhessischen Gesellschaft für die gesamte Natur- und Heilkunde in Gießen, des österreichisch-schlesischen Landwirtschaftsvereines in Troppau, der Vereines für Landkultur in Czernowitz, des mährischen Seidenbauvereines in Olmütz, des Hauptvereines westpreußischer Landwirte in Danzig, des landwirtschaftlichen Kreisvereines in Leipzig, des Vereines für Land- und Forstwirtschaft für das Großherzogtum Braunschweig, des Vereines Land und Fortswirte in Wiesbaden, des landwirtschaftlichen Vereines in Jena, des naturwissenschaftlichen Vereines für Schleswig-Holstein in Kiel und des naturhistorischen Vereines in Augsburg und Pfleger des germanischen Nationalmuseums in Nürnberg für Proßnitz.
Ehrenmitglied der praktischen Gartenbaugesellschaft zu Frauendorf in Bayern, der landwirtschaftlichen Vereine in Schwarzburg-Sondershaufen, Reutlingen in Würtemberg, Mährisch-Schönberg und Neutitschein, des Vereines für Naturkunde in Mannheim und der Gesangvereine in Weißkirchen und Kremsier und correspondierendes Ehrenmitglied des schlesischen Zentralvereines für Gärtner und Gartenfreunde in Breslau und der naturforschenden Gesellschaft in Görlitz.
Außerdem war Umlauff Ehrendirektor des Gesangvereines Concordia in Kremsier, Ehren-Vorstand des Männergesangvereines in Holleschau und Ehrenvorstand des Gesellenvereines in Neutitschein.
Umlauff erhielt Verdienstmedaillen des mährischen Seidenbauvereines in Olmütz und des österreichisch-schlesischen Seidenbauvereines in Troppau.
Eva Hudcová
Ergänzt durch Lukáš Grümann