Er war das geistige und organisatorische Haupt der wissenschaftlichen, literarischen und gesellschaftlichen Aktivitäten an der Olmützer Hochschule, zentrale Gestalt der Olmützer Dichterschule. Die Mittelschule hat er in Mährisch-Schönberg und in Litomyšl besucht, dann hat er in Wien Philosophie studiert. 1806 wurde er zum Professor der Geschichtswissenschaft an der Universität in Krakau ernannt, 1810 kam er nach Olmütz, wo er als Professor für Weltgeschichte, später auch für die Geschichte Österreichs und für historische Hilfswissenschaften wirkte. Er hielt ebenfalls Vorlesungen über Literatur und Ästhetik. 1832 wechselte er an die Universität in Prag, 1828 an jene in Wien.
Knoll hat u. a. den bedeutenden Historiker Mährens und Schlesiens Christian d'Elvert ausgebildet. Er unterstützte die österreichisch-patriotischen Bemühungen Joseph von Hormayrs, in dessen „Archiv“ für Geschichte er seine historischen Studien und seine Verse veröffentlichte (z.B. 1817 Die deutschen Alter und 1817-1819 seinen Versuch einer neuhochdeutschen Fassung des Niebelungenliedes). Von seinen historiografischen Werken sei seine Schrift Mittelpunkte der Geschichtsforschung und Geschichtsschreibung in Böhmen und Mähren (Olmütz 1821) genannt.
Im Juli 1817, drei Monate vor dem großen Studententreffen auf der Wartburg, veranstaltete Knoll auf dem Heiligen Berg bei Olmütz literarische und sportliche Festspiele, getragen von dem Geist sowohl des deutschen als auch des österreichischen und mährischen Territorialpatriotismus. Bestimmt waren diese Spiele nicht nur für die akademische Gemeinde, sondern auch für die Bürger der Stadt, im Jahre 1818 wurden sie wiederholt; die weitere Fortsetzung dieser begonnenen Tradition wurde allerdings durch die Zensur des Metternich-Regimes verhindert.
In Knolls literarischem Werk, in dem sich seine romantische Haltung mit nichtromantischem Bemühen um eine klassisch vollendete Form verknüpft, offenbaren sich zwei verschiedene weltanschauliche Tendenzen. Einerseits eine „teutonische“, im Kult der deutschen Nation und des germanischen Mythos verwurzelte, anderseits eine kosmopolitische, etwa im Geiste der Herderschen Idee von der Harmonie der Völker. Jene findet ihren Ausdruck z. B. in dem episch-odischen Gedicht Thuiscon oder das Lied der Weihe (Brünn 1816) und in dem bereits erwähnten Werk Die deutschen Alter, in welchem das „Germanenzeitalter“ nach dem Untergang des röhmischen Reiches bis zur ruhmvollen Ära Karls des Großen gepriesen wird. Die andere Tendenz dann in der Elegie Die Gürtel der Erde oder Das Lied des Weltbürgertums (1817), in der sowohl der materielle Beitrag als auch der geistige Reichtum aller Völker hochgeschätzt wird.
Beide diese Linien verlaufen ineinander verschlungen, es geht keineswegs um einseitigen Nationalismus und Germanenkult. Im Gedicht Vindobona oder Das Lied des Bundes (1818, Hormayr gewidmet) preist Knoll die historische und geistige Größe Wiens, die Reformbestrebung des theresianischen und josephinischen Österreichs und bezeugt durch Auffassung und Stil, dass die österreichische Dichtung, die der deutschen Romantik zeitlich und in ihren Bestrebungen nahestand, im Gegensatz zu dieser mit der Tradition der Aufklärung nicht gebrochen hat.
Knolls Dichtung endete im Jahre 1819, parallel zum Ende der Atmosphäre der Befreiung(skriege) und des Liberalismus. (Ludvík Václavek)
Joseph Leonhard Knoll, Historiker und Schriftsteller, studierte Philosophie in Wien. Er war Professor der Geisteswissenschaften an der Krakauer Universität, später wirkte er als Professor für Geschichte an den Universitäten in Olmütz, Prag und Wien.
Motyčka, Lukáš/Opletalová, Veronika (Hgg.): Literární procházky německou Olomoucí/Literarische Wanderungen durch das deutsche Olmütz. Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2012.
Lexikon deutschmährischer Autoren. Univerzita Palackého v Olomouci, Olomouc 2003.
Fialová-Fürstová, Ingeborg: Kurze Geschichte der deutschmährischen Literatur. o.V., Olomouc 2011.
Kux, Johann: Geschichte der königlichen Hauptstadt Olmütz bis zum Unsturz 1918. o.V., Reichenberg u. a. 1937.
Schaffer, Wilhelm: Die Olmützer Dichterschule. (Diss.). In: Jahrbuch der Philosophischen Fakultät der Deutschen Universität Prag. o.V., o.O. o.J.
Strzemcha, Paul: Die Olmützer Dichterschule. In: Zeitschrift des deutschen Vereins für die Geschichte Mährens und Schlesiens (Jg. 12, 1908, S. 278 ff.; Jg. 14, 1910, S. 50 ff.).