Trivialliteratur gehört zur Unterhaltung in der neuzeitlichen Massengesellschaft; sie verklärt alltägliche Erlebnisse und führt in eine den Alltag überhöhende Wirklichkeit, die durch ihren utopischen Glanz dem trivialen Dasein Wert zu verleihen scheint. Biographien von Künstlern und Helden des Alltags und des Krieges eignen sich besonders für diese Art der Belletristik. Trivialliteratur ist als Unterhaltungsware allgemein akzeptiert, ästhetisch anspruchslos, doch gefährlich in dem Augenblick, in dem sich die Trivialliteratur mit einer politischen Doktrin verbindet, wobei diese Verbindung nicht äußerlich in Handlung und Message erkennbar sein muss; sie wird häufig unterbewusst durch die Struktur, die Diktion, durch Bildlichkeit und Sprache vom Autor auf den Leser übertragen. Es gehörte zum literarischen Alltag im 20. Jahrhundert, dass zahlreiche Autoren diesen Weg von der Unterhaltung zur politischen Indoktrination gegangen sind, in den Zwiespalt zwischen künstlerischem Anspruch und ideologischer Politik gerieten und - oft bis zur tragischen Auslöschung ihrer Existenz - scheiterten. Robert Hohlbaum kann in diesem Zusammenhang als Paradigma dienen, auch wenn seinem Leben traurige oder tragische Züge fehlen. Er blieb bis zu seinem Tode Trivialautor, lebte gut von zahlreichen Auflagen seiner Werke, die zuletzt besonders durch Buchgemeinschaften Verbreitung fanden und vergessen wurden, als die transportierende Ideologie obsolet wurde.
Geboren als Sohn eines Unternehmers im äußersten nördlichen Zipfel Mährens, erlebte Robert Hohlbaum schon früh die komplexen politischen Spannungen des Grenzlandes. In Jägerndorf und Troppau besuchte er die Volksschule und das Gymnasium und erfuhr in der Familie, durch Lehrer und Freunde von der vermeintlichen „Gefährdung“ des Deutschtums durch Tschechen und Polen. Als er zum Studium nach Wien - später nach Graz - ging, war sein Weltbild im Sinne des völkischen Grenzlandkampfes geprägt; die alldeutsche Gesinnung vermittelten ihm die Burschenschaften, denen er sich begeistert anschloss und denen auch seine erste größere Publikation Der ewige Lenzkampf (1912) gewidmet war. Das Studentenleben mit seinen amourösen und geselligen Abenteuern und politisch nationalen Gedanken - eine Thematik, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit besonders bei Autoren aus dem böhmisch-mährischen Raum erfreute, beispielsweise seien genannt: Rudolf Hans Bartsch (1873 - 1952), Erwin Guido Kolbenheyer (1878 - 1962), Wilhelm Pleyer (1901 - 1974), Karl Hans Strobl (1877 - 1946) - gestaltete Robert Hohlbaum in den heiteren Romanesken Die Amouren des Magister Döderlein (1920) und Der wilde Christian (1921), die sich als Unterhaltungsromane für ein akademisch orientiertes Publikum präsentierten.
Am Ersten Weltkrieg nahm Hohlbaum als Artillerieoffizier - zuletzt als Oberleutnant - teil, wurde für seine Tapferkeit mehrfach ausgezeichnet und kehrte 1918 wie viele Kameraden enttäuscht vom Kriegsausgang nach Wien zurück. Hier übernahm er wieder die Stelle eines Bibliothekars an der Universitätsbibliothek, die er bereits 1913 wahrgenommen hatte, trat in Verbindung zum literarischen Kreis um die Zeitschrift Muskete, eine Zeitschrift, die Karl Kraus heftig verspottete, schrieb für das Feuilleton des Wiener Mittag, freundete sich mit dem nationalvölkischen Autor Mirko Jelusich (1886 - 1969) an, förderte den jungen Josef Weinheber (1892 - 1945), der bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts als bedeutender moderner Lyriker in der Bundesrepublik Deutschland verehrt und in den Gymnasien gelesen wurde, arbeitete als Kulturpolitiker für die Großdeutsche Volkspartei, folgte als korrespondierendes Mitglied dem Ruf der Prager Akademie der Wissenschaften, trat 1923 in Verbindung zum Kreis um die Wiener Zeitschrift Der getreue Eckart, zu dem u.a. Franz Karl Ginzkey (1871 - 1963), Robert Michel (1876 - 1957) und Mirko Jelusich gehörten und avancierte rasch zu einer vielbeachteten Persönlichkeit im rechten Literatur- und Kulturspektrum der Nach- und Zwischenkriegszeit. In diesen Jahren festigte sich auch seine nationalvölkische Weltanschauung, eine Weltanschauung, die ein deutsches Reich im Rahmen der Habsburger Monarchie erträumte. Wie stark diese Sehnsucht sein Werk bestimmte, hat Herbert Zeman (a. a. O., S. 1060 f.) am Beispiel des Romanschlusses von Zukunft (1922) aufgewiesen: Dieser Roman erzählt keine Tagespolitik, doch in allen locker verbundenen Handlungen erscheint die Volkseinheit als Ziel der Geschichte, eine Volkseinheit, in der eine konfliktfreie Zukunft als Eschaton aufscheint:
Von Martin Herzogs Lippen löst sich's, ihm selbst unbewusst: „Deutsche Einheit". Die andern sprechen es nach wie ein Gebet: „Deutsche Einheit". Ein einsamer Kahn gleitet die Silberbrücke des Stromes aufwärts, langsam, ungebannt, durch das sichere Licht.
Man kann eine solche Diktion als Kitsch abtun - gefährlich wird sie durch ihre politische Implikation, die das Reich als höchstes Ziel einer Tradition erfasst, die in ihrem unwandelbaren Kern die Ewigkeit in die Zeit holend mystische Gedanken aktiviert und der geschichtslosen Natur im nationalpathetischen Mythos Dauer zu verleihen sucht.
In der ersten österreichischen Republik begründete Robert Hohlbaum seine Berühmtheit mit den Romanen Das Vorspiel (1918), Grenzland (1921) und Die Raben des Kyffhäuser (1927) sowie den zwei Trilogien Frühlingssturm (1924/26) über die Epoche vom Dreißigjährigen Krieg bis zu Goethe und der deutschen Klassik und König Volk (1931/34) über die Zeit von der Französischen Revolution bis zu den preußischen Reformen. Neben diesen exzeptionell politischen historischen Romanen schrieb Hohlbaum unterhaltsame, oft biographische Erzählungen und Novellen, die er häufig in Sammelausgaben veröffentlichte (z. B. Unsterbliche, 1919; Himmlisches Orchester, 1923; Sänger und Könige, 1929), die sich beim Publikum großer Beliebtheit erfreuten und mit den anderen Werken bis in die sechziger Jahre vornehmlich durch die Deutsche Buchgemeinschaft und die Büchergilde Gutenberg auf dem Buchmarkt bereitgehalten wurden. Die Lyrik und Balladendichtung, die Robert Hohlbaum seit 1908 (Aus Sturm- und Sonnentagen) publizierte (z. B. Deutsche Gedichte, 1916; Deutschland, 1923; Balladen vom Geist, 1943) fanden wenig Beachtung und wurden auch nicht in die repräsentativen Anthologien der NS-Zeit aufgenommen. Seine Dramen blieben erfolglos. Aufsehen erregte vornehmlich das Schauspiel Der Kriegsminister, weil es 1930 vor der Uraufführung in Brünn gerichtlich verboten wurde. Die für den Schulgebrauch und als Lektüre für die Frontsoldaten zusammengestellten Anthologien (u. a. Mayer, Erich A. (Hg.): Wiener Novellen. o.V., Wien 1924; Von ewiger Kunst. Vier Novellen. o.V., Leipzig o.J.; Winterbrautnacht. Novelle. o.V., Leipzig o.J) sind heute nur noch als Seltenheiten im Antiquariatsbuchhandel verfügbar.
Nachdem 1933 die Nationalsozialisten mit Hitler im Deutschen Reich die Macht übernommen hatten, exponierte sich Robert Hohlbaum immer stärker als nationalvölkischer Autor, behinderte durch seine politischen Beziehungen liberale und demokratische Schriftsteller und verließ schließlich in der Folge der Dollfußauseinandersetzungen 1937 Wien, übernahm die Leitung der Stadtbibliothek in Duisburg und wurde später - bis zu seinem Abschied 1944 - Direktor der Landesbibliothek von Thüringen in Weimar. Wie eng die Bindung Hohlbaums an die Nationalsozialisten war, wird an einem Beispiel deutlich: Sechs Tage nach der Zerschlagung der Tschechoslowakischen Republik, am 21. März 1939, veranstaltete der SS-Sturm in Freiwaldau einen Ehrenabend für ihn. 1944 kehrte er nach Wien zurück und verbrachte - wie auch schon in seinen Amtsjahren - Urlaubstage in seinem Haus in Freiwaldau. 1945 wurde er in die sowjetische Besatzungszone vertrieben, wo er einige Jahre als Gartenarbeiter und Hirte seinen Lebensunterhalt sicherte. 1949 gelang ihm die Flucht nach Österreich, nach Wien, das er wieder - wie schon in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg - als Heimat empfand.
Als Bibliothekar hatte Hohlbaum über unterschiedliches und reiches historisches Material verfügt, das er in seinen Geschichtsromanen und -erzählungen aufbereitete, ohne jedoch den Anspruch und die Qualität zu erfüllen, die etwa der Zeitgenosse Erwin Guido Kolbenheyer, mit dem ihn die völkische Gesinnung verband, erreichte. Hohlbaum schrieb ansprechend flüssig, leicht verständlich für ein breites Publikum, dessen er sich durch unterhaltsame Präsentation zu versichern verstand, ohne dabei im historischen Roman darauf zu verzichten, nationalpolitische Indoktrination zu betreiben. Immer wieder zeigte er, dass das Heil des deutschen Volkes von der Stärke des deutschen Reiches abhänge und dass die Stärkung des Reiches dem heilsgeschichtlichen Ziel der Weltgeschichte entspreche, das nur durch einen charismatischen Führer realisiert werden könne. Als Dank für das Gelingen der Flucht veröffentlichte er 1951 den Roman Jesuslegende und knüpfte, bestärkt durch seine Frau Leona, eine bekannte Pianistin, mit den Musikerromanen Tedeum (1950) über Anton Bruckner, Der Zauberstab (1951) über das Wiener Musikleben im ausgehenden 19. Jahrhundert und Der König von Österreich (1954) über den Walzerkönig Johann Strauß an die früheren Erfolge an. Daneben wandte er sich neuen Themen zu - sei es die Welt Goethes (Sonnenspektrum, 1951), sei es die Geschichte der Antike (Hellas, Ahnen des Abendlandes, 1951). Kurz vor seinem Tode übersiedelte Hohlbaum nach Graz, wo er noch an dem nachgelassenen Stanzenepos Abendland schrieb und eine letzte, 1967 posthum veröffentlichte Gedichtauswahl Des reifsten Weines später Segen zusammenstellte.
Robert Hohlbaum starb am 4. Februar 1955 in Graz. Eine große Trauergemeinde fand sich zum Begräbnis auf dem Friedhof von St. Peter ein, galt der Träger des Bauernfeld-Preises von 1921 und des Adalbert-Stifter-Preises des Landes Oberösterreich von 1951 doch als einer der bedeutendsten kulturellen Repräsentanten des jungen österreichischen Staates. In den späten Würdigungen von Hohlbaums Lebenswerk zeigt sich, dass die konservative Literaturtradition, die zahlreiche, dem völkisch-nationalen Geist nahestehende Autoren (z. B. Bruno Brehm, Hans Grimm, Erwin Guido Kolbenheyer) vereint hatte, nach 1945 noch lebendig war. Die sich seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts ausbildende moderne Literatur distanzierte sich von den konservativen Künstlern und schuf neue ästhetische Gestaltungen. Mit vielen anderen Autoren wurde Robert Hohlbaum aus dem kulturellen Gedächtnis verdrängt und vergessen. (Diether Krywalski)