Ottokar Friedrich Chalupka, der als Ottokar Method Chalupka geboren wurde, war Dichter und Publizist. Wegen zerrütteter Familienverhältnisse verbrachte er seine Kindheit bei seinem Oheim Raimund Knirsch, der Pfarrer im Dorf Nikles bei Mährisch Schönberg war. (Daher kommt auch seine Kenntnis der dortigen Mundart, die er in mehreren seiner Geschichten als Medium benutzte.) Er besuchte dann die Gymnasien in Mährisch Schönberg, Olmütz und Mährisch Trübau, um an einer Handelsschule in Brünn seine Schulbildung abzuschließen. Im Jahre 1888 entschloss er sich, Offizier zu werden, diente in Olmütz und Tarnopol, verließ aber bereits 1891 das Heer. Seit 1892 lebte er in Wien, wo er Beziehungen zu mehreren Blättern unterhielt, als Übersetzer tätig war und auch geheiratet hat.
Zweimal unternahm er in Tirol und in Böhmen Versuche, Zeitschriften zu leiten (1897 in Innsbruck, 1898 in Brüx), die allerdings bald missglückt sind. Es ist ihm aber gelungen, 1901-1905 - gemeinsam mit seinen Landsleuten Karl Maria Klob und Josef Schmid-Braunfels - die Zeitschrift Neue Bahnen. Literarisch-künstlerisch-politisches Blatt für Deutsch-Österreich herauszugeben. Es gelang, einen namhaften Beiträgerkreis zu gewinnen (u. a. Karl Bleibtreu, Michael Georg Conrad, den von Stauf besonders verehrten Detlev von Liliencron u. a.); infolge des Desinteresses der Öffentlichkeit ist jedoch die Zeitschrift eingegangen. In den Jahren 1910-1914 war Stauf Leiter des satirischen Blattes Scherer. Die Jahre 1915-1917 verbrachte er als Landsturmleutnant an der Front. Nach dem Krieg setzte er in Wien seine Tätigkeit als Autor von belletristischen, literaturhistorischen und politischen Schriften fort; allerdings wurde er von der Öffentlichkeit nach und nach als „alt, verbraucht“ angesehen. Seine Aufmerksamkeit richtete er allmählich von Wien zurück nach Nordmähren. Der ehemalige kämpferische Polterer geriet in Vergessenheit - und war ob dessen verbittert.
Chalupka nahm eine kritische Haltung gegenüber der Struktur und „verweichlichten“ Kultur der multinationalen Habsburger Monarchie ein und wirkte als Aktivist der deutschösterreichischen Tendenzen mit großdeutschen Perspektiven. Er trat als Gegner der pazifistischen Bewegung auf, die sich seit den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts in Österreich-Ungarn zu verbreiten begonnen hatte. Seine Gedichtsammlung Die Waffen hoch (1907) stellt eine proklamative Negierung jener Bemühungen dar, die in Bertha von Suttners Roman Die Waffen nieder (1889) und in der gleichnamigen Revue (1894-1900) Ausdruck fanden.
Staufs sonstige Lyrik findet sich in dem Jugendzyklus Romanzero und Lieder eines Werdenden (1895), in den Dichtungen des Buches Frau Holde und in der postumen in Thema und Ton sehr heterogenen Auswahl Kampf und Leben (1944). Der letztgenannte Band enthält auch ein Fragment des „Epos“ Abenteuer im Epirus. Es geht um ein - offensichtlich viel früher entstandenes - Reisebild in Versen, in welchem der Autor sein Missgefallen an der europäischen Zivilisation ausspricht und das primitive raue Heldentum eines vor Waffen strotzenden bramarbasierenden balkanischen Freischärlers preist.
Im Bereich Dramatik unternahm Stauf nur einen Versuch - das historische Lustspiel Der tolle Stuart (1901). Er verfasste auch zwei Bände historischer Novellen und zahlreiche Humoresken und Erzählungen in nordmährischer Mundart, die verstreut in Regionalpublikationen zu finden sind. In Hochdeutsch erschien seine Sammlung Aus den heimatlichen Bergen. Nordmährische Geschichten (1908). Der Roman Der Hexendechant (1924) hat den letzten Hexenprozess in Mähren gegen Ende des 17. Jahrhunderts zum Gegenstand.
Zahlreich sind Staufs literarhistorische und literaturkritische Schriften. In seinen Literarischen Studien und Schattenrissen (1903) lehnt er die geistige Welt der Wiener Moderne ab (natürlich mit antisemitischen Nebentönen) und setzt sich für eine „harte“ völkische Kunst ein. In der Schrift Wir Deutschösterreicher (1913) nimmt er sich solcher österreichischer Schriftsteller an, die „von der zünftigen Literaturberichterstattung absichtlich oder unabsichtlich übergangen werden“ und polemisiert gegen deutsche Kritiker, die sich gegenüber Österreich „hochnasig“ verhalten und nur die jüdisch-liberalen Wiener anerkennen.
Selbständig erschienen seine Studien Carl Bleibtreu, Felix Dahn, M. G. Conrad u. a. Von seinen zahlreichen, nationalistisch orientierten politischen Schriften seien hier nur Germanen und Griechen (1902) und die Anthologie Die Juden im Urteil der Zeiten (1921) genannt. Ottokar Chalupka hat in Michael Georg Conrads Zeitschrift Die Gesellschaft in München über die literarische Produktion slawischer Völker berichtet. Herausgegeben hat er u. a. den literarischen Nachlass seines einstigen Mitarbeiters Joseph Schmid-Braunfels.
Chalupka war einer der fleißigen Autoren der Olmützer Deutschen Zeitung. Am 08. August 1919 erschien hier bspw. Deutsche Soldatendichtung, in der Chalupka von seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg bei der habsburgischen Armee berichtet. Als Landsturm-Oberleutnant zensierte er die deutschsprachigen Soldatenbriefe seiner national gemischten Einheit und lernte durch diese Arbeit den Charakter der Soldaten besser kennen. Er fand wegen der dort verfassten Gedichte, dass die Deutschen das Volk der Dichter und Denker seien, das auch unter widrigsten Umständen der Dichtung nicht entsage. Er schließt seine Erzählung mit dem folgenden Zitat zu Deutschland: „Land der Freiheit und des Lichtes/Land des Schwertes und Gedichtes“.
Die Schrecken des Stellungskriegs, aus dem die Erzählung stammt, werden mit keinem einzigen Wort thematisiert. Bis auf die geäußerte Unzufriedenheit mit den „Kriegsgewinnlern“ zu Hause wird der Krieg nicht negativ dargestellt. Im Gegenteil, anhand einer reichen Auswahl von Soldatendichtung wird aufgezeigt, wie poetisch und dichterisch die Deutschen auch unter widrigsten Umständen seien. „Sie beweisen klar und deutlich, dass die deutsche Mannschaft auch im Kriege, unter dem Drucke widriger Verhältnisse trotz Feind und Wetter und Winter tiefen und schönen Gefühlen nicht fremd bleibt.“ Der Krieg wird hierbei zu etwas, das die schöpferischen Kräfte des deutschen Soldaten fördert. (Ludvík Václavek, Olmütz)
Ottokar Friedrich Chalupka (1868-1941), als Ottokar Method Chalupka geboren, wuchs in Olmütz, Mährisch Schönberg, Mährisch Trübau und Brünn auf, wo er auch studierte. 1888 wurde er Offizier und diente in Olmütz. Von 1892 an lebte er in Wien, schrieb für mehrere Zeitungen und wirkte als Übersetzer. Zwischen 1910 und 1914 war er Chefredakteur des satirischen Blatts Scherer. Nach dem Ersten Weltkrieg richtete er seine Aufmerksamkeit auf seine Heimat (Nordmähren).
Unter dem Pseudonym Ottokar Stauf von der March publizierte er Gedichtsammlungen (Romanzero und Lieder eines Werdenden, 1895; Kampf und Leben, 1944), historische Novellen und Erzählungen im nordmährischen Dialekt (Aus den heimatlichen Bergen. Nordmährische Geschichten, 1908) sowie Romane (Der Hexendechant, 1924). Des Weiteren ist er Autor von mehreren literaturhistorischen und -kritischen Schriften: In seiner Studie Wir Deutschösterreicher (1913) versuchte er, das Bild der deutschsprachigen Literatur um unbekannte regional wirkende österreichische Literaten zu ergänzen.