Schon die Herkunft Otto František Bablers deutet die sprachliche Vielfalt an, durch die sich das Werk dieses Schriftstellers und Übersetzers auszeichnete. Otto František Babler wurde im südslawischen Bereich geboren, und zwar im bosnischen Zenica, wo Serbisch und Kroatisch (diese zwei Sprachen wurden damals für eine Einheitssprache gehalten, für das Serbokroatische) gesprochen wurde. Daneben verwendete man auch lokale bosnische Dialekte. Im Haushalt der Familie Babler wurde Deutsch und Tschechisch gesprochen. Diese beiden Sprachen vermittelten dem einzigen Sohn, O. F. Babler, seine Eltern. Der Vater O. F. Bablers, Otto Babler, Bergmann und später Buchhalter war österreichischer Deutscher. Seine Frau Jindřiška, geborene Jandová, war tschechischer Herkunft.
Was die Wurzeln der väterlichen Seite dieser Familie betrifft, reichen diese bis zu dem im 16. Jahrhundert lebenden Thomas Babler, dem Pfarrer von Budweis, der südslawischer Herkunft gewesen sein soll und sich auch mit übersetzerischen Tätigkeiten befasste (Rotrekl 1991). O. F. Babler selbst bezeichnete als seinen Ahnen auch Hugo Babler, einen Kirchenrechtskenner, der ca. um 1712 in Wien lebte. Von väterlicher Seite war Babler Deutscher österreichischer Herkunft. Einige Autoren geben an, dass sein Vater Otto Babler im Jahre 1875 in Gonobitz bei Cilly (heutiges Slowenien) geboren wurde (Rotrekl 1991). Er soll Sohn eines deutschen Vaters und einer slowenischen Mutter sein (Trnková-Hartmannová 1974). Nach privaten Notizen Jindřiška Bablers wurde Otto Babler jedoch schon 1872 geboren, und zwar entweder in Bleiberg in Kärnten oder in Kreuth, Bezirk Villach. Die slowenische Herkunft seiner Mutter Katharina, geb. Turner, erwähnt Jindřiška Babler nicht. Jindřiška Babler selbst wurde 1876 in Schlan geboren, als Tochter des dortigen Lehrers und Musikliebhabers Ignác Janda. Zur Hochzeit kam es 1895 in Prag. Dann zog das Paar nach Bosnien.
Der junge O. F. Babler verbrachte seine frühe Kindheit mit seinen Eltern in Zenica. Nach dem Tode von Otto Babler (1901) zog Jindřiška Babler mit ihrem Sohn nach Prijedor zu ihrer Schwester Josefa, deren aus Keltschitz-Kožuschan stammender Mann Ignác Letocha in dieser Stadt als Beamter tätig war. In Prijedor besuchte O. F. Babler in den Jahren 1907 – 1910 die Grundschule. Als Schüler hatte er die Möglichkeit, sich im Serbischen, Kroatischen und Deutschen zu vervollkommnen. Jindřiška Babler pflegte die deutsche Sprache auch nach dem Tode ihres Mannes. Damit der junge Otto František in einer größeren Stadt eine höhere Schule besuchen konnte, ließ sich Ignác Letocha nach Sarajevo, in die Landeshauptstadt Bosniens, versetzen. Dort besuchte O. F. Babler von 1910 – 1915 die Realschule. An der Realschule lernte O. F. Babler zu den ihm schon bekannten Sprachen auch noch das Französische. Da es in dieser Stadt auch Slowenen gab, mag er hier auch das Slowenische gelernt haben. Einen großen Einfluss übten auf ihn sowohl das multikulturelle Milieu der Stadt aus als auch einige Lehrer, die ihn im Sprachenlernen unterstützten, z. B. sein slowenischer Deutschlehrer Fludernik.
Im Jahre 1914 kam es zum „Attentat von Sarajevo“. Der Tod des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand d´Este wurde zum Anlass des Ersten Weltkrieges. Obwohl O. F. Babler am Tag des Attentats zu Hause war, war er kein direkter Zeuge dieses historischen Ereignisses. Er verbrachte die Zeit zu Hause, lesend. Nach dem Attentat entschied sich Jindřiška Babler die Stadt zu verlassen und kehrte mit ihrem Sohn und der Familie Letocha nach Böhmen zurück. Da Ignác Letocha der Vormund des Jungen war, wohnten die Bablers zu dieser Zeit zusammen mit den Letochas in Olmütz.
In Olmütz besuchte O. F. Babler von 1915 - 1919 die deutsche Realschule. An dieser Schule unterrichtete ihn z. B. Heinrich Suchanek, ein großer Musik- und Kunstkenner, der später zu seinem Freund wurde. Die Ankunft in der hannakischen Metropole war für O. F. Babler enttäuschend. Im Vergleich zu der kosmopolitischen Gesellschaft von Sarajevo fand er Olmütz viel zu ruhig. Die deutsch-tschechischen nationalen Streitigkeiten schienen ihm kleinlich zu sein (Babler 1971). Da O. F. Babler sowohl zu Tschechen als auch zu Deutschen in Beziehung stand, trat er keinem national gesinnten Jugendverein bei. Er betrachtete sich sein ganzes Leben lang als einen an Paul Eisner anknüpfenden Literaten2. Schon in dieser Zeit vermittelte er die Verständigung zwischen den Sprachen, indem er Olmützer deutschsprachige Juden Tschechisch lehrte. Schon als Student versuchte er zu übersetzen, z. B. Teile der Göttlichen Komödie. Er beschäftigte sich auch mit Musik, da es sein Jugendtraum war, Musiker zu werden. Eine Beamtenlaufbahn wollte er nicht antreten. Nach seiner Studienzeit begann Babler auch damit, seine Übersetzungen in tschechischen und deutschen Zeitungen und Zeitschriften zu publizieren. Von 1919 bis zum Anfang des Zweiten Weltkriegs veröffentlichte er seine Arbeiten in 1000 tschechischen und 70 ausländischen Periodika. Es handelte sich vor allem um Československý deník, Našinec, Olmützer Tagblatt (Olmütz), Prager Presse (Prag), Zeitschrift für Bücherfreunde (Leipzig), Philobiblon (Wien), Hochland (München), Notes and Queries (London), De Gulden Passer (Antwerpen), Jahrbuch der deutschen Dante-Gesellschaft (Weimar), Rivista di Letterature Slave (Rom)…
Übersetzungen aus und in verschiedene Sprachen wurden zu seinem Beruf. Die erste Zeitung, mit der Babler im Jahre 1919 Kontakt aufnahm, war der Československý deník. Um andere Kulturen kennenzulernen, erlernte O. F. Babler auch das Polnische, Russische, Englische und Italienische. Insgesamt beherrschte er sieben Sprachen aktiv und weitere zwölf Sprachen passiv, z. B. auch das Provencalische, Lausitz-Serbische oder Kaschubische. Er war fähig, aus allen diesen Sprachen ins Tschechische zu übersetzen, aber auch aus dem Tschechischen in andere Sprachen zu übersetzen, z. B. ins Deutsche oder ins Englische. Als bekannter Besucher der Olmützer Studienbibliothek befreundete sich O. F. Babler mit ihrem Leiter Bohuš Vybíral und mit dessen Mitarbeitern Bedřich Václavek und J. L. Fischer, dem späteren Rektor der Palacký-Universität.
Nach seinem Studienabschluss (1919) war Babler bis zum Jahre 1936 als freier Schriftsteller und Übersetzer tätig. Weil sein Onkel, Ignác Letocha, taub wurde, konnte die Familie nicht nach Sarajevo zurückkehren, obwohl dies der Wunsch von Jindřiška Babler war. In den Jahren 1923-24 leistete O. F. Babler als jugoslawischer Staatsbürger seinen Wehrdienst in Ljubljana und in Belgrad. Die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft bekam er erst im Jahre 1936. In den 20er und 30er Jahren lernte er die Persönlichkeiten kennen, die ihn für sein weiteres Leben prägten und mit denen er auch eine intensive Korrespondenz pflegte. Neben den ihm schon bekannten jüdischen Olmützer Kreis (die Geschwister Engelmann, Familie Groag), war es diesmal der Kreis katholischer Autoren, welcher sich um Josef Florian in den 20er Jahren in Stará Říše versammelt hatte. Zu dieser Gruppe zählten sowohl Künstler, z. B. Michael Florian und seine Schwester Marie, als auch Literaten und Wissenschaftler, wie z. B. Jan Čep, Albert Vyskočil, Josef Vašica oder Jakub Deml.
Neben seiner Arbeit als Übersetzer begann Babler auch als Verleger, vor allem eigener Übersetzungen, tätig zu sein. Was das verlegerische Schaffen O. F. Bablers betrifft, so ist es nötig zu erwähnen, dass Babler einige seiner Übersetzungen selbst herausgab. Im Jahre 1923 erschien als erste von ihm selbst herausgegebene Publikation der Gedichtband Písničky (Lieder) der polnischen Dichterin Maria Konopnicka. Ein Jahr später erschien das erste Werk von Bablers bibliophiler Edition Hlasy (Stimmen), Modlitby dívek k Marii (Gebete der Mädchen zu Maria) von Rainer Maria Rilke. Diese Edition umfasste 48 Bände. Der letzte, Vox clamans, des Kroaten Ivo Vojnović wurde im Jahre 1946 herausgegeben.
Neben der Hlasy-Edition gründete Babler später auch andere Editionen, z. B. die Edition Svítání (Morgendämmerung) für Dramen und Knihovna slovanských básníků (Bibliothek slawischer Dichter) für lyrische Werke slawischer Autoren. 1928 heiratete O. F. Babler Marie Mejsnarová aus Königinhof an der Elbe. Das Ehepaar kaufte sich ein Haus auf dem Lande, in Samotischek bei Olmütz, in welchem dann O. F. Babler bis zu seinem Tode wohnte. Im Jahre 1930 wurde sein einziges Kind geboren, ein Sohn, der auf den Namen Otto getauft wurde. Drei Jahre später gründete O. F. Babler seine dritte Edition, Heliotrop für lyrische Werke aus dem Gebiet der Weltliteratur. Unabhängig von diesen Editionen trug O. F. Babler als Übersetzer zu einigen Anthologien bei, es handelt sich z. B. um tschechische Übersetzung (zusammen mit F. Malý) deutsch-mährischer Lyrik, Kvítka ze zahrady německé lyriky jihomoravské (Blumen aus dem Garten der südmährischen deutschen Lyrik) aus dem Jahre 1935. 1936 erschien die Tschechoslowakische Anthologie, deutsche Übersetzungen tschechischer Lyrik, die Babler zusammen mit Paul Eisner herausgab. 1935 erschien Bablers einziges Drama, der Einakter Koníčci v lese (Pferdchen im Walde).
Bis 1936 war Babler als freier Übersetzer und Verleger tätig. Von 1936–1949 war O. F. Babler als Bibliothekar der Handels- und Gewerbekammer (Obchodní a živnostenská komora) in Olmütz angestellt. In der Zeit des Zweiten Weltkrieges konnte Babler weder seine Übersetzungen in Zeitschriften veröffentlichen noch seine herausgeberische Arbeit fortzusetzen. Im Jahre 1943 gab er illegal (bei Karel Kryl in Kremsier) seine eigene lateinisch verfasste Litaniae de beatissima Virgine Maria ad Montem Sanctum apud Olomouciam in horis anxietatis ...per compositus (Litanei zur Mutter Gottes vom Heiligen Berg) heraus. In dieser Zeit versteckte Babler eine Zeit lang Partisanen und im Februar 1945 sogar zwei russische Gefangene.
Nach dem Krieg zwischen 1946-48 war O. F. Babler als Redakteur der Bibliothek der Handels- und Gewerbekammer tätig. Im Rahmen dieser Edition erschienen elf Bände. In den 50er Jahren wurde das Schaffen Bablers als eines Nicht-Kommunisten und Katholiken wesentlich beschränkt. Von 1946-1956 wirkte Babler als Lektor des Serbokroatischen an der Philosophischen Fakultät der Palacký- Universität in Olmütz. Auch in dieser Zeit widmete sich Babler seinen Übersetzungen. Im Jahre 1947 erschien z. B. seine Macbeth-Übersetzung, im Jahre 1952 eine der Göttlichen Komödie von Dante. An dieser Übersetzung arbeitete Babler seit 1940. 1954 erschien Bablers Übersetzung des König Lear. Neben diesen größeren epischen Werken befasste sich Babler auch mit Übersetzungen „kleinerer“ Werke, vor allem aus dem Bereich der Lyrik, die in verschiedenen Zeitschriften im In- und Ausland veröffentlicht wurden, z. B. in Lidová demokracie (Prag), Deutsches Dante-Jahrbuch (Weimar) oder Die Tat (Zürich)…
Im Jahre 1952 begann Babler als Angestellter der damaligen Universitätsbibliothek, der heutigen Státní vědecká knihovna (Staatliche wissenschaftliche Bibliothek) zu arbeiten. Ein Jahr später wurde er zum Mitglied der tschechischen Übersetzungssektion des Český svaz spisovatelů (Schriftstellerbund). In den 50er Jahren widmete sich Babler in größerem Maße der Übersetzung europäischer Lyrik ins Deutsche. In den Jahren 1952-54 erschien Unvergängliches Abendland. Ein Hausbuch europäischer Dichtung mit Übersetzungen von u.a. Chesterton, Claudel oder Blake. In dieser Anthologie befindet sich auch Bablers Übersetzung der Gedichtsammlung Moji přátelé (Meine Freunde) von Jakub Deml.
Wegen einer fortschreitenden Augenerkrankung (er erblindete auf einem Auge) trat O. F. Babler im Jahre 1956 in Rente, ohne jedoch seine Arbeit aufzugeben. Als bedeutendstes Werk dieser Periode gilt der serbische Roman von Stevan Sremac Pop Ćíra i pop Spíra (Der Pope Ćíra und der Pope Spíra), den er 1960 ins Tschechische übersetzte. Ins Deutsche übersetzte er Drei Tierkreis–Zeichen des polnischen Lyrikers Jan Parandowskis. Im Jahre 1971 erschien seine tschechische Übersetzung des altfranzösischen Roman de Renart, Román o lišákovi (Roman über den Fuchs). Im gleichen Jahr auch die tschechische Übersetzung des altfranzösischen Romans über die Rose, tschechisch Román o růži, von Gillaume de Loris.
In den 70er Jahren beschäftigte sich Babler auch mit seinem eigenen literarischen Schaffen, welches sich bisher fast nur auf Gelegenheitslyrik beschränkte. 1970 erschien seine Novelle Kosířské elegie (Elegien von Kosíř). 1971 erschienen Bablers Memoiren, Krajina mého srdce (die Landschaft meines Herzens). Auch im hohen Alter pflegte O. F. Babler zu übersetzen und eine reichhaltige Korrespondenz mit anderen Persönlichkeiten der Kunst- und Literaturszene zu führen (Rudolf Michalik, James Krüss, Heinz Piontek, Peter Huchel, Václav Renč, Zdeněk Rotrekl, Věroslav Mertl…) und Gedichte zu verfassen. Eine seiner letzten Übersetzungen, die noch zu Bablers Lebzeiten erschien, war fast symbolisch mit dem Tschechischen und dem Deutschen verbunden, es war Bablers deutsche Übersetzung des tschechischen romantischen Gedichts Máj (Mai) von Karel Hynek Mácha.
Obwohl O. F. Babler auch selbst literarisch tätig war, bleibt seine übersetzerische und herausgeberische Tätigkeit am wichtigsten. Die genaue Anzahl aller von O. F. Babler übersetzten und herausgegebenen Werke wurde bis heute nicht genau spezifiziert. Es wird geschätzt3, dass es sich um mehr als 3500 kleinere oder größere Arbeiten handelt. Es kann nicht entschieden werden, ob O. F. Babler unter seinen Übersetzungen die Lyrik bevorzugte oder die Epik. Beides ist in seinem übersetzerischen Oeuvre fast gleichmäßig vertreten. Babler interessierte sich auch für die Übersetzung von Libretti (seit 1925) und Dramen, z. B. Dvě loutkové hry (Zwei Marionettenspiele) von Hilary D. C. Pepler oder die tschechische Übersetzung Smrt v katedrále (Der Tod in der Kathedrale) von T. S. Elliot aus 1969.
Mit der Herausgabe eigener Übersetzungen begann Babler, weil er für sie keinen Verleger finden konnte. Vorbild für die Vereinigung der Arbeit als Übersetzer, Verleger und Bibliophiler war für Otto F. Babler wohl Josef Florian aus Stará Říše. Florian, Gymnasialprofessor und Übersetzer (vor allem aus dem Französischen) vertrat die Maxime des schönen Buches. Bücher sollten inhaltlich (d.h. dem ultramontanen katholischen Glauben Florians entsprechend) und formal „schön sein“ (bibliophile Ausgaben). Besonders Bablers Edition Hlasy bemühte sich um besondere bibliophile Qualität. Typisch für Hlasy waren monothematische Publikationen, z. B Knížka o koni (Buch über das Pferd, 1927), Knížka o slunečnici (Buch über die Sonnenblume, 1928), Knížka o rybách (Buch über die Fische, 1929). Die Themen der Übersetzungen O. F. Bablers richteten sich nicht nach Willkürlichkeit oder kommerziellem Interesse, sondern wurden von dem Übersetzer selbst bestimmt. Bablers Schaffen war nicht von einzelnen Sprachen oder Epochen begrenzt. Es finden sich jedoch einige Themen, die diese Vielfalt sozusagen verbinden, es sind u. a. die Themen Religion (Mystik), Volksweisheit oder Natur (Tiere und Pflanzen).
Was die religiösen Merkmale der Übersetzungen Bablers betrifft, sind in Bablers Übersetzungen vor allem katholische oder serbisch-orthodoxe Themen vorhanden, dh. die Mutter Gottes oder das Leben verschiedener Heiliger, wie z. B. Bablers tschechische Übersetzungen aus dem Russischen, Serbischen und Englischen, Ruské apokryfy (Russische Apokryphen), Legendy ukrajinské (Ukrainische Legenden) oder Srbské legendy (Serbische Legenden). Er interessierte sich auch für Werke mystischer Autoren, wie die tschechischen Übersetzungen von Daniel Czepko und Angelus Silesius (Průpovědi poutníků cherubských, Sprüche cherubinischer Wandersmänner) beweisen.
Einfluss auf das literarische Interesse Bablers für den Katholizismus übte der Kreis von Stará Říše aus. Doch im Gegensatz zu Florian, der sein Schaffen nur auf den Bereich des Katholizismus beschränkte und die in literarischen Werken ausgedrückte Mystik anderer Religionen weder übersetzte noch herausgab (Putna 1998)4, schöpfte Babler auch aus diesen Quellen, z. B. aus dem Judentum oder dem Islam (Chasidské povídky (Chassidische Geschichten) von Martin Buber, 1937). Babler befasste sich auch mit Kinderliedern und Abzählreimen. Deshalb standen ihm Autoren nahe, die das Spielerische und „Nichts-Bedeutende“ in ihrem Werk hatten, z. B. James Krüss. Sehr wichtig für die Themen der Übersetzungen Bablers sind Naturmotive. Viele von ihnen behandeln dieses Thema (Píseň o němé tváři. Antologie básní o zvířatech (Das Lied über das stumme Gesicht. Anthologie über Tiere)).
Unter den schon erwähnten Sprachen sind im Rahmen der Übersetzungstätigkeit Bablers neben den Kontakten zwischen dem Tschechischen, Serbischen und Kroatischen die Kontakte zwischen dem Tschechischen und Deutschen am wichtigsten. Bei den Übersetzungen Bablers aus dem Deutschen ins Tschechische handelt es sich meistens um Lyrik. Zunächst interessierte er sich vor allem für die Lyrik deutsch-böhmischer und mährischer Autoren, wie z. B. Rainer Maria Rilke, Hieronymus Lorm oder Otto Pick. Sehr nahe standen ihm Werke von Autorinnen, z. B. Christine Busta oder Rose Ausländer. Was die Übersetzungen Bablers aus dem Tschechischen ins Deutsche betrifft, so handelt es sich bis auf einige Ausnahmen (Geschichten vom Hündchen und Kätzchen von Karel Čapek, 1958) um Lyrik aus fast allen Epochen. Meistens übersetzte er jedoch mittelalterliche und barocke geistliche Lyrik sowie Gedichte von Autoren des 19. u. 20. Jahrhunderts, in deren Werken christliche oder allgemein religiöse Tendenzen überwiegen, z. B. Otokar Březina oder Jakub Deml. Die bekanntesten deutschen Übersetzungen Bablers aus dem Tschechischen sind in einigen Anthologien vertreten. Zuletzt erschien 1987 Die Sonnenuhr. Tschechische Lyrik aus 11 Jahrhunderten. Teil I. und II., 10. – 19. Jahrhundert, Teil III., 20. Jahrhundert.
In seinem eigenen literarischen Werk sind alle drei Gattungen der Literatur vertreten. Sein ganzes Leben lang schrieb O. F. Babler Gelegenheitslyrik. Aufmerksamkeit gebührt auch dem Drama Koníčci v lese und der Novelle Kosířské elegie. Beide Werke sind durch eine ähnliche Themenstellung verbunden, beide handeln von geisteskranken Menschen (der wahnsinnige Maler Josef Mánes in der Novelle und der geistig behinderte Knabe Toník im Drama). Die Helden beider Werke fühlen sich mit der (mährischen) Natur verbunden und leben in ihrer eigenen Welt. Das Umfeld der Hauptfiguren ist abwesend, es hilft ihnen nicht, sondern jagt die Helden sogar in den Tod. Eine höhere Macht greift nicht ein, obwohl sich die Figuren nach Gott sehnen. In beiden Texten ist auffällig, dass Babler versucht, den beginnenden geistigen Verfall der Hauptfiguren mit sprachlichen Mitteln umzusetzen. Die Sprache wird brüchig, die Syntax verfällt.
In der Novelle Kosířské elegie erfüllt die Sprache noch eine andere Aufgabe. Durch hohe Intertextualität wird die Novelle mit anderen literarischen Werken verbunden. Der Autor spielt sozusagen mit dem Leser. Er übernimmt Passagen aus fremden Werken, ohne anzudeuten, dass zitiert wurde. Es handelt sich vor allem um eine Passage aus Meine Freunde von Jakub Deml (S. 10-11), um Verse aus böhmischen und mährischen Volksliedern und Paraphrasen biblischer Psalmentexte (S. 16-17) sowie um eine Allusion an Goethes Mignon „v zemi, kde rostou citróny....“ (im Land, wo die Zitronen blühen) (S. 14). Das Verbindende zwischen den fremden Texten und dem Text Bablers sind die Tragik und Melancholie der Liebe, Sehnsucht nach der Kindheit, Geborgenheit und einem (schweigenden) Gott, Bewunderung der Natur und ihre bildnerische und literarische Beschreibung (Mánes, Deml), das Alleinsein des Wahnsinnigen (und Liebenden) in der lieblosen Welt (Mignon).
Das Nachlass Otto F. Bablers befindet sich im Haus seines Sohnes Otto Babler in Olmütz-Samotischek. Zurzeit wird er bearbeitet und bewertet.
(Eva Hrdinová, Olmütz)