Albert Rotter war Lehrer, Schriftsteller und Redakteur. Er wurde im nordmährischen Deutsch-Liebau geboren, besuchte daselbst die Volksschule und Bürgerschule, dann einen Lehrkurs in Hohenstadt und schließlich die Lehrerbildungsanstalt in Olmütz. 1924 rückte er zur tschechoslowakischen Armee ein, 1940 zur deutschen Wehrmacht. In der Zeit dazwischen wirkte er als Lehrer in Domeschau, Meedl, Spieglitz, Ebersdorf und Mährisch-Schönberg. Im letzten Kriegsjahr geriet er in die amerikanische Kriegsgefangenschaft, nach seiner Entlassung traf er seine vertriebene Familie in Hessen. Er starb in Wabern.
Albert Rotter war Autor zahlreicher belletristischer Werke, Gedicht- und Prosasammlungen mit starker nationalistischer Tendenz. Er schrieb, wie viele andere Autoren dieser Generation, seine Erinnerungen auf, um sie zu bewahren. Er bot in seinem Schaffen Rückblicke in die Geschichte, war Autor zahlreicher heimatbezogener Erzählungen und Gedichte. War auch als Redakteur tätig, arbeitete lange Jahre er für die Zeitschrift Mein Heimatbote, die in Mährisch Schönberg herausgegeben wurde. Er schrieb auch für die Jahrbücher des Nordmährischen Heimatbuches.
Manche seiner Erzählungen erinnern an die Kriegszeit, zum Beispiel Der Rechner und Der Totenvogel, andere Geschichten thematisieren die Vertreibung. In der Kurzgeschichte Auch Böses kann sich zum Guten wenden band die Aussiedlung aus der alten Heimat zwei Seelen aneinander. Die Geschichte geht in die Zeit des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs zurück: Ein Bauer erfährt von der Schwangerschaft seiner unverheirateten Tochter, deren Geliebter einrücken musste und schon im ersten Kriegsjahr fiel. Er verspürt eine starke Abneigung gegen die ungewollte Enkeltochter Anna, die von der Urgroßmutter erzogen wird, während ihre eigene Mutter nach dem Krieg wegheiratet. Als Annas Urgroßmutter stirbt, ist das Mädchen 14 Jahre alt und darf zu den Großeltern ziehen. Sie wird ihnen zur großen Hilfe im Hof, arbeitet hart und findet für sich und ihren Großvater ein neues Zuhause.
Die Kurzgeschichte Der alte Vymětal berichtet über unterschiedliche Ansichten zweier Generationen. Man schreibt das Jahr 1945 und der siebzigjährige Tscheche Vymětal kann nicht verstehen, dass die Deutschen plötzlich enteignet werden und missbilligt die Entscheidung seines Sohnes, der ins Sudetenland gehen will, um sich einen Hof anzueignen.
Rotters Erzählung Lockende Ferne beginnt am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit hatte die Kaiserstadt Wien für alle Bewohner der Monarchie eine große Anziehungskraft, Frauen wurden als Hausmädchen und Köchinnen gebraucht. Auch Therese, ein 19-jähriges Mädchen, verlässt ihr nordmährisches Dorf und findet als Hausgehilfin in einer Wiener Konsulfamilie ihr „Glück“. Der Konsul wechselt fortlaufend seinen Dienstort und wird häufig ins Ausland versetzt. Erst 30 Jahre später, in der Zeit des Ersten Weltkriegs, kommt Therese mit dieser Familie nach Wien zurück. Wegen der Inflation bleibt aber nichts übrig von ihren Ersparnissen, und als sie eines Tages an ihrer rechten Hand gelähmt wird, wird ihr mitgeteilt, dass man sie nicht mehr braucht und dass sie in ein Altersheim kommt. Da sie mittellos und unversichert ist, wird sie nach Nordmähren zurückgeschickt, woher sie stammte und wofür ihre Gemeinde zuständig sein sollte. Therese - nun eine alte, gebrochene Frau - stirbt verlassen in einem Armenhaus.
In der Kurzgeschichte Das Testament wird ein tragikomisch wirkendes Verhalten einer Bäuerin aus dem Sudetenland geschildert. Ständig hat sie an ihren Töchtern etwas auszusetzen und glaubt, sie durch den Ausschluss aus ihrem Testament zu bestrafen. Die Töchter reifen heran, die besorgte Bäuerin ändert mehrmals ihr Testament, doch eines Tages, wenn sie es erneut ändern will, kommen die Russen. Sie stirbt, nachdem sie von ihnen beraubt wird. Ihr Testament verliert jeden Wert und Sinn.
In der Novelle Die Angst vor der Nacht mit dem Untertitel Erzählung aus Nordmährens Schicksals beschreibt das Leben einer deutschen Familie in dem – nun tschechischen - Sudetenland nach dem Zweiten Weltkrieg. Infolge der Beneš-Dekrete werden die Deutschen enteignet, der ganze Besitz fällt den Tschechen zu. Die Familie Bittner, die Eltern und ihr Sohn Gerhard, verliert alles und wartet nur darauf, was in den folgenden Monaten passieren wird. Der Titel Die Angst vor der Nacht ist treffend gewählt. Die Geschichte stellt nicht nur die Angst der Deutschen vor der Zukunft dar, sondern auch die Angst der Tschechen, die in ein neues Land kommen und nicht wissen, was nun passieren wird. Beide haben Angst vor der Nacht, weil die Nacht in diesen Zeiten sehr gefährlich ist. In der Nacht kommen die Partisanen, in der Nacht kommt der Tod. (Štěpánka Kuříková, Veronika Uhrová)