Josef Hauptmann war der letzte bedeutende Erforscher der Kuhländler Mundart vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Kuhländchen 1945/46. Er wurde am 11. November 1882 in Deutsch-Jaßnik im Kuhländchen geboren. In Mährisch-Weißkirchen besuchte er von 1895 bis 1903 das Gymnasium. Von 1904 bis 1908 studierte er an der Universität Wien Philosophie, Germanistik und Latein. Hier promovierte er auch im Fach Germanistik. Zunächst war er Hauslehrer, ab 1913 dann Lehrer am Privat-Gymnasium. Er nahm am 1. Weltkrieg teil und war dann ab 1922 bis zu seinem Tod am 28. Mai 1929 Professor am Staatsreformgymnasium in Neutitschein.
Im Kuhländler Dialekt verfasste er Gedichte und Theaterstücke. In der Bewahrung der Mundart sah er seine wichtigste Aufgabe. Er verband dieses Ziel mit einem starken deutsch-nationalen Interesse. Es ging ihm um die Selbstbehauptung der deutschen Minderheit in der 1918 gegründeten Tschechoslowakei. Tief wurzelten in ihm antitschechische Ressentiments. Über die Einbeziehung der deutschen Siedlungsgebiete in den neu gegründeten Staat und über die Niederschlagung antitschechischer Demonstrationen der Deutschen am 4. März 1914 hat er, laut Überlieferung seines Neffen, Richard Hauptmann, geäußert: „Alle Sünden vergibt Gott, nur die nicht gegen die Humanität. Dieser 4. März wird fortan der Wurzelgrund für alle künftigen Taten der Tschechen gegen die Menschlichkeit sein.“
1911 wurde sein Historienspiel Der Einzug der Väter in Brünn mit großem Publikumserfolg uraufgeführt. In diesem Dreiakter wird die Besiedlung des Ostens der Tschechei durch die Deutschen unter König Ottokar II. und dem deutschen Ölmützer Bischof Bruno von Schauenburg dargestellt. Den Anspruch der Deutschen auf das Kuhländchen als ihre deutsche Heimat und als deutsches Grenzland im Osten formulieren zwei deutsche Siedler, Poll und Hollmar, ganz im Sinn der deutsch-nationalen Ideologie vieler Sudetendeutscher nach dem 1. Weltkrieg:
Poll:
Nachbarn! Nun frisch ans Werk
Zeigt, dass ihr deutsche Bauerfäuste habt,
die alles, was sie greifen, gleich zermalmen…
Schon seh' ich unsere neue Heimat glänzen
In Wiesenschmelz und goldner Halmensee…
Hellmar:
Was deutsche Bauernkraft vermag zu schaffen,
soll alle Welt an diesem Land erkennen.
In unseren Adern rollet Frankenblut.
Ganz Deutschland soll erkennen, dass im Ost
Der Franke aufrecht steht und Wache hält.
Und lieben wir die neue Heimat auch,
nichts kann uns trennen von dem Frankenlande…
Alle:
Heil dem Deutschen Reich!
(Kuhländler Mundartdichtungen, S. 164f.)
Während Der Einzug der Väter in hochdeutscher Sprache verfasst wurde, schrieb Hauptmann das Theaterstück Der Rockengang in der Kuhländler Mundart. Das Stück kam 1920 zur Aufführung und wurde sogar in Thüringen aufgeführt. Mit diesem Heimatstück wollte Hauptmann dem Liedersammler → Joseph Georg Meinert seinen Respekt und seine Verehrung zollen. Mehrere Lieder aus Meinerts Sammlung von Liedern aus dem Kuhländchen aus dem Jahr 1817 sind Bestandteil des Heimatspieles. Gesungen werden vor allem Lieder aus der Spinnstube, so wie auch der Name Rockengang an den Brauch des Singens bei den Spinnabenden erinnert: Der Rocken ist der hölzerne Stab, der zum Spinnrad gehört. Um ihn wird der Spinnstoff gewickelt.
Hauptmann hat die Frage nach der Herkunft der Kuhländler und ihrer Mundart in einem Aufsatz von 1927 differenzierter beantwortet als in seinem Theaterstück Der Einzug der Väter:
Woher die Leute aus dem Kuhländchen gekommen sind, bezeugt keine Urkunde. Nur die vergleichende Mundartforschung und die Stammeskunde vermag einiges Licht auf die Herkunft der Kuhländler zu werfen. Zunächst ergibt sich aus der Mundart die Zugehörigkeit zu mitteldeutschen Stämmen und eine nähere Verwandtschaft mit den Schlesiern. Der Schluss liegt auch ganz nahe, denn das Kuhländchen ist der Ausläufer des Schlesierstammes. Die Bergschlesier und die Nordmährer sind wohl eines Stammes, aber von Ort zu Ort zeigen sich die Eigenarten der Mundart, der Sitten und Gebräuche, der Charakteranlagen und sogar des Körperwuchses. Die Grundzüge aber bleiben die gleichen. So können wir die Kuhländler als Schlesier bezeichnen.“ (Zitiert nach W. Kramolisch, Die Kuhländler Volksliedsammlungen von J.G. Meinert (1817) und Felix Jaschke (1818). Teil 1. (1987), S. 222)
In den letzten Jahren hat sich vor allem die Germanistische Fakultät der Universität Ostrava der weiteren Erforschung der Kuhländler Mundart angenommen. Vor allem die Privatdozentin Lenka Vaňková hat eine Reihe von Studien vorgelegt, in denen sie die Entwicklung des Dialektes im Kuhländchen von seinen Anfängen bis zu Meinerts Liedersammlung verfolgt. Außerdem hat sie eine Studie über die frühneuhochdeutsche Kanzleisprache im Kuhländchen verfasst.
Friedrich Goedeking, Baška
Josef Hauptmann wurde in Deutsch Jassnik im Kuhländchen geboren. In Mährisch Weißkirchen besuchte er von 1895 bis 1903 das Gymnasium. Von 1904 bis 1908 studierte er an der Universität Wien Philosophie, Germanistik und Latein. Hier promovierte er auch im Fach Germanistik. Beruflich war Hauptmann zuerst Hauslehrer, ab dem Jahre 1913 arbeitete er als Lehrer am Privatgymnasium. Er nahm am Ersten Weltkrieg teil und ab 1922 bis zu seinem Tod wirkte er als Professor am Staatsreformgymnasium in Neutitschein.
Hauptmann war der letzte bedeutende Erforscher der Kuhländler Mundart vor der Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus dem Kuhländchen in den Jahren 1945-1946. Er widmete sich auch der literarischen Tätigkeit und im Kuhländler Dialekt verfasste er Gedichte und Theaterstücke wie z. B. das Theaterstück Der Rockengang (1920). Mit diesem Heimatstück wollte Hauptmann dem Liedersammler Joseph Georg Meinert seinen Respekt und Verehrung erweisen. Seine Gedichte in Kuhländer Mundart erschienen in den Gedichtsammlungen Die Bauerntruhe (1922) und Die bunte Almer (1925).