Friedrich (Fritz) Pater stammte aus einer jüdischen Kaufmannsfamilie. Sein Vater, aus Nikolsburg in Südmähren stammend, hatte sich in Olmütz niedergelassen. Seine Mutter kam aus einer reichen jüdischen Familie aus Tein bei Leipnik, unweit von Olmütz. Ab 1903 besuchte Pater das k. k. deutsche Staats-Gymnasium in Olmütz. Zu seinen Mitschülern zählten u. a. Paul Engelmann und Max Zweig. Nach der Reifeprüfung 1911 hatte Pater zunächst vor, sich dem Handel zuzuwenden, begann dann aber mit dem Studium der Philosophie in Wien. Gleichzeitig verfolgte er seine Laufbahn als Schriftsteller.
Im Oktober 1913 bemühte er sich darum, einen Aufsatz und Gedichte zu veröffentlichen. Dazu wandte er sich an die Schriftleitung der von Ludwig von Ficker in Innsbruck herausgegebenen Zeitschrift Der Brenner. Sein Anliegen blieb damals unbeantwortet. Ein Jahr später entstand – angeregt durch eine Reihe von Vorträgen, die Adolf Loos in den Schuljahren 1912/13, 1913/14 an seiner Bauschule gehalten hatte – der Essay Adolf Loos und das Schicksal Österreichs. Er wurde 1918 in der Zeitschrift Der Friede abgedruckt. Paters Bekanntschaft mit Loos dürfte durch die Vermittlung Paul Engelmanns zustande gekommen sein, der seit 1912 an der Loos’schen Bauschule studierte und dessen Lieblingsschüler war. (Bereits 1911 hatte Engelmann ein Gedicht auf das Loos-Haus in der Kraus’schen Fackel veröffentlicht). In seinem Essay betonte Pater, Loos habe mit seinen gesellschaftskritischen Äußerungen und seinem Bauen (dreidimensionales Planen, ornamentlose Flächen) Lüge und Schein im Wien der Jahrhundertwende effektvoll angeprangert – ähnlich wie es Karl Kraus auf dem Gebiet der Sprache getan habe.
Nach dem Ersten Weltkrieg, 1920, wandte sich Pater erneut an den Brenner. Diesmal mit der Bitte um Veröffentlichung des Aufsatzes Über Sprache und Kunst. Ludwig von Ficker erklärte sich bereit, den Aufsatz im Brenner zu drucken. Hingegen empfand er einige Gedichte, die Pater damals ebenfalls einschickte, als peinliche Trakl-Travestie. Bis zur endgültigen Veröffentlichung des Aufsatzes vergingen zwei Jahre, in denen Pater und Ficker in ständigem Briefkontakt zueinander standen.
Pater, der 1918 auf einem Landgut bei Brünn einen Hofmeisterposten angenommen hatte und als Lehrer und Begleiter eines jungen Patienten viel im Ausland war (Schweiz, Italien), bemühte sich in dieser Zeit auch darum, für den Brenner eine Lesereise in die Schweiz zu organisieren. Er war froh, dass es ihm gelungen war, „persönliche Beziehungen herzustellen, wo geistige vorhanden“ waren und war gerne bereit, sich für den Brenner einzusetzen, den er für die „einzige ernstzunehmende deutsche Zeitschrift“ hielt (Pater an Ficker, 16.11.1920). Für die Schriften Carl Dallagos hatte er besondere Sympathie. Die Publikation seines Aufsatzes im Brenner war für Pater auch deshalb wichtig, weil er, obwohl er sich als Schriftsteller sah, noch sehr wenig veröffentlicht hatte.
Nach seiner Rückkehr von Italien nach Olmütz (1922) hatte Pater vor, an der deutschen Universität in Prag das Doktorat der Philosophie zu erwerben. Er begann mit einer Dissertation über eine Theorie des Komischen. Die Dissertation wurde zwar nie fertiggestellt, über seine Theorie hielt Pater jedoch einen Vortrag vor der Olmützer Philosophengemeinschaft – kurz nach deren Gründung 1923. Diese Gemeinschaft war von dem späteren Neubegründer und Rektor der Olmützer Universität, dem bedeutenden Strukturalphilosophen Josef Ludvík Fischer ins Leben gerufen worden. Sie sollte den Dialog zwischen deutschen, tschechischen und jüdischen Intellektuellen fördern. Diese Initiative war damals einzigartig, denn es gab nur sehr wenige Kontakte zwischen Deutschen und Tschechen. Eine Ausnahme bildeten die deutschen Juden in Olmütz, die auch tschechische Kulturveranstaltungen besuchten. Die Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Tschechen in der Philosophengemeinschaft wurde durchwegs positiv bewertet, so auch von Pater im Mährischen Tagblatt, wo er vor allem auf die Sachlichkeit der Diskussionen hinwies.
Paters Theorie des Komischen wurde 1930 zusammen mit seinem Aufsatz Über Sprache und Kunst und dem Aufsatz Eins und Alles in dem Buch Eins und Alles bei Heitz & Cie. in Straßburg veröffentlicht. Pater definiert darin das Komische als ein Nicht-Sein, das offenkundig geworden ist. Das Komische sei eine Darstellung von wesentlichen Eigenschaften durch die Negation des Gegensatzes. Wie das Schöne unterliege es einem Gesetz. Ist jedoch das Schöne nach ästhetischen Kriterien gemessen das Wahre und Richtige, so sei das Komische, aus gleicher Sicht gesehen, das Falsche, Umgeworfene. Diese Darstellung wurde von Fischer als interessant empfunden, jedoch wegen des Fehlens der Komik-Tragik-Beziehung kritisiert.
Paters Abhandlung Über Sprache und Kunst erschien nicht nur im Brenner und in Eins und Alles, sondern auf Empfehlung des führenden tschechischen Literaturkritikers und –wissenschaftlers F. X. Šalda 1924 auszugsweise auch in der Zeitschrift Filosofický ruch in Prag. Die Übersetzung ins Tschechische stammt von Otto František Babler, einem bedeutenden Olmützer Schriftsteller und Übersetzer, der mit Pater bis zu seinem Tod in Kontakt stand. In dem Aufsatz ging Pater davon aus, dass das Niedere aus dem Höheren entstehe. Auch die Entstehung der Sprache erklärte er „von oben“ her: als Gottes Gabe, die der Mensch im Paradies bekam. Ähnlich wie für Johann Georg Hamann war für ihn Sprache ursprünglich Engelsgesang – die Reste davon seien im Reim enthalten. Kunst war für Pater nur die Erinnerung ans Paradies, woraus sich auch der Unterschied zwischen Kunst und Religion ergebe. Außerdem bleibe die Ästhetik auch immer der Ethik untergeordnet. Fischer sah in dem Aufsatz einen „Ausdruck der jüdischen Religiosität aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts“.
Die Einflüsse in dem Aufsatz sind zahlreich. Sie reichen von der griechischen Philosophie über Jean Paul und Schopenhauer bis zu Otto Weininger. Pater verknüpfte biblische Motive mit jüdischer Tradition. Laut Fischer versuchte Pater in dem Aufsatz, einem Gefühl der Wurzellosigkeit eine überpersönliche Gemeinschaft entgegenzustellen und damit ein freies Geistreich, eine Heimat zu entwerfen. Dies erklärt sich wohl mit Paters persönlicher Lebenssituation: Die Auseinandersetzungen zwischen der tschechischen, deutschen und jüdischen Kultur in Olmütz, der Streit um die Bedeutung der jeweiligen nationalen Kultur und Sprache und die problematisch gewordene Assimilation des Olmützer Judentums nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mündeten gerade für einen Juden leicht in ein Gefühl der Wurzellosigkeit. Aus diesem Zusammenhang lassen sich Paters Ideen verstehen.
In Olmütz bildete Pater damals, Anfang der 20er und bis in die 30er Jahre, das Zentrum eines Kreises, der sich um eine Vermittlung zwischen den drei großen Kulturen der Stadt bemühte. In seiner Wohnung in der Palacký-Straße mit Blick auf die Mauritzkirche trafen sich kunstliebende Intellektuelle. Sie diskutierten, lasen Neuerscheinungen der Weltliteratur und musizierten gemeinsam. Pater stand in Briefkontakt mit Adolf Loos. Obwohl er sich nach wie vor als Schriftsteller sah, publizierte er weiterhin nicht viel. Einige Kapitel aus dem Reisetagebuch eines Philosophen wurden 1924 in Moravský večerník abgedruckt. Dabei handelte es sich um Skizzen zu einer Metaphysik der Liebe, die Anklänge an Platon aufwies. Weitere Beiträge Paters erschienen in Přítomnost und in Tribuna.
Während des Zweiten Weltkriegs, 1940, floh Pater aus Europa. Er wurde von den Engländern gefangen genommen und ein halbes Jahr in einem Lager festgehalten. Später gelang ihm die Einwanderung nach Palästina, wo er bis zu seinem Tod in Haifa lebte und in verschiedenen Berufen tätig war. 1946 heiratete Pater die sudetendeutsche Krankenschwester Ethel. Er hatte nach wie vor Kontakt zu alten Freunden aus Olmütz: vor allem zu Paul Engelmann und Max Zweig. Außerdem stand er in ständigem Briefkontakt mit Otto František Babler, der von Olmütz aus als Vermittler zwischen den inzwischen auf der ganzen Welt verstreuten Intellektuellen tätig war. Babler besorgte Pater auch tschechoslowakische Personaldokumente. Zur Rückkehr in die ehemalige Heimat kam es allerdings nie.
Ab 1951 hatte Pater wieder intensiveren Briefkontakt zu Ludwig von Ficker. In der letzten Folge des Brenner 1954 erschien Paters Aufsatz Auf dem Karmel. Meditationen über das Schöne. In jener Zeit plante Pater auch eine Reise nach Oxford, um dort über das Komische zu referieren. Auch diesmal hatte er vor, in England Unterstützung für Ficker zu bekommen, der sich in einer misslichen gesundheitlichen und finanziellen Lage befand. Der Veröffentlichung eines weiteren Aufsatzes, Über zwei italienische Motive bei Goethe, kam Ficker mit dem Ende des Brenner zuvor. Dass jedoch Auf dem Karmel in der Pater so teuren Zeitschrift erscheinen konnte, war ihm in seiner letzten Lebenszeit eine große Genugtuung. Der Aufsatz handelt von Schönheit und Sprache. Pater geht von Otto Weiningers Äußerung „Hässlichkeit kommt von Hassen, Schönheit von Lieben“ aus und betont wiederum den überirdischen Ursprung der Sprache und den poetischen, künstlerischen Ausdruck als Voraussetzung zur Wahrnehmung von Schönheit. Schönheit war für Pater ein „Schön-Sein“ im Gegensatz zu einem „Schönes-Haben“. Das Natur-Schöne stand für Pater über allem Kunst-Schönen. Es spiegle Gottes Liebe zu seiner Schöpfung wider. Aus ihm erwachse echte Mystik.
Mit diesem Aufsatz schloss Pater für die Zeitschrift Der Brenner eine vieljährige Tradition der ästhetischen Betrachtung ab, die schon vor dem Ersten Weltkrieg von Mitarbeitern wie Hermann Broch und Theodor Haecker begründet worden war.
(Judith Bakacsy, Innsbruck)